Nach dem erfolgreichen Rückrundenauftakt und dem verdienten Heimsieg gegen den SC Brühl, steht für den SC Cham nun das Spitzenspiel der Promotion League auf dem Programm.

Die Ennetseer reisen am kommenden Sonntag zum 17-fachen Schweizermeister und 7-fachen Cupsieger Servette. Als Leader darf und wird der SC Cham diese Aufgabe mit viel Selbstvertrauen und einer gehörigen Portion Zuversicht angehen.

Spannende Ausgangslage
Servette gegen Cham ist auch das Duell des Aufstiegsfavoriten gegen die Überraschungsmannschaft oder der Tabellenzweite gegen den Leader – somit verspricht die Affiche an diesem Sonntag so einiges. Die beiden Teams liegen in der Tabelle im Moment zwei Punkte auseinander. Mit einem Vollerfolg der Chamer würde die Differenz bereits auf fünf Punkte ansteigen und bei einem Sieg der Genfer gäbe es einen Leaderwechsel in der Promotion League. Eine Ausgangslage, welche alles andere als alltäglich ist und daher auch enorm viel Spannung verspricht. Allerdings darf man dieses Spiel auch nicht überbewerten. Schliesslich folgen gesamthaft noch 12 Partien und ob Sieg oder Niederlage, am Sonntag entscheidet sich überhaupt nichts. Cham-Trainer Jörg Portmann:„ Natürlich ist die Situation für uns speziell und die Ausgangslage besonders. Wir werden uns aber ganz normal auf dieses Spiel vorbereiten und es angehen, wie jedes andere auch. Neben der ganzen Ernsthaftigkeit sollen es die Spieler aber auch geniessen können, denn in dieser Liga als Leader nach Genf reisen zu dürfen, ist alles andere als selbstverständlich“.

Der Blick zurück
Der Auftakt in die Rückrunde ist dem SC Cham schon fast perfekt geglückt. Gegen ein starkes Brühl siegten die Ennetseer dank den Toren von Dominic Schilling und Roman Herger verdient mit 2:0. Es war eine kämpferisch, wie auch taktisch sehr gute Leistung, auf welcher man aufbauen kann. Der Start ins Fussballjahr 2016 verlief auch bei Servette positiv. Die Genfer spielten auswärts beim SC Kriens 0:0 Unentschieden und entführten somit einen Punkt aus der Zentralschweiz. Mit dieser Ausbeute war man bei Servette durchaus zufrieden. Wie Trainer Anthony Braizat auf der Clubhomepage ausführte, war es nicht einfach, auf dem holprigen Terrain und gegen ein starkes Kriens zu bestehen. Daher sei der Punkt ein gewonnener Punkt, welcher noch entscheidend sein könne. Nach diesem Rückrundenauftakt liegt der SC Cham in der Tabelle nun zwei Punkte vor dem ersten Verfolger Servette.

Die Auswirkungen
Die erste Meisterschaftsrunde in diesem Jahr hat bei beiden Mannschaften in personeller Hinsicht Spuren hinterlassen. So musste der Chamer Captain Dominic Schilling nach einem harten Foul kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt werden. Ob es für den Spitzenkampf am kommenden Sonntag reicht, ist fraglich und entscheidet sich erst kurz dem Spiel. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Captain von Servette. So musste Tibert Pont in Kriens noch vor der Pause ebenfalls ausgewechselt werden. Sehr zum Ärger der Genfer konnte auch sein Ersatz, Liassine Cadamuro das Spiel nicht beenden. Nach zwei Gelben Karte ging es für ihn vorzeitig ab unter die Dusche. Somit ist der 28-Jährige für das Spitzenspiel gesperrt.

Torfestival und ein hitziges Ende
Das Hinspiel der beiden Teams im letzten August endete nach einem packenden Spiel 3:3 Unentschieden. Die Chamer gingen durch Severin Dätwyler und Petar Ugljesic bis zur 56. Minute mit 2:0 in Führung. Anschliessend gelang Servette der Anschlusstreffer, ehe Petar Ugljesic mit seinem zweiten Treffer wieder vorlegen konnte. Postwendend erzielten die Genfer jedoch den erneuten Anschlusstreffer und drückten nun vehement auf den Ausgleich. Dies alles übrigens mit einem Mann mehr. In der 54. Minute wurde nämlich der Chamer Cyrill Gasser vorzeitig unter die Dusche geschickt. Die Druckphase der Genfer führte dann in der 90. Minute auch tatsächlich noch zum Ausgleich. Es war dies aber noch nicht das Ende in diesem verrückten Spiel. In der Nachspielzeit verpassten die Ennetseer den entscheidenden Treffer nur ganz knapp. So aber ging das Duell schlussendlich mit diesem 3:3 zu Ende.

Die Statistik
Gesamthaft sind sich die beiden Teams bis jetzt vier Mal gegenüber gestanden. In der Saison 2007/2008 gingen beide Meisterschaftsduelle an Servette. In Cham siegten sie mit 4:0 und in Genf mit 2:0. Im September 2012 allerdings schlug dann die grosse Stunde der Chamer. Im Schweizer Cup schlugen sie den damaligen Super Ligisten und Favoriten mit 2:1. Ja und wie oben bereits erwähnt, endete das letzte Duell unentschieden.

Viel Bewegung auf dem Transfermarkt
Während der Winterpause war es bei Servette alles andere als ruhig. Der Anfang machte im November Trainer Kevin Cooper, welcher urplötzlich zum FC Wil abwanderte. Nach einigem hin und her steht nun Anthony Braizat an der Seitenlinie. Der 38-jährige Franzose verfügt noch nicht über eine grosse Erfahrung, ist dies doch seine erste wirkliche Trainerstation. Auch fussballerisch konnte er in seiner Karriere keine grossen Akzente setzen. In der Folge haben auch gleich fünf Spieler den Verein verlassen. So wechselte der Ex-Internationale Johan Vonlanthen ebenfalls zu Wil, Janko Pacar zog es nach Rumänien und Maxime Dominguez stürmt nun für den Nachwuchs vom FC Zürich. Sämtliche Abgänge wurden jedoch ziemlich schnell wieder kompensiert und ersetzt. Von Xamax hat man sich Florian Berisha ausgeliehen. Der 26-Jährige absolvierte bis jetzt 98 Spiele in der Challenge League und mit Sion 9 Spiele in der Super League. Zuletzt lief seine Karriere jedoch nicht mehr wunschgemäss und er kam in Neuenburg nur noch sporadisch zum Einsatz. Ebenfalls wieder in Genf gelandet ist Patrick Baumann, welcher bereits von 2010 bis 2012 bei Servette unter Vertrag war. In dieser Zeit wurde er dank seinen beiden Toren in der Barrage gegen Bellinzona zum Genfer Aufstiegsheld. Im letzten halben Jahr spielte der 29-jährige Innenverteidiger bei YF Juventus und absolvierte dabei 9 Einsätze. Ein weiterer Rückkehrer ist Torhüter David Gonzales, welcher von Etoile Carouge verpflichtet wurde. Zudem kommen noch Liassine Cadamuro wie auch Jérémy Faug-Porret, welche zum ersten Mal in der Schweiz spielen.

Der Traditionsverein
Der 17-fache Schweizermeister und 7-Cupsieger Servette FC kann und darf auf eine bewegende Clubgeschichte zurückblicken. Allerdings liegen die grossen Erfolge bereits lange zurück. Vor genau 15 Jahren führte der damalige Trainer Lucien Favre die Genfer zum letzten Titel. Gegen Yverdon gewann man 2001 den Cupwettbewerb. Ab diesem Moment ging es jedoch fast nur noch bergab. Man schrieb das Jahr 2005, als der damalige Präsident Marc Roger den Blick für die Realität verlor und den Verein in den Konkurs riss. Mit viel Einsatz gelang zwar der Wiederaufbau, doch der Iraner Majid Pishyae hinterliess 2012 wiederum das nackte Chaos. Ja und im letzten Sommer kam es unter dem Kanadier Hugh Quennec zur Zwangsrelegation in die Promotion League. Nun versuchen neue Investoren den Verein wieder auf die Erfolgsstrasse zu führen. Zu diesem Zweck wurde sehr viel Geld investiert. Zum einen wurden die Schulden von rund 5 Millionen Franken getilgt und dann auch noch etwas mehr als 4.5 Millionen Franken in die Mannschaft gesteckt. Ein schon fast unglaubliches Budget für einen Verein aus der Promotion League. Das Ziel ist klar, man will in Genf wieder nach oben und im Konzert der Grossen mitspielen. Daher ist der Aufstieg in die Challenge League für Servette mehr als nur Pflicht. Schliesslich lässt sich auf diesem Niveau kaum Geld verdienen.

Das Selbstvertrauen des Leaders
Nun aber steht zuerst einmal das Spitzenspiel gegen den SC Cham auf dem Programm. Ein Spiel mit speziellen Vorzeichen, könnte der Ausgang den weiteren Saisonverlauf doch entscheidend beeinflussen. Die Ennetseer haben in dieser Saison schon mehrmals gezeigt, dass sie sich vor keiner Mannschaft verstecken müssen und über sehr viel Qualität verfügen. Nicht umsonst steht man im Moment an der Spitze der Promotion League. Allerdings ist man sich beim Sportclub auch bewusst, dass dies nur mit viel Arbeit, Leidenschaft und Engagement möglich ist. Ja und genau so will man auch in Genf antreten. Zu verlieren hat man überhaupt nichts, zu gewinnen dafür umso mehr. Trainer Jörg Portmann:„ Wir nehmen sicherlich eine gehörige Portion Selbstvertrauen mit nach Genf. Wir dürfen uns aber auch nicht selber zu sehr unter Druck setzen. Auch wenn es ein spezielles Spiel ist, es geht nicht um alles oder nichts. Wir wissen, dass uns eine sehr schwierige Aufgabe erwartet, sehen dieser aber mit viel Freude entgegen. Wie immer, wenn wir antreten, haben wir unsere Ziele und wollen am Sonntag mit einem für uns positiven Resultat die lange Heimreise antreten.“ Gross ist die Vorfreude auf dieses Spiel auch bei Servette selber, wie auch der Genfer Bevölkerung. Ja man darf sogar von einer gewissen Euphorie sprechen. So gibt es für jede Saisonkarte einen Gratis-Eintritt dazu. Dementsprechend gut läuft natürlich auch der Ticketvorverkauf. Bereits jetzt ist klar, dass die Zuschauerkulisse beachtlich sein wird und eine prickelnde Stimmung herrschen wird.

Anpfiff im Stade de Genève ist am kommenden Sonntag um 15:00 Uhr.