Mehreren Nachwuchskickern wurde vorgegaukelt, in Deutschland einen lukrativen Vertrag zu erhalten. Einer von ihnen hat sogar die Schule abgebrochen. Hier der Bericht der Neuen Zuger Zeitung vom 16. Januar 2016.

«Was für ein Angebot», muss sich Zurap Memeti gedacht haben. Dem A-Junior von Zug 94 wurde vom Spielerberater Nicola S. ein Vertrag vom deutschen Bundesligisten 1. FC Köln vorgelegt, laufend ab Januar 2016. «Auf den ersten Blick sieht das Papier gar nicht so schlecht aus, ein bisschen bunt vielleicht», heisst es auf der Homepage des «Kölner Stadtanzeigers», dem das Papier offenbar vorliegt. Weiter heisst es, dass der Spieler ein Gehalt von 13 200 Euro monatlich sowie diverse Sonderleistungen erhalten würde. Stutzig hätten Vater und Sohn aber spätestens werden müssen, als bei der Prämie für den Pokalsieg nicht «DFB-Pokal» steht, sondern das in der Schweiz gebräuchliche «Cup». Kölns Vereinssprecher Alex Jacob wird beim «Stadtanzeiger» zitiert mit der Aussage, dass es sich um eine «dilettantische Fälschung» handeln würde. Der Verein würde gegen den Berater wegen Urkundenfälschung klagen.

Eigens ein GA gekauft
Das könnte wohl auch die Familie. Stephan Lendi, Kommunikationsverantwortlicher von Zug 94, hat sich gestern mit dem geprellten Spieler getroffen, um das Ausmass der Schädigung abzuklären. Aus diesem Gespräch offenbart sich das beinahe unheimlich durchgeplante Vorgehen des Beraters: Gemäss der Auskunft Memetis gegenüber Lendi sei als Vermittlergebühr eine «einmalige Zahlung von 250 Franken» an den Berater erfolgt. Allerdings gab es weitere Auslagen – das Ganze zog sich rund ein Jahr lang hin. Der Spieler sei gemäss Lendi «ein- bis dreimal wöchentlich» ins Büro des Beraters in Basel gerufen worden. Der Vater kaufte ihm deshalb ein GA Junior für 2600 Franken. Dazu kamen Auslagen von rund 300 Franken für Laktattests, die er im Auftrag von S. in einer Basler Klinik machen musste. Von der Seriosität überzeugt, meldete der Vater seinen Sohn per Ende des letzten Schuljahrs von einer kaufmännischen Privatschule in Luzern ab.

Der Betrug flog auf, nachdem ein Bekannter der Familie Memeti sich beim 1. FC Köln erkundigt hatte. Dort hörte man den Namen des Spielers zum ersten Mal. Berater S. sei danach nicht mehr zu erreichen gewesen. Wie geht es nun weiter für den Geprellten? Memeti kann die Schule wieder aufnehmen, wenn auch mit einem grossen Rückstand. Und er kann weiterhin bei den A-Junioren von Zug Fussball spielen. «Für ihn hat die Schule nun klar Priorität», stellt Stephan Lendi klar. Zug 94 unterstütze die Familie im weiteren Vorgehen gegen den betrügerischen Spielerberater. Der Jurist des Vereins würde nun alle Unterlagen prüfen. Darüber hinaus sei der Klub gegenwärtig am Eruieren, ob noch mehr Spieler betroffen seien. Unabhängig vom Resultat steht gemäss Lendi fest: «Der Verein wird künftig die Spieler besser aufklären, wie sie sich im Umgang mit Beratern verhalten sollen.»

«Interesse» aus Dresden
Das Portal «Regiofussball.ch» hat die Geschichte um Zurap Memeti aufgegriffen und kürzlich publiziert. Daraufhin meldete sich mit dem ebenfalls 17-jährigen Ali Sen ein Teamkollege von Zurap Memeti. Auch er fiel auf die Masche von Spielerberater S. herein. Der Tabellenführer der 3. Liga, Dynamo Dresden, würde sich für ihn interessieren. Nachdem er vom Berater immer wieder vertröstet worden sei, meldete sich Sen telefonisch beim Verein. Dort sagte man ihm, dass man keine Verhandlungen mit einem Spieler dieses Namens führen würde. Immerhin: Sen hat seine Lehre im Detailhandel nicht abgebrochen, wie «blick.ch» zu berichten weiss.

Auch ein Baar-Spieler betroffen
Der Betrug zieht immer weitere Kreise. Denn es hat sich mittlerweile ein potenziell Geschädigter gefunden gemäss «Regiofussball.ch». Es handelt sich um einen 19-jährigen Stürmer der A-Junioren des FC Baar. Jenem wurde von Berater S. ein Anmeldeformular für ein Probetraining bei Dynamo Dresden unterbreitet. Offenbar wurde das als exklusiv verkauft und war als Lockangebot gedacht. Nur: Dieses Formular ist auf der Homepage des Vereins für jeden frei verfügbar.