Eldin Muharemi vom SC Cham blickt mit erst 24 Jahren auf eine bewegte Fussballkarriere zurück. Als er die Sportschule in Bürglen TG besuchte, spielte der Junior des FC Frauenfeld in der U14 und U15 des Teams Thurgau. Von der U16 bis zur U21 trug er die Farben des FC St.Gallen. Nach einem Probetraining beim Challenge-League-Verein Chiasso offerierten die Südtessiner dem talentierten jungen Mann just an seinem 21. Geburtstag einen Zweijahresvertrag als Profi.
«In den Zweikämpfen kenne ich kein Pardon.»
Eldin Muharemi, Mittelfeldspieler SC Cham
«Für mich ging ein Traum in Erfüllung, den ich zu Hause mit meiner Mutter und meinen drei Schwestern ausgiebig feierte. Es war schade, dass mein Vater, der verstarb, als ich 13 Jahre alt war, nicht dabei sein konnte», bedauert Muharemi. Er sei stolz und unendlich dankbar, wie seine danach alleinerziehende Mutter seine Schwestern und ihn grossgezogen hätte.
In Kung-Fu-Manier niedergestreckt
Die Profikarriere des Eldin Muharemi in Chiasso stand unter keinem guten Stern. Im ersten Halbjahr gelangte der Mittelfeldspieler wegen Rückenproblemen nur sporadisch zum Einsatz. Um sich Spielpraxis aneignen zu können, wurde er im Winter an den in der Promotion League spielenden FC Locarno ausgeliehen. Im Sommer kehrte Muharemi zu Chiasso zurück, wo inzwischen – nicht zuletzt infolge dreier Trainerwechsel – schwierige Verhältnisse herrschten. «Zu allem Übel erlitt ich im letzten Spiel der Saison 2015/16 eine gravierende Schulterverletzung, als mich der Winterthur-Keeper Matthias Minder in Kung-Fu-Manier niederstreckte. Ich wurde sofort operiert, der Arzt verbot mir in den folgenden sechs Monaten Kontaktsport zu betreiben.»
Angesichts dieser Tatsache verlängerte der FC Chiasso den ausgelaufenen Vertrag nicht mehr. «Es war das vorläufige Ende meiner Profikarriere. Vorläufig, weil ich fest entschlossen bin, nochmals als Profifussballer auf Punktejagd zu gehen», verrät Eldin Muharemi.
Mesut Özil als fussballerisches Vorbild
Nach unzähligen Therapieeinheiten und der vollständigen Genesung spielte Muharemi die Rückrunde der Saison 2016/17 mit United Zürich in der Promotion League. Im vergangenen Sommer wechselte er innerhalb derselben Liga zum SC Cham, wo er sich nochmals für höhere Aufgaben profilieren möchte. Dass der in Frauenfeld wohnhafte Spieler wegen der Trainings und der Matches drei- bis viermal pro Woche die weite Reise in die Zentralschweiz im Auto zu absolvieren hat, nimmt er dabei gerne in Kauf. Dies, obwohl der Sportclub nach zehn Matches nur knapp vor den Abstiegsplätzen klassiert ist. «Im Moment läuft es meinen Teamkollegen und mir noch nicht wunschgemäss. Dumme individuelle Fehler und eine mangelhafte Chancenauswertung haben uns bislang einige Punktverluste eingetragen. Aber in unserem Team steckt genug Potenzial und Charakter, um aus eigener Kraft die Wende zum Guten schaffen zu können», ist Muharemi sicher. Der bekennende Bayern-München-Fan bezeichnet als sein fussballerisches Vorbild den Arsenal-Lenker Mesut Özil. «Meine Kollegen sagen oft, meine Spielart ähnle der meines Vorbilds», sagt der mit einem starken linken Fuss ausgestattete offensive Mittelfeldspieler der Chamer.
Eldin Muharemi bezeichnet sich selbst als ausgeglichenen, ruhigen Typen, der keiner Fliege was zuleide tun könne. Ist das nicht ein Nachteil im harten Fussballgeschäft, wo oft mit harten Bandagen gekämpft wird? «Es mag sein, dass ich im Alltag oft zu lieb bin. Das ändert sich schlagartig, sobald ich das Spielfeld betrete. In den Zweikämpfen kenne ich kein Pardon», räumt Muharemi ein.
Der momentan arbeitslose Eldin Muharemi ist auf der Suche nach einem kaufmännischen 70-Prozent-Job. Und weiter nach vorne blickend sinniert er: «In zehn Jahren hoffe ich, als Familienvater auf eine erfolgreiche Profikarriere zurückblicken zu können. Und mit einer lieben Ehefrau und drei Kindern ein glückliches und zufriedenes Leben zu geniessen.»
Wiedersehen mit Ex-Teamkollegen
Heute Samstag tritt der SC Cham im Auswärtsspiel gegen den Tabellenletzten FC United Zürich an (16 Uhr, Buchlern). Eldin Muharemi sagt über seinen Ex-Klub: «Im Verein und im Kader der ersten Mannschaft gab es im Sommer grosse Umwälzungen. Das darf uns aber nicht sorglos oder gar überheblich machen. Wir müssen voll konzentriert spielen, um einen Sieg einfahren zu können.» Und Muharemi zeigt die Wichtigkeit der Partie auf: «Wir brauchen die drei Punkte, um uns in der Tabelle gegen hinten ein wenig Luft zu verschaffen.»