
Kommentar von Oliver Kraaz *
Wir sollten, nein: dürfen diese Tage einfach geniessen. Da kommt man gut gelaunt ins Kleinfeld und geht mit einem 6:2-Sieg gegen den FC Zürich U21 noch besser gelaunt wieder heim. 6:2 für den SC Kriens.
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Und diese fröhliche Ballerei ins gegnerische Netz ist ja kein Einzelfall: Schon in den letzten Spielen mussten sich unsere Gegner auf die Bäume retten, weil wir im Moment alles wegknattern, was sich uns in den Weg stellt. Die positive Tordifferenz vom uns steigt zuverlässig an wie die Krankenkassenprämien.
Und klar: Wer auf eine Tabelle schaut und seine Mannschaft an erster Stelle der Promotion League sieht, dem schleicht sich unweigerlich die Challenge League in die Hirnwindungen. Sanft und leise. Wie die Grippeviren, die im Moment wieder ausrücken.
Challenge League. Irgendwie das gelobte Land… aber was kommt dort? Immerhin muss man sich nach einem Aufstieg dann (mindestens) ein Jahr lang mit den Widrigkeiten dieser seltsamen Liga rumschlagen. Viele Kosten, wenig Spass? Ungleiche Chancen, weil man gegen lauter Investorenklubs spielt – notabene als fast letzter Verein im Betrieb?
Tja, manchmal vergisst man, was da in Kriens abläuft. Es ist fast ein kleines Weihnachts-Wunder. Einfach mit verdammt viel Arbeit im Hintergrund.
Aktuell umfasst die Challenge League 10 Teams. 10. In anderen Ländern wäre diese Grösse eine Playoff-Runde. Und so ist auch der Stress in der Liga: Panik, weil man vielleicht nicht aufsteigt. Oder Panik, weil man vielleicht absteigt. Dazwischen nichts.
Nun diskutieren die Klubs aktuell über die Challenge League der Zukunft. Und da muss man als Fan immer etwas Angst haben, dass in Bern im schlecht gelüfteten Sitzungsraum bei lauwarmen Selecta-Kaffee und abgelaufenen Lidl-Mineralwasser unheimliche Ideen geboren werden.
Mich würde es nicht überraschen, wenn die Challenge League plötzlich 18 Teams hätte, also zwei Gruppen à 18 Teams notabene. Wahrscheinlich mit allen U21-Teams. Eventuell mit den Ü30-Teams der Super-League-Klubs obendrauf.
Oder die Challenge League besteht plötzlich nur noch aus drei Teams. Im Rahmen des Schweizer Zahlenlottos ausgelost. Der Klub mit der hellsten Flutlicht-Anlage kommt direkt in die Playoffs, die andern zwei spielen so lange, bis keine Zuschauer mehr kommen. Der Heimklub, der zuerst Null Zuschauer vermeldet, scheidet aus.
… möglich ist Vieles. Leider. Vielleicht passiert aber auch gar nichts.
Unterdessen spielen wir weiter. Auswärts vor fast leeren Rängen. Daheim vor Rängen, die nirgendwo in der Promotion League so gefüllt sind. Fast 1.000 (!) Zuschauer diesen Samstag und das gegen ein U21-Team. Tja, manchmal vergisst man, was da in Kriens abläuft. Es ist fast ein kleines Weihnachts-Wunder. Einfach mit verdammt viel Arbeit im Hintergrund.
Challenge League? Schauen wir. Nach Weihnachten.
Telegramm SC Kriens – FC Zürich U21 6:2 (3:0)
Stadion Kleinfeld 944 Zuschauerinnen und Zuschauer
Tore: 10. Hoxha 1:0, 36. Hoxha 2:0, 42. Hoxha 3:0, 58. Fiorini 3:1, 60. Sliskovic 4:1 (Pen.), 68. Sliskovic 5:1, 73. Sliskovic 6:1, 75. Ramic 6:2
SC Kriens: Wälti, Fäh, Heiniger, Riedmann, Touré, Romano, François (62. Willimann), Siegrist (74. Kunz), Sliskovic (84. Caserta), Hoxha (74. Rüedi), Toggenburger (74. Wicht)
FC Zürich U21: Morozov, Lichtenstein, Ihendu (46. Kamoko), Vukelic, Volken (76. Walker), Okafor, Stiel (46. Fiorini), Coulibaly (46. Grando), Essakkati, Ferrier (46. Ramic), Greco
Bemerkungen: SC Kriens ohne Facal, Gubinelli, Aversa, Hermann (alle verletzt), Komatovic und Sefer (beide nicht im Aufgebot).
Oliver Kraaz (54) ist seit seinem 11 Jahr überzeugt, dass ein Leben ohne SC Kriens nicht möglich ist – obwohl es Saisons gab, wo er es wünschte.