Verwundert rieben sich die 600 Zuschauer auf der Surseer Schlottermilch gestern Abend die Augen. Entgegen der Tabellensituation gewann der FC Sursee das Luzerner Landderby gegen Schötz. Es war nicht nur das hohe Resultat, das für Verwunderung sorgte, sondern auch die Art und Weise, wie das 5:0 zu Stande kam. Auf der einen Seite ein leidenschaftlich kämpfendes, aber auch mit spielerischen Mitteln auftretendes Sursee; auf der anderen Seite ein FC Schötz, der kaum ein Bein vors andere brachte und sich auch gegen die Kanterniederlage nicht gross zur Wehr setzte. Oder wie es Captain Luca Ferricchio nach dem Spiel ausdrückte: «Man hätte auch elf Stecken auf den Platz stellen können. Da war kein Kampfgeist zu erkennen, kein Teamgeist. Das ist der Tiefpunkt in dieser Saison.»
Die Stimmung beim FC Schötz war nach dem Spiel derart im Keller, dass weder Stürmer Labinot Aziri noch Trainer René Erlachner etwas zum Spiel sagen wollten. Das Einzige, was Erlachner über die Lippen brachte: «Ich bin sprachlos – das war zu viel!» Derart vorgeführt zu werden, und dies erst noch im prestigeträchtigen Derby, das ist für die Schötzer schwer zu verkraften. Immerhin redete Luca Ferricchio Klartext: «Jetzt muss sich jeder bei uns selbst hinterfragen. Habe ich alles gemacht, mich richtig vorbereitet, richtig trainiert? Ich hoffe, dass es jetzt im Training auch mal etwas härter zur Sache geht.» Äusserungen, die darauf hindeuten, dass es auf Wissenhusen brodelt und dass auf die Hinterländer vor der Partie gegen Bassecourt eine unruhige Woche wartet.
Ganz anders die Befindlichkeit in der Surseer Kabine. Beim FC Sursee ging alles auf. Nach einem fürchterlichen Stockfehler von Kälin eröffnete Pinto das Skore, danach trafen Jordan Otomo und Elvis Bratanovic je doppelt. Wobei insbesondere Jordan Otomo im Surseer Spiel enorm belebend war. Bezeichnend sein Tor zum 2:0, als er zuerst mit einem einfachen, zur Stadion-Tormusik passenden Hüftwackler seinen Gegenspieler ins Leere laufen liess und Torwart Hönger zwischen den Beinen erwischte. «Wir haben alles genau so umgesetzt, wie es uns der Trainer vorgegeben hat», analysierte Jordan Otomo das Spiel der Surseer. Und er freute sich natürlich auch über sein erstes Doppelpack in der 1. Liga. «Nach der langen Verletzung sind die Tore ein schönes Gefühl, und ich freue mich, dass ich dem Team helfen konnte.»
Schötzer lassen sich taktisch überraschen
In der Offensive zeigten die Surseer ihr volles Potenzial mit teilweise herrlich herausgespielten Kombinationen und mit Effizienz. Und – was in dieser Saison beim Team von Trainer André Grüter nicht selbstverständlich ist: Die Defensive stand stabil, liess den Schötzern kaum eine Torgelegenheit zu. Für Captain und Innenverteidiger Samuel Huber war das zweite Heimspiel in Folge ohne Gegentor ein weiterer Beweis dafür, dass die vorgenommenen Umstellungen fruchten. «Wir spielen mehr auf den Mann und getrauen uns wieder, in die Zweikämpfe zu gehen», sagt Huber. Er vermutet, dass die Schötzer von den Surseern taktisch überrascht wurden, «denn wir spielten von Beginn an Pressing und konnten den FC Schötz so zu Fehlern zwingen. Und mit jedem Tor spielten wir uns noch mehr in einen Rausch. Wir waren total ‹geladen› und wollten dieses Derby unbedingt gewinnen», so Huber. Mit dem nun gewonnenen Selbstvertrauen sei auch im letzten Spiel dieses Kalenderjahres am nächsten Sonntag auswärts in Delémont der eine oder andere Punkt zu holen.
Der Blick auf die Tabelle zeigt jedoch: Der FC Sursee steht nach wie vor im Abstiegskampf, während der FC Schötz sich im gesicherten Mittelfeld befindet. Und dennoch haben sich seit gestern Abend die Vorzeichen total verändert. In Sursee schlug die Ruhe in Euphorie um, während man in Schötz Trübsal bläst und um die richtigen Worte ringt.
Spielbericht FC Sursee: Tolle Leistung der Grüter-Elf
600 Zuschauer rieben sich im Derby zwischen Sursee und Schötz die Augen und sehen einen 5:0 Sieg Die Grüter-Elf musste verletzungsbedingt auf drei Stammspieler (Christen, Graf, Wyder) verzichten.
Quasi mit dem letzten Aufgebot versuchte Sursee mit einem hohen Pressing den Gast aus Schötz unter Druck zu setzen. Schötz konnte sich in der Startviertelstunde immer wieder geschickt aus der Umklammerung lösen, offensiv wurde die Erlachner-Elf aber nicht gefährlich. Der Knoten löste sich in der 21. Min. Einen Fehler von Kälin nutzte Pinto zu 1:0 Führung aus. Dies war der Startschuss zu einem Feuerwerk. Der wirblige Otomo und der torgefährlich Bratanovic erhöhten bis zur Pause auf 3:0. Ganz wichtig war die Aktion von Peterhans, welcher vor dem Pausenpfiff einen Schuss von Aziri in der vorderen Ecke in Corner ablenken konnte. So blieb die Null auf Schötzer-Seite stehen.
Nach der Pause hielt Sursee die Pace, legte sogar noch einen Zahn zu. Schötz versuchte, aber konnte an diesem Samstag-Nachmittag nicht. Das 4:0 zeigte die Qualitäten von Bratanovic. Zwei Gegenspieler spielte er schwindlig und via linkem Innenpfosten traf er erneut. Dies war der Knock-Out für die Gäste aus Schötz. Sursee lies hinten nichts zu, die Defensive um Huber und Bieri stand ausgezeichnet. Den Schlusspunkt setzte nochmals Otomo mit seinem zweiten Treffer zum 5:0. Nach einer eher verkorksten Vorrunde hat sich die Grüter-Elf mit einer magistralen Leistung im letzten Heimspiel von seinen Fans verabschiedet.
Die Geburtstagskinder (Clubwirtin und Ehrenpräsident) strahlten mit glänzenden Augen. Eine lange Nacht mit Gody-Raclette war eingeläutet. Dieser Sieg war Balsam auf die Wunden und die sehr engagierte Mannschaft hat ihn sich verdient.
Am Sonntag, 12.11., 14.00 Uhr folgt zum Abschluss das Auswärtsspiel gegen SR Délemont. Die Mannschaft von Mario Cantaluppi hat Hochs und Tiefs erlebt. Die Grüter-Elf wird alles unternehmen, damit der Punktestand ausgebaut werden kann. Gerne erinnert sie sich an das Startspiel auf der Schlottermilch, welches mit 2:1 gewonnen wurde.
Telegramm FC Sursee – FC Schötz 5:0 (3:0)
Schlottermilch. – 600 Zuschauer. – SR Tasdemir. – Tore: 21. Pinto 1:0. 32. Otomo 2:0. 37. Bratanovic 3:0. 51. Bratanovic 4:0. 85. Otomo 5:0. – Sursee: Peterhans; Bolliger, Bieri, Huber, Ehrler; Pinto (76. Steinmann), Trost (74. Guedes), Feuchter, Otomo (86. Hasanramaj); Lukic, Bratanovic. – Schötz: Hönger; Gänsler, Ferricchio, Kälin (46. Frey), Skeraj; Bossaha, Rapelli, Koch, Pekas; Zobrist (46. Nikmengjaj), Aziri.