Spannendes Derby: Cham und Kriens trennen sich 2:2

Kriens und Cham lieferten sich ein spannendes Derby in der Promotion League (Bild: Daniel Gehrig).

Im Zentralschweizer Derby der Promotion League lieferten sich Cham und Kriens ein intensives Duell, das mit einem gerechten 2:2 endete. Cham zeigte viel Kampfgeist, während Kriens in der ersten Halbzeit zahlreiche Chancen liegen liess.

Kriens reiste als Tabellenführer nach Cham und dominierte die erste Hälfte klar, verpasste aber mehrfach die Führung. Cham verteidigte leidenschaftlich, und Torhüter Nico Stucki hielt stark. Kurz vor der Pause nutzte Cham eine unübersichtliche Szene und ging durch Ajdin Bajric überraschend mit 1:0 in Führung.

Nach dem Seitenwechsel reagierte Kriens schnell: Ein Distanzschuss von François führte via Latte und Stuckis Rücken zum Ausgleich. Wenig später staubte Hoxha zum 2:1 ab. Doch Cham gab nicht auf – Bajric traf nach einem Eckball sehenswert zum 2:2.

Kriens blieb spielerisch überlegen, Cham kämpfte sich zurück. Trainer Winsauer zeigte sich enttäuscht: „Wir hätten zur Pause klar führen müssen.“ Chams Coach Nussbaumer hingegen war zufrieden mit dem Punktgewinn.

Trotz des Remis bleibt Kriens Tabellenführer, da Verfolger Brühl ebenfalls nur unentschieden spielte.

Kommentar Oliver Kraaz *

Das diesjährige Auswärtsspiel bei Cham hat mich in mehrfacher Hinsicht beeindruckt. Zum einen ist Cham schweizweit wohl die einzige Autobahn-Umfahrungs-Baustelle mit einem eigenen Fussballklub. Und was für eine Baustelle. Ich hoffe, dass der Strasseningenieur da alles im Griff, nicht dass beim nächsten Bagger-Anstich die ganze Gemeinde Cham in diesen gigantischen Schlund verschwindet.

Das Stadion Eizmoos hat ebenso unbestritten einen eigenen Charme. Dazu zählen auch die Werbebanden des sympathischen Unternehmens Glencore. Natürlich muss man Werbung für Glencore nicht verstecken. Könnte man aber durchaus.

Volksnah ist auch eine andere Eigenart des Eizmoos: Wer kurz vor Anpfiff die Herrentoilette besucht, kann mit etwas Glück auch gleich mit den Mannschaften aufs Feld einlaufen. Ich stand auf jeden Fall nach meinem WC-Besuch plötzlich neben unserem wartenden Captain Manu Fäh und den beiden Mannschaften am Spielfeldrand. Beine wäre ich mit unserer Mannschaft mitmarschiert, aber ich wollte unsere Chance in diesem Spiel nicht unnötig minimieren.

Bis das 0:1 fiel, wurde auf der Tribüne viel und allerhand erzählt. Und so wie Reisen bekanntlich bildet, bilden auch Auswärtsreisen. So erfuhr ich durch einen kundigen Sitz-Nachbarn, dass der Chamer Trainer vor etwas mehr als 20 Jahren bei der Komödie «Achtung, fertig, Charlie!» mitgespielt hatte. Das ist bis heute der erfolgreichste Schweizer Film aller Zeiten.

Plötzlich musste ich jede Bewegung von Pascal Nussbaumer beobachten. Der Mann hatte Geschichte geschrieben. Noch mehr beschäftigte mich jedoch die Frage, wie Cham zu ihm als Trainer gekommen war. Hatte da jemand alte DVDs durchgeschaut und schrie dann: «Der! Den brauchen wir als Trainer.»

Auf jeden Fall macht Pascal Nussbaumer einen guten Job. Als Cham das 1:0 erzielte, dachte ich leidend bereits: Nicht schon wieder. Nicht schon wieder in Cham. Als das 2:1 für uns erfolgte, dachte ich für kurze Zeit: Die Zeiten ändern sich. Beim 2:2 dachte ich gar nichts mehr, weil alles auf des Messers Schneide stand.

Zum Schluss war ich mit dem 2:2 irgendwie zufrieden. Auf der Heimfahrt kurbelte ich das Fenster runter, wollte noch einmal die Umfahrungs-Baustelle erblicken. Ja, wenn sie eingeweiht wird, möchte ich eine Ehrenrunde drehen und direkt ins nächste Spiel auf dem Eizmoos abbiegen. Einfach weil in Cham alles so anders ist.

Telegramm SC Cham – SC Kriens 2:2 (1:0)
Stadion Eizmoos 885 Zuschauerinnen und Zuschauer
Tore: 45+3. Bajric 1:0, 50. François 1:1, 57. Hoxha 1:2, 70. Bajric 2:2
SC Cham: Stucki, Loosli, Bühler, Niederhauser (21. Schuler), Pauli, Ris (64. Lujic), Bajric, Pasquarelli, Flühmann (81. Wyss), Tia Chef, Vögele (64. Bieri)
SC Kriens: Zajac, Hermann (65. Riedmann), Fäh (88. Sefer), Heiniger, Touré, Romano (77. Willimann), François, Siegrist, Hoxha (77. Rüedi), Sliskovic, Wicht (65. Sollberger)
Bemerkungen: SC Kriens ohne Facal, Aversa und Toggenburger (alle verletzt), Gubinelli (2. Mannschaft), Kunz und Komatovic (nicht im Aufgebot), Wälti (U20-Nationalmannschaft)

* Oliver Kraaz (54) ist seit seinem 11 Jahr überzeugt, dass ein Leben ohne SC Kriens nicht möglich ist – obwohl es Saisons gab, wo er es wünschte.