Das Wunder von Wauwil: Cup Halbfinale nach historischem Triumph gegen Gunzwil

Siegesjubel! Mit einem 5:0 gegen den FC Gunzwil, lösen die Wauwiler das Cup-Halbfinal Ticket (Bild: Nikola Stoiljkovic).

Spielbericht FC Wauwil-Egolzwil:

Wauwil schlägt im Cup-Viertelfinale den eine Liga höher spielenden Favoriten Gunzwil und den Cup Sieger der Saison 2022/23 mit 5:0 und zieht sensationell ins Halbfinale ein. Ein Abend, an dem alles passte.

Goliath auf der Hose, David auf dem Platz, ja wer hätte das gedacht? Während der hoch favorisierte Gast aus dem Michelsamt als einziges 2.-Liga-Team mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen den besten Rückrundenstart hinlegte, standen die Wauwiler in der 3. Liga bislang am anderen Ende der Tabelle: Nur ein Punkt aus den ersten drei Spielen – das schwächste Team der noch jungen Rückrunde in der 3. Liga Gruppe 3. Wollen die Wauwiler ihre minimale Chance nutzen, so musste wirklich alles zusammenpassen – sie brauchten den perfekten Tag. Trotzdem, hätte vor dem Spiel jemand gesagt, Wauwil würde gewinnen, wäre ein „you dream, du“ à la Martullo-Blocher wohl die Antwort gewesen.

Die Rückkehrer
Coach Leke Dushi konnte auf viele Spieler nicht zählen. Während die Wauwiler Nummer 6, Miki Marjanović, voraussichtlich die gesamte Rückrunde aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs fehlen wird, kamen in den letzten Wochen noch einige Verletzungen und Abwesenheiten hinzu: Sascha Kokanović fällt ebenfalls verletzt aus, ebenso wie Sobi, die Neuverpflichtung der Rückrunde.

Der langjährige Abwehrchef Lukas Achermann fehlt ebenfalls verletzt, und auch auf Zejnulla Nexhipi, der derzeit dem Vaterland im WK dient, konnte Dushi nicht zählen. Trotzdem gab es auch ein Comeback: Unglaublich, aber wahr – Predrag Karajčić zog seinen Rücktritt zurück und stand für dieses besondere Spiel wieder in der Viererkette. Erst am Sonntag feierte Pred seinen 33. Geburtstag und sah im Trikot nie besser und jünger aus.

Darüber hinaus kehrte auch Vlado Stojanovic zurück, ein Spieler, der schon sehr lange dabei ist. Das letzte Mal in der Startelf stand er vor unglaublichen 962 Tagen, dies gegen den FC Nottwil als die Moos-Elf in die 3. Liga aufgestiegen ist. Das letzte Tor in einem Pflichtspiel erzielte Vlado noch in der 4. Liga, im Derby gegen Schltz II, dies vor genau 1053 Tagen. In den letzten Jahren litt er unter einer chronischen Patellasehnenentzündung – umso perfekter, dass er ausgerechnet gegen den FC Gunzwil zurück war.

Unterhaltsame erste Halbzeit
Wie erwartet sind es die Gäste, welche sich die erste Chance erspielen: In der 15. Minute zieht Dario Bucher von der Strafraumgrenze ab – der erste Warnschuss der Mannschaft aus Gunzwil. In der 16. Minute, praktisch im Gegenzug, kommen die Wauwiler zu einem Konter: Albert Rudaj lanciert Ivan Bijelić, dessen Abschluss wird jedoch von einem Gunzwiler Abwehrspieler abgefälscht – der Versich wäre sehr gefährlich geworden.

In der 17. Minute das 1:0 für die Moos-Kickers! Torschütze, die Wauwiler Lebensversicherung, Ivan Bijelić. Željko Karajčić versucht es mit einem Schuss aus 20 Metern, der Ball wird erneut abgefälscht. Karajčić bleibt jedoch hartnäckig, erkämpft sich den Ball zurück, findet Bijelić, der den Ball wunderschön annimmt, sich im Strafraum geschickt Platz verschafft und unhaltbar zum 1:0 trifft.

Die Gunzwiler spielen ihr Spiel weiter. Wenige Minuten nach dem Rückstand zieht Benjamin Isler von der Strafraumgrenze ab, doch der Ball geht direkt in die Hände vom Wauwiler Torhüter Jozsef Gyano. Fazit nach den ersten 25 Minuten: Die Gunzwiler haben mehr vom Spiel, mit mehr Spielanteilen, sind im letzten Drittel jedoch harmlos. Die Wauwiler nutzen eine der beiden Chancen eiskalt.

Wauwil wie entfesselt
Die letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit haben es in sich. Zunächst trifft Stojanović, nachdem Bijelić ihn schön in die Tiefe schickt. Verfolgt von zwei Gunzwilern lässt sich Stojanović nicht aufhalten und netzt souverän zum 2:0 ein.

Die Gunzwiler, definitiv bedient, spielen munter nach vorne und erspielen sich die beste Chance des Spiels. Nach einigen schönen Kombinationen schliesst Lars Fankhauser in der 34. Minute aus 16 Metern ab. Der Wauwiler Schlussmann zeigt eine wunderschöne Flugeinlage – hat aber keine Chance auf den Ball. Doch das Leder knallt an die Lattenunterkante – ein Traumtor bleibt Fankhauser verwehrt.

Dafür fällt auf der anderen Seite nur acht Minuten später das Traumtor – genau das, was den Gunzwilern verwehrt blieb.

Nach dem Abstoss von Gyano ist es Captain Edi Nikmengjaj, der den Ball erobert. Sein Pass landet bei Ž. Karajčić, der auf der anderen Seite Rudaj findet. Rudaj hat Zeit und Platz – sein Schlenzer ist unhaltbar für Torhüter Mauro Felix, ein typisches Rudaj Tor! Das 3:0 für die Einheimischen fällt in der 42. Minute – just in dem Moment, als viele noch vor dem berüchtigten 2:0 zur Halbzeit warnten.

Und es kommt noch besser für die Wauwiler: Nur drei Minuten später kann Stojanović nur mit einem Foul im Strafraum gestoppt werden. Edi Nikmengjaj übernimmt – und sorgt mit dem 4:0 für die Vorentscheidung. Keine Chance für Felix im Gunzwiler Tor. Wauwil – brutal effizient.

Auch in Halbzeit zwei das gleiche Muster
Zwar eröffnen die Wauwiler die zweite Halbzeit mit einer riesigen Chance – in der 48. Minute ist Stojanović nur Millimeter von seinem zweiten Treffer entfernt. Captain Nikmengjaj mit dem Seitenwechsel auf Ž. Karajčić, dieser spielt weiter zu Bijelić, dessen Hereingabe Vlado erreicht. Zwei Meter vor dem Tor – doch Vlado verzieht. Fast nicht zu glauben!

Auszeichnen darf sich dann auch Schlussmann Gyano: Ein strammer Schuss zwingt ihn zu einer Glanzparade – dabei braucht er jeden seiner 185 cm. Im Gegenzug hat dann auch Bijelić die Chance, seinen Doppelpack zu schnüren. Rudaj lanciert Stojanović, der in der Mitte Bijelić bedient – doch der Mann aus Sursee verzieht knapp.

Nach einer Stunde folgt die beste Chance der Gunzwiler seit dem Lattenknaller in der ersten Halbzeit: Die Hereingabe von Rafael Borges Lopes findet Philippe Kronenberg – doch der verpasst den Ball nur um Haaresbreite. Etwas wirklich Gefährliches will dem Gast an diesem Abend einfach nicht gelingen. Besonders hervorzuheben: Das Duo P. Karajčić und S. Vonarburg macht in der Abwehr einen hervorragenden Job – unzählige gewonnene Kopfballduelle und klärende Befreiungsschläge zeugen von einer bärenstarken Leistung.

Als der Gast in den Schlussminuten alles nach vorne wirft, tauchen die Wauwiler nochmals gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Dabei kann die Wauwiler Nummer 10, Ž. Karajčić, nur mit einem Foul gestoppt werden. Schiedsrichterin Muralitharan zeigt zurecht auf den Punkt. Bijelić – der Mann aus Sursee – bleibt eiskalt und erhöht vom Elfmeterpunkt auf 5:0. Sein zweiter Treffer an diesem Abend.

Ein wahrer Meilenstein in der Vereinsgeschichte, denn noch nie standen die Wauwiler in einem Cup-Halbfinale. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Gunzwiler, die sich wirklich ins Zeug legten, wollte an diesem Abend nicht viel gelingen. Die Wauwiler wiederum konnten ihre Chancen eiskalt nutzen. Die Moos-Elf ist nun definitiv in der Rückrunde „angekommen“ und belohnen sich mit dem Einzug ins Halbfinale. Da wartet nun kein Geringerer als der letztjährige Cup-Finalist, der SC Schwyz, auf die Wauwiler, die mit dem Heimvorteil antreten. Das Spiel wird am Dienstag, den 13.05. im Moos angepfiffen.

Telegramm FC Wauwil-Egolzwil – FC Gunzwil 5-0 (4-0)
Sport- und Freizeitanlage Moos – 200 Zuschauer –
SR. Tharmini Muralitharan – Tore: 17’ 83’ Bijelić, 31‘ Stojanović, 42’ Rudaj, 45’ Nikmengjaj
FC Wauwil-Egolzwil: Gyano, Stamerra, S.Vonarburg, P.Karajčić, Tschopp, Rudaj, Y.Vonarburg, Ž.Karajčić, Bijelić, Nikmengjaj (C), Stojanović
FC Gunzwil: Felix, Jurt, Kronenberg, Rogger, Bucher, Ramundo, Thimo Fleischli, Fankhauser, Furrer, Isler, Till Fleischli (C).