Mythen statt Märchen – Schwyz beendet den Wauwiler Cup-Finaltraum!

Ein intensiver Moment im Cup-Halbfinale: Wauwiler und Schwyz kämpfen um den Finaleinzug (Bild: Nikola Stoiljkovic).

Wauwil lebt Fussball – und an diesem Abend im Moos mehr denn je. Was einst vor der ersten Cuprunde gegen Ebikon nur eine mutige Instagram-Ansage war, wurde Wirklichkeit: „Ausgerechnet im 50. Jubiläumsjahr wollen die Wauwiler im Cup über sich hinauswachsen.“

Nun stand der FC Wauwil-Egolzwil tatsächlich im Halbfinal – vor heimischer Kulisse, mit einer ganzen Gemeinde im Rücken. 50 Jahre Geschichte, ein Verein, ein Traum: das Finale. Den gleichen Traum hatten aber auch die Gäste aus Schwyz. Denn während die Moos-Kickers, wie die bekannten Wauwiler Champignons, leise über sich hinauswachsen wollten, kamen die Gäste aus Schwyz, ähnlich wie bei ihren Alpenkäse, direkt mit der Rezeptur, denn sie wussten wie man ein Halbfinale spielt und gewinnt. Im letzten Jahr schossen die Mythen-Kicker im Halbfinal den FC Hochdorf aus dem Cup raus, bevor sie im Finale an Schattdorf scheiterten. Schiedsrichter Pascal Nagy eröffnete das Spiel pünktlich um 20:00 Uhr – unter tosendem Applaus, leuchtenden Fackeln und einer Atmosphäre, die das Wauwilermoos erzittern liess.

Wauwil startet mutig – Latte verhindert Führung
Das erste Ausrufezeichen gehörte den Einheimischen: Goalie Jozsef Gyano eröffnete klug von hinten, Predrag Karajčić mit einem weiten Ball nach vorne, und dort wartete bereits die Wauwiler Nummer 10, Željko Karajčić. Der nahm das Ding direkt volley – ein sehenswerter Versuch, doch der Ball strich in der 9. Minute knapp am Tor vorbei. Danach übernahmen die Gäste aus Schwyz mehr und mehr das Kommando. Sie waren aktiver, dominierten den Ballbesitz und drängten die Wauwiler tief in die eigene Hälfte. Doch Wauwil blieb gefährlich – mit schnellen Nadelstichen. So auch in der 29. Minute: Captain Edi Nikmengjaj setzt Ivan Bijelić mit einem Traumpass in Szene, der zieht aus 16 Metern ab – doch der Ball rauscht haarscharf am Pfosten vorbei. Den macht er sonst mit verbundenen Augen!

In der 39. Minute wurde es erneut brenzlig für die Gäste: Ž. Karajčić wird rund 30 Meter vor dem Tor von Janis Rohrer rustikal von den Beinen geholt. Schiedsrichter Nagy zückt zurecht die erste Gelbe Karte – es sollte nicht die letzte für Rohrer an diesem Abend sein. Dann ein echter Hingucker: Freistoss für Wauwil – Albert Rudaj tritt an. Der Weitschussspezialist zirkelt den Ball mit Gefühl und Wucht aufs Tor, Gäste-Keeper Nando Nussbaumer fliegt, streckt sich, ist mit den Fingerspitzen noch dran – und lenkt das Geschoss an die Latte!

Doppelschlag kurz vor der Pause: Schwyz trifft – Wauwil gleicht sofort aus
Für die Zuschauer wird es kurz vor der Pause noch einmal richtig spannend. Die Schwyzer zeigen die wohl schönste Aktion des Abends und gehen mit 1:0 in Führung. Nach einer wunderschönen Ballstafette ist es Bojan Vuković, der mit der Hacke auf Silvan Betschart ablegt. Wauwils Schlussmann Gyano ist beim Schuss aus 20 Meter noch leicht dran, doch der Ball klatscht an die Latte und geht ins Toraus – Eckball für Schwyz. Diesen können die Gäste verwerten: Schwyz-Captain Ramon Betschart trifft per Kopf unhaltbar zum 1:0 in der 44. Minute.

Noch vor dem Pausenpfiff erhalten die Wauwiler einen Eckball zugesprochen. Die Gäste können zunächst klären, doch Ž. Karajčić bringt den Ball erneut in die Mitte. Dort findet er Sven Vonarburg, der mit einem wuchtigen Kopfball trifft – unhaltbar für Torhüter Nussbaumer, das 1:1 in der 45. Minute.

Schwyz weiterhin überlegen, Wauwil in der Defensive gefordert
Auch die zweite Halbzeit beginnt wie die erste: Schwyz die aktivere Mannschaft, Wauwil mit Defensivarbeit beschäftigt. Doch den Gästen fehlt es an zwingenden Möglichkeiten. Dafür haben die Wauwiler diese. Die erste Möglichkeit gibt es nach rund einer Stunde. Captain Nikmengjaj spielt einen schnell ausgeführten Einwurf auf Ž. Karajčić, der auf Bijelić ablegt. Der Mann aus Sursee sucht den Abschluss, wird aber von den Gästen daran gehindert. Bei den Gästen dauert es über 20 Minuten, bis es im Wauwiler Tor gefährlich wird. Nach einem Weitschuss bleibt Gyano nichts anderes übrig, als den Ball über die Latte zu lenken.

Die Schlüsselszene des Spiels
In der 72. Minute können die Wauwiler nach einem Angriff klären: P. Karajčić spielt zu Rudaj, der Bijelić anspielt. Bijelić schickt Nikmengjaj in die Tiefe – der Konter läuft mustergültig. Nikmengjaj wird jedoch vor dem Strafraum von Rohrer gefoult, Schiedsrichter Nagy zückt die zweite gelbe Karte. Rohrer darf sich frühzeitig ein Bier gönnen, die Schwyzer müssen nun zu zehnt weiterspielen. Es stellt sich jedoch heraus, dass Rohrer der unerkannte Held der Schwyzer ist, verhindert so die Super-Chance der Wauwiler, in Führung zu gehen. Trotz des numerischen Vorteils können die Wauwiler keinen Profit daraus schlagen. Im Gegenteil: 11 Moos-Kickers gegen 10 Mythen-Kicker – für den Zuschauer macht das keinen Unterschied.

Zwar kommen die Wauwiler noch zweimal gefährlich vors Tor, doch in der 75. Minute scheitert Bijelić mit einem wuchtigen Schuss direkt an Torhüter Nussbaumer. Nur 10 Minuten später wiederholt Ž. Karajčić das gleiche Szenario. So können die Schwyzer in der 90. Minute einen Konter starten. Sie setzen sich über die Seite der vielen angereisten Supporter durch, der Pass in die Mitte findet den eingewechselten Simon Betschart, der nach der gelb-roten Karte von Rohrer in der 75. Minute ins Spiel kam, er schiebt den Ball am ersten Pfosten ein!

Der Jubel der Gäste kennt keine Grenzen: Die Schwyzer bringen den Moos und mehr als 400 Zuschauer zum Schweigen. Bitter für die Moos-Kickers, die sich an die eigene Nase fassen können. Trotz der 20 Minuten Überzahl konnte das Team von Leke Dushi keinen Vorteil daraus ziehen – vielleicht hätte man in den letzten Minuten weniger riskieren und sich auf eine mögliche Verlängerung konzentrieren sollen, um in den letzten 30 Minuten der Partie in Überzahl noch einmal richtig zuzuschlagen.

Herzliche Glückwünsche an den SC Schwyz zum verdienten Finaleinzug! Nach einer spannenden, hart umkämpften und fairen Partie. Viel Erfolg im zweiten Anlauf. So wurde aus einem „Let It Be“ ein „Help!“ der Beatles – der Traum der Wauwiler vom Finale ist in diesem Jahr geplatzt.

Telegramm FC Wauwil-Egolzwil – SC Schwyz 1-2 (1-1)
Sport- und Freizeitanlage Moos – 400 Zuschauer –
SR. Nagy Pascal, Ass.1 Thurmaier Christoph, Ass.2 Kaiser Claudio – Tore: 44. Ramon Betschart, 45. Sven Vonarburg, 90. Simon Betschart
FC Wauwil-Egolzwil: Gyano, Nexhipi, Rudaj, Ž.Karajčić, Nikmengjaj(C), Bijelić, Achermann, Stamerra, P.Karajčić, S.Vonarburg, Y.Vonarburg
SC Schwyz: Nussbaumer, Zejnulai, Rohrer, R.Betschart, Pollyn (89.Beeler), J.Steiner, A.Steiner (75’Ulrich), Lüönd, Vuković (75.Simon Betschart), Silvan Betschart (57.Kdouh), Heinzer
Verwarnungen: 39. Rohrer, 61. P.Karajčić
Ausschlüsse: 72. Rohrer.