Bruno Berner hat als Fussballer viel erlebt, viel erreicht. Nun startet er heute (20.00, Gersag) als Trainer mit dem SC Kriens in die neue Saison der Promotion League.

Als Verteidiger und Mittelfeldspieler war Bruno Berner (39) bei den Grasshoppers, beim FC Basel, in der Bundesliga beim SC Freiburg, in England bei den Blackburn Rovers und bei Lei­cester City engagiert. Sein letzter Auftritt bei Leicester, wo er in 85 Spielen immerhin acht Tore erzielte, ist fünf Jahre her.

Bruno Berner, wie kam das Engagement mit dem SC Kriens eigentlich zu Stande?

Mein persönlicher Betreuerstab hat mich auf den Abgang von Trainer Marinko Jurendic beim SC Kriens aufmerksam gemacht. Also haben wir uns entschieden: «Werfen wir meinen Namen in den Topf.» Zwei Tage später kam der Anruf von Kriens-Sportchef Bruno Galliker. Ich war zu diesem Zeitpunkt in Barcelona und durfte beim Grand Prix von Spanien in den Rennstall von Dominique Aegerter reinschauen, weil ich einen seiner Hauptsponsoren kenne. Am Dienstag darauf haben beide Seiten, Kriens und ich, positive Signale gegeben.

Die ganze Abwicklung des Engagements hat also rund eine Woche gedauert.

Ja, ich kann sagen, die Chemie stimmte von Beginn weg. Und schnelle Handlungsfähigkeit ist auch etwas, was ich von meinen Spielern verlange. Die schnellen Entscheide, die waren in meinem Leben oft die richtigen. Wenn man fünf, sechs Mal hin und her abwägen muss, dann stimmt etwas nicht. Bauch, Herz und Kopf müssen zusammen funktionieren.

Welchen Eindruck haben Sie unterdessen vom SC Kriens?

Der SCK ist ein lebendiger, vifer Verein. Einer auch mit Herzlichkeit und Menschlichkeit. Bei mir ist immer der Mensch im Zentrum. Kriens positioniert sich in der Zentralschweiz als fussballerische Nummer 2 hinter dem FC Luzern. Ich wurde über die finanziellen und sportlichen Geschehnisse der vergangenen SCK-Jahre informiert. Aber ich sehe und höre niemanden, der jammert.

Böse Behauptung: Kriens und Berner, das passt, weil beide mit bescheidenen Mitteln viel erreicht haben.

Wenn Sie meine spielerischen Mittel als Fussballer meinen, dann antworte ich ihnen: Jetzt sind die spielerischen Fähigkeiten des Trainers Berner gefragt, nicht mehr jene des Spielers Berner. Gefragt sind meine fachlichen, menschlichen, kommunikativen Fähigkeiten als Trainer. Meine Fähigkeit, ein Team formen zu können. Als Fussballer habe ich mehr erreicht, als ich mir erträumen durfte. Allerdings muss ich auch anführen, dass ich extrem viele Verletzungen und Rückschläge erlitten habe. Stammspieler, Bankspieler, Tribünenplatz, Verletztenliste – da war ich überall.

Im vergangenen Winter wurden Sie vom damaligen Krienser Liga-Konkurrenten Tuggen als Retter engagiert. Wieso konnten Sie als Trainer den Abstieg von Tuggen nicht abwenden?

Um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, braucht es Bereitschaft und Einheit. Es gab in der Rückrunde Phasen, da war das nicht bei allen Spielern zu spüren. Zudem braucht es im Abstiegskampf eine Serie, in der man tüchtig Punkte sammelt. Das haben wir nie am Stück geschafft.

Was machen Sie beruflich?

Ich habe zuletzt als Digitalplaner bei einer Medienagentur gearbeitet. Jetzt möchte ich meinen Fokus auf den SC Kriens richten. Beim SCK ist es ein 40-Prozent-Stellenpensum.

Als früherer Profi von Lei­cester, Basel, Freiburg und GC müssen Sie ja nicht mehr arbeiten, oder?

Doch, doch, das muss ich. Sie haben ja vorhin selber gesagt, ich sei einer mit bescheidenen Mitteln gewesen.

Gut pariert. Was muss man sonst noch von der Privatperson Bruno Berner wissen?

Ich bin Vater von zwei Kindern, die sieben und fünf Jahre alt sind. 2018 feiere ich mit meiner Frau Meltem gleich zwei Jubiläen: Wir werden dann 10 Jahre verheiratet und 20 Jahre zusammen sein. Was für mich im Leben gilt, gilt auch für meine Arbeit als Trainer: Stabilität, Beständigkeit, Konstanz, Geduld.

Ihr liebster Klub in der Aktivzeit?

Leicester bleibt für mich unvergesslich. Leicester war vor zehn Jahren, als ich dort war, ein bescheidender Klub in einer Industriestadt. Doch der Support der Fans für diesen Klub war enorm. Zu jedem Spiel kamen 20 000 Zuschauer. Und das in der dritthöchsten Liga.

Ihr allerschönstes Erlebnis in Ihrer Fussballerkarriere?

Der Meistertitel mit den Grasshoppers. Oder der Aufstieg mit dem SC Freiburg in die Bundesliga. Oder der Aufstieg mit Lei­cester von der 3. in die 2. Liga. Oder das Länderspiel 2003 gegen Frankreich, als ich gegen Zinédine Zidane spielen durfte. Bei unserer 0:2-Niederlage spielte für Frankreich übrigens auch Djibril Cissé, der diese Saison mit Yverdon gegen uns antreten wird.

Und Ihre schlimmste Erinnerung?

Auch da gibt es einiges. Ein unvergessliches Datum bleibt für mich der 13. Mai 2006, als wir mit dem FC Basel in der Finalissima gegen den FC Zürich in allerletzter Minute noch den Meistertitel aus den Händen gaben. Oder 2007, als ich mit den Blackburn Rovers in der Saisonvorbereitung stand. Blackburn war damals ein Top-Ten-Premier-League-Klub, und ich hatte die beste Vorbereitung meiner Karriere hingelegt. Ich bin regelrecht «geflogen». Der heutige Stoke-Trainer Mark Hughes signalisierte mir, dass er voll auf mich setzt. Dann brach ich zehn Tage vor dem Saisonstart den Mittelfussknochen.

Von der Premier League in die Promotion League. Welches sind die Favoriten?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich weiss, dass Yverdon und Stade Nyonnais Ambitionen haben.

Im Heimspiel gegen Old Boys erwartet man von Ihnen den ersten Sieg mit Kriens, dessen sind Sie sich bewusst, oder?

Wir werden beim Anpfiff bereit sein. Es war mir in den vergangenen Tagen und Wochen besonders wichtig, dass meine Spieler den Fokus nicht schon auf das Cupspiel gegen den FC Luzern richten, sondern auf die beiden Meisterschaftsspiele, die zuerst kommen.