Klare Machtverhältnisse im 1.-Liga-Spitzenderby: Buochs deklassiert Luzern U21 mit 3:0 und profiliert sich definitiv an der Spitze. Es war ein beeindruckender Auftritt der Nidwaldner.
Gerardo Seoane, der Chef der gestern eher unbedarft auftretenden FCL-«Talente», verabschiedete sich am Schluss einigermassen ungehobelt, kommentarlos – oder behaupten wir mal stinkhässig in die Kabine. Hätte jeder andere Coach, dem die Mannschaft 93 Minuten lang Ärgernis aufgeladen hatte, auch getan. Ein bisschen konkreter: Luzerns Zukunftshoffnungen erwürgten sich gestern genau eine Chance. Und die war nicht der Rede wert. Weil halbbatzig. Das zum FCL.
Wie wohltuend war da der Fussball, den der SC Buochs seinen Fans offerierte. Da loderte das Feuer, hier paarte sich die unbändige Kampfkraft mit einer fussballerischen Eleganz, die auf diesem durchweichten, schwer bespielbaren Seefeld doch sehr erstaunte. «Wir hatten uns vorgenommen, Luzern unter Druck zu setzen, ihnen keinen Zentimeter Spielraum zu gewähren, nach der Balleroberung sofort konstruktiv und rasant in die Offensive zu starten», erzählte Buochs-Trainer Selver Hodzic nach einem 3:0-Sieg, der die Stärkeverhältnisse exakt widerspiegelt. «Waren wir wirklich so viel besser?», hielt sich Hodzic bedeckt – ja, genau so viel stärker waren die Nidwaldner. Sie hatten in Diethelm und Guidotti zwei sehr kompromisslose Abwehrbrocken im Innenblock, mit Lambert einen Chefdenker, der unglaublich unauffällig wirkungsvoll dirigierte, in Tanushaj einen Ballkünstler, der jedem oberklassigen Verein gut anstehen würde. Wie viel könnten da die jungen FCL-Talente von diesem eleganten Mittelfeldmann noch lernen!
Zaubertor als Dankeschön
Es wäre indes ungerecht, die überragende Leistung von Buochs auf herausstechende Einzelleute zu reduzieren: Das Team von Hodzic überzeugte im Kollektiv, war unerhört homogen, schaltete schnell aus scheinbarer Defensivlethargie um, trickste zur Freude des Publikums im Gegenstoss auch mal mit Hackentricks: es machte einfach Freude, diesem Team zuzuschauen. «Ja», lächelte Hodzic, «es hat auch mir Spass gemacht, wie das Team auftrat.» Aber: «Es geht weiter. Ich will jedes Spiel gewinnen.» Also: «Bescheiden bleiben, weiter arbeiten. Dann werden wir dort oben bleiben, wo wir jetzt stehen.»
Buochs also bewies nicht nur, dass Handwerk goldenen Boden hat, sondern schoss auch Tore. Da Costa abgebrüht nach einer überfallartigen Gegenattacke in der 19. Minute zum 1:0. Guidotti per Penalty siegsichernd in der 70. Minute zum 2:0. Und um der Gesellenprüfung, die Buochs nun endgültig zum Spitzenteam befördert, fussballerisches cum laude aufzusetzen, lupfte Christophe Lambert (30) in letzter Sekunde technisch perfekt den Ball zum 3:0 ins Netz. Ausgerechnet er, der zehn Jahre lang für den FC Luzern die Farben getragen hatte, auch heute noch manchem FCL-Talent fussballerisch die lange Nase zeigt. Und ein Gentleman geblieben ist: «Wir waren kompakt, wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Aber es wäre ungerecht, den FCL nach diesem Spiel in der Luft zu zerreissen. Das kann halt mal passieren.»
So würdevolle Worte wird Gerardo Seoane für seine Leute kaum gefunden haben.
Telegramm SC Buochs – FC Luzern U21 2:0 (1:0)
Seefeld. – 250 Zuschauer. – SR Schelb. – Tore: 18. Goncalves 1:0. 76. Gjidoda (Foulpenalty) 2:0. 93. Lambert 3:0.
Buochs: Blättler; Bühler, Guidotti, Diethelm, Trajkovic; Fabian Nickel, Tobias Nickel; Gjidoda (84. Haldi), Lambert, Tanushaj (88. Kirschenhofer); Da Costa (78. Unternährer).
Luzern U21: Enzler; Heini (46. Ajeti), Schmid, Sousa, Feka; Voca; Riedmann, Rüedi, Wolf (67. Njau), Binaku (46. Shabani); Hoxha.
Bemerkungen: 69. Platzverweis Ajeti (Gelb-Rot). 83. Pfostenschuss Unternährer.