Der Held im Hintergrund

Jörg Portmanns Stärke ist die Fähigkeit, sich in seine Spieler einfühlen zu können (Bild: Maria Schmid, Neue Zuger Zeitung).

Beim Überfliegerteam des SC Cham ist der sensible Trainer Jörg «Udo» Portmann der Baumeister des Erfolgs. Er selbst würde das nie so sehen.

An Herausforderungen mangelt es Jörg «Udo» Portmann nicht. Der 38-Jährige ist Vater zweier Kinder im Alter von vier und acht Jahren und im 75-Prozent-Pensum als Sportlehrer an der Kanti Musegg in Luzern tätig. Und dann ist er noch Trainer des Überfliegerteams vom SC Cham. Der führt die Tabelle der Promotion League mit fünf Punkten Vorsprung auf Servette Genf an, das er am vergangenen Sonntag auswärts besiegte.

Wie ist es möglich, alle diese Aufgaben zu meistern? «Es ist alles eine Frage der Organisation. Meine Frau Sonja und meine Kinder Alicia und Aenea halten mir den Rücken frei. So kann ich mich ganz auf meinen Beruf und auf den Trainerjob konzentrieren. Der Schlüssel des Erfolgs ist das gegenseitige Vertrauen und die Harmonie zwischen mir und den Menschen, mit denen ich zu tun habe», betont Portmann.

Vom sportlichen Erfolg ist er überrascht. «Nachdem wir im vergangenen Sommer den Aufstieg geschafft hatten, hatten wir grossen Respekt vor den vor uns liegenden Herausforderungen. Wir hofften, bestenfalls nicht in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Wir dürfen zwar sagen, dass wir eine starke Truppe sind, denn wir haben gute Fussballer in unseren Reihen. Aber dass es uns nun derart gut läuft, ist fast nicht zu glauben.»

Portmanns Bescheidenheit
Wichtig sei auch die grossartige Unterstützung, die er seitens der Vereinsleitung und seines Staff erhalte, sagt Portmann. «Coach Pius Limacher erledigt alle organisatorischen Aufgaben rund ums Team. Assistenztrainer Moreno Merenda entlastet mich, indem er verschiedene Trainingseinheiten übernimmt und mich vollwertig vertritt, wenn ich aus irgendeinem zwingenden Grund ausfalle.» Nach seinen Stärken befragt, huscht ein verhaltenes Lächeln über Portmanns Gesicht. Man spürt, dass er seine Verdienste nicht herausstreichen möchte. In aller Bescheidenheit sagt er: «Ganz ehrlich, der wichtigste Erfolgsfaktor ist das Team, nicht ich.» Erst nach einer längeren Pause verrät er: «Ich spüre die Charaktere meiner Spieler. Das hilft mir, ein Klima zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen. Die Chemie im Team stimmt. Im Training und im Spiel setzt sich jeder bedingungslos für den anderen ein.» Und dann schiebt Jörg Portmann nach: «Derzeit läuft es uns ausgezeichnet, aber das kann schnell kippen. Deshalb ist es wichtig, dass wir bescheiden bleiben und die vor uns stehenden Aufgaben mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit und dem nötigen Respekt in Angriff nehmen.»

Morgen in Basel
Servette, Kriens und der heutige Gegner Old Boys Basel (siehe Hinweis) würden wohl alles unternehmen, um sich an die Tabellenspitze hieven zu können. «Ich gehe jedenfalls davon aus, dass uns die Old Boys ein kampfbetontes Spiel liefern werden, zumal wir nach dem 2:1-Auswärtssieg vom vergangenen Wochenende über Servette Genf nun definitiv die Gejagten sind.»

Diese Tatsache erschwere die kommenden Aufgaben für ihn und seine Truppe zusätzlich. Trotz der Betonung, wie wichtig ihm ein gut funktionierendes Kollektiv sei, wisse er es zu schätzen, dass sein Team auch über ein paar Leaderfiguren verfüge. Zwischen ihnen und ihm bestehe ein uneingeschränktes Vertrauen, das die Spieler mit starken Leistungen honorieren würden.

Portmann bezeichnet sich selbst als einen harmoniebedürftigen Mann, der gut differenzieren kann. «Ich merke, was effektiv wichtig ist und was ich weglassen kann. Obschon ich beispielsweise jedes Training minutiös vorbereite, kann es vorkommen, dass ich mein Konzept schon nach dem Einlaufen umkremple. Ich verlasse mich dabei auf mein Bauchgefühl, das mir zu verstehen gibt, dass mein Team etwas anderes braucht, als ich gedacht und geplant habe.»

Hinweis: Cham spielt heute Samstag ab 16 Uhr auf der Schützenmatte in Basel gegen die Old Boys. Den verrückten ersten Match gewann der Sportclub mit 4:3.