Torhüter Marco Kurtulus ist mit mehreren Zentralschweizer Vereinen aufgestiegen. Nicht zuletzt dank seiner Freundin ist er zu Beginn der laufenden Rückrunde zum Drittligisten FC Rotkreuz gestossen.

Marco Kurtulus, der 29-jährige Schweizer mit aramäischen Wurzeln, steht seit seiner Zeit als F-Junior erfolgreich zwischen den Pfosten. Auf seiner Odyssee durch die halbe Innerschweiz hat der Brunner mit wachen Reflexen ausgestattete Torhüter mehreren Zentralschweizer Fussballklubs zum Aufstieg in eine höhere Liga verholfen. Zudem wurde er mit dem FC Brunnen zweimal Innerschweizer Cupsieger.

Als absolutes Highlight in seiner bisherigen Fussballerkarriere bezeichnet er allerdings seine beiden Einsätze mit dem SC Cham in der Challenge League. Kurtulus erzählt: «Nachdem der Stammkeeper Carlo Marty in der 70. Minute im Spiel gegen Delémont einen Elfmeter verschuldet hatte und vom Platz gestellt worden war, übernahm ich dessen Part. Ich hielt den Penalty und kassierte auch in den noch verbleibenden 20 Spielminuten keinen Gegentreffer. Im darauffolgenden Spiel gegen den aus der Super League abgestiegenen FC Schaffhausen spielte ich von Anfang an. Wir feierten ein beachtliches 3:3-Unentschieden gegen den haushohen Favoriten.»

Auf und Ab im letzten Spiel
In der Zwischenzeit sind einige Jahre vergangen, die nicht spurlos an Marco Kurtulus vorbeigegangen sind. Schelmisch lachend gesteht er: «Da ich den Kochkünsten meiner Mutter Aziz nicht widerstehen kann, habe ich einige Kilos zugenommen.» Dass er trotz extrarunder Erscheinung von seinen unbestrittenen Tor­hüterqualitäten nichts eingebüsst hat, stellt er seit dem Beginn der laufenden 3.-Liga-Rückrunde beim FC Rotkreuz unter Beweis, dem er mit tollen Paraden bereits den einen oder anderen Punktegewinn gesichert hat.

So auch am vergangenen Wochenende im Auswärtsspiel gegen Ruswil, als er seiner Elf in der 91. Minute gegen einen allein auf ihn zulaufenden Stürmer ein 1:1 rettete. Selbstkritisch bemerkt Kurtulus: «Mit dieser Aktion habe ich mich für meinen Lapsus rehabilitiert, der Ruswil wegen eines mir missratenen Dribblings im eigenen Strafraum das 1:0 ermöglichte.» Marco Kurtulus wurde beim FC Rotkreuz mit offenen Armen empfangen. Er sagt: «Ich fühlte mich auf Anhieb wohl, zumal ich sofort im Team integriert wurde.» Da viel Potenzial vorhanden sei, glaube er, dass Rotkreuz in naher Zukunft im Kampf um den Aufstieg in die 2. Liga ein gewichtiges Wort mitzusprechen habe. Dass in der nun bald zu Ende gehenden Saison bestenfalls ein vorderer Tabellenrang erreicht werden könne, liege hauptsächlich daran, dass das Trainer­gespann Roger Mathis/Enzo Palatucci aus verschiedenen Gründen immer wieder auf wichtige Leistungsträger habe verzichten müssen. Kurtulus rühmt die «tolle Kameradschaft und den guten Teamgeist», der unmittelbar vor dem Rückrundenstart während eines dreitägigen Aufenthalts in Köln noch zusätzlich gestärkt worden sei.

Seinen Übertritt vom Zweitligisten Brunnen zum Drittligisten Rotkreuz begründet Marco Kurtulus mit den Worten: «Der Rotkreuzer Sportchef Michele Palatucci, der bei Cham II mein Trainer war, bemühte sich sehr um meine Verpflichtung. Dass ich einige meiner jetzigen Teamkollegen schon kannte, erleichterte mir die Entscheidung.» Nicht zuletzt aber habe er den Vereinswechsel aus einem praktischen Grund vollzogen. Kurtulus sagt: «Meine Freundin wohnt in Rothenburg, und ich wohne in Brunnen. Rotkreuz liegt ziemlich genau in der Mitte der beiden Orte. Und da ich als KV-Angestellter bei Network 41 in Sursee arbeite, kann ich nach den Trainings bei meiner Freundin übernachten und muss am Morgen nicht so früh aufstehen, um zur Arbeit zu fahren.»

Marco Kurtulus, der sich selbst als «stets fröhlichen Typ» bezeichnet, gibt unumwunden zu, dass er ein wenig faul sei. Da er nicht gerne viel laufe, sei er eben Torhüter statt Stürmer geworden, obwohl ihn diese Position gereizt hätte. Weiter erzählt er: «Als Kind war ich extrem scheu gegenüber fremden Leuten. Aufgetaut bin ich erst während meiner Lehrzeit.» Während eines Spiels könne er heute sogar laut werden, was eigentlich nicht zu seinem ansonsten ruhigen Charakter passe. Seine Freundin, die nicht namentlich erwähnt werden möchte und als Kleinkinderzieherin arbeitet, habe ihm mal nach einem Match gesagt: «Ich habe nicht gewusst, dass du auf dem Fussballplatz derart laut werden kannst. Sei in Zukunft etwas ruhiger, sonst muss ich mich ja schämen wegen dir.» Kurtulus wird sich diese Worte zu Herzen nehmen, zumal er sagt: «Meine Freundin übt einen guten Einfluss auf mich aus. Dank ihr bin ich vom Lausbuben zum pflichtbewussten Mann gereift.»

Wenn er Zeit finde, unternehme er gerne ausgedehnte Reisen, sagt Marco Kurtulus. Begeistert erzählt er: «Vor drei Jahren fuhr ich zusammen mit fünf Kollegen während vier Wochen quer durch die USA. An Silvester waren wir in Las Vergas, wo wir eine Party feierten, bei der der bekannte Haus-DJ Hardwell stimmungsvolle Musik auflegte.» Obschon der Eintritt zu dieser Party pro Person 400 Dollar gekostet habe, hätten sie es sich nicht nehmen lassen, sich frühmorgens in einer Limousine zu ihrem Hotel chauffieren zu lassen.

Am Samstag kommt der Leader nach Rotkreuz
Heute Samstag dürfte es weniger glamourös zu- und hergehen, wenn der FC Rotkreuz auf den Leader Sins trifft (18 Uhr, Sportpark). Kurtulus sagt: «Es wird ein gutes, kampfbetontes Spiel geben, das wir unbedingt gewinnen wollen.» Da Sins auf seinen torgefährlichen Spielertrainer Miga Dedic verzichten muss, der wegen einer schweren Beinverletzung operiert werden muss, stünden die Chancen von Rotkreuz auf einen Vollerfolg nicht schlecht.