Vor einer Woche schlägt der Vater von Luiz* dem Trainer die Faust ins Gesicht. Grund dafür: Der junge Ersatzgoalie sitzt auf der Bank. REGIOfussball.ch konnte mit dem Sohn über die unglaublichen Vorkommnisse und die Gründe sprechen.
Am Sonntag, 14. Juni passierte es. Bei einem Spiel der B-Junioren zwischen dem Team OG Kickers und Emmen United ging vor Ende der ersten Halbzeit der Vater des Ersatztorhüters auf den 31-jährigen Trainer des Teams von Emmen United los und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Grund für diesen Angriff war offenbar, dass sein Sohn nicht spielte. Das berichtete REGIOfussball.ch am letzten Montag (zum Bericht). Im Laufe der Woche nahmen die Geschichte zahlreiche nationale Medien wie 20 Minuten oder BLICK auf und berichtete ebenfalls ausführlich über den Vorfall auf der Luzerner Sportanlage Wartegg.
Am vergangenen Samstag trafen wir den sichtlich angeschlagenen 16-jährigen Torhüter Luiz* zu einem Gespräch. Dies auf persönlichen Wunsch des jungen Torhüters von Emmen United. Er wolle uns die unschönen Geschehnisse persönlich erläutern.
Diszplinprobleme
Im vergangenen Sommer kam für ihn der grosser Aufstieg, erklärt uns Luiz stolz, er durfte in die regionale Auswahl von Emmen United UN17. Er freute sich riesig auf das neue Fussballjahr und die neue Herausforderung. Am Anfang stand er bei einem Turnier in Veltheim im Mittelpunkt, er kassierte kein einziges Tor am internationalen Turnier und zeigte eine super Leistung. Doch dann ging es mit der Leistung bergab. Als Ursache gibt der Torhüter reumütig an, dass seine Disziplin, sein Einsatz und auch seine Konzentration in den Trainings mangelhaft waren.
Das klärende Gespräch
In einem Gespräch mit dem Trainer in der Winterpause wurde diese Thematik angesprochen. Luiz versprach Besserung und zeigte fortan eine konzentriertere Leistung, mehr Einsatz, Wille und führte auch Aufgaben wie Flaschenfüllen etc. unaufgefordert aus. Das Angebot in eine Mannschaft in der 2. Stärkeklasse zu wechseln lehnte Luiz dankend ab. Der Stolz liess das nicht zu, er wolle um seinen Stammplatz kämpfen, erklärt uns Luiz energisch. Doch trotz diesem Engagement fühlt sich der junge Torwart von seinem Trainer benachteiligt und in der Rückrunde teilweise zu unrecht kritisiert.
Linienrichter anstatt Torwart
Luiz trainierte fleissig und engagiert in der Rückrunde. Nach seiner Ansicht wurde der andere Torhüter aber bei gleichen Fehlern weniger kritisiert. So stand also immer sein Kollege als „Nummer eins“ im Tor von Emmen United. Luiz durfte sich begnügen jeweils während der Spiele den Linienrichter zu spielen. Vor einigen Woche bekam er dann eines Abends die Nachricht seines Trainers, dass er aufgrund der Abwesenheit seines Kontrahenden im Tor auflaufen dürfe. Doch Luiz musste absagen. Er musste zusammen an einem Familienfest teilnehmen. Trotz einem Gespräch mit seinem Vater beharrte dieser auf die Teilnahme, also sagte er seinem Trainer ab. Dieser drohte ihm mit Konsequenzen, ab diesem Zeitpunkt fühlte er sich noch mehr an den Rand gedrängt.
Das letzte Spiel
Dann kam das letzte Spiel gegen das Team OG Kickers letzte Woche. Luiz erklärte uns, er habe die Woche vor dem Spiel vorbildlich und mit vollem Einsatz trainiert. Mit grosser Vorfreude erschien er bei der Besammlung und hoffte endlich im letzten Spiel zwischen den Pfosten stehen zu dürfen. Als das Team dann die Aufstellung präsentiert bekam und er wieder nicht in der Startformation stand, ging vor ihm eine grosse und unbeschreibliche Leere auf. Die Enttäuschung war riesengross.
Das Spiel begann. Wie so oft musste der 16-jährige „Fähnler“ an der Seitenlinie spielen. Sein Vater gesellte sich zu ihm und sprach mit ihm. Luiz sah ihm an, dass er innerlich kochte. Luiz zu seinem Vater: „Mach nichts, bleib einfach ruhig!“ Doch diese Auffordeurng half nichts. Der Vater marschierte Richtung Trainer und knallte ihm eine. Der Rest ist bekannt. Aufgewühlt verliess Luiz in der Pause das Spielfeld und ging sich umziehen. Nach der Pause kam es dann zur Konfrontation zwischen Luiz und seinem Trainer. Er sei zornig gewesen, schrie seinen Trainer an: „Ist das korrekt?“, angesprochen auf seinen Platz als Ersatz-Goalie. Dann kickte er wutentbrannt einen Ball auf das Spielfeld.
Wut staute sich
Fussballerisch fand Luiz seinen Trainer stark, doch sei er aus seiner Sicht immer gegen ihn gewesen. Diese Wut habe sich ihn ihm aufgestaut und auch bei seinem Vater. Eigentlich wollte der Goalie seine Meinung erst nach dem Spiel kundtun. Doch nach der Attacke seines Vaters konnte er sich nicht mehr bis zum Spielende zurückhalten. Zudem sei der Trainer leider auch oft zuwenig Konsequent gewesen. So habe er jeweils gesagt, wenn ihr die Übung nicht wie gewünscht ausführt dann gibt es am Ende Liegstützen. Diese mussten aber meistens nicht ausgeführt werden, auch wenn der Einsatz katastrophal war. Dies führte dazu, dass sich einige Spieler in den Trainings zuwenig auf ihre Aufgaben konzentrierten.
Das ausgeschlagene Gespräch
Auf das mediale Echo angesprochen, sagt er uns, dass er kaum glauben konnte was er bei uns und in den verschiedenen Zeitungen gelesen habe. Doch die Medienmitteilung des FC Emmenbrücke fand er besonders schlimm. Darin stand wörtlich unter anderem: „Der FC Emmenbrücke, bei dem der betroffene Spieler gemeldet ist, wird umgehend Massnahmen ergreifen und beabsichtigt den sofortigen Ausschluss des Spielers. Zudem unterstützt der Verein ein allfälliges strafrechtliches Vorgehen des Trainers gegen den Vater.“ Diese zwei Sätze haben ihn besonders betroffen gemacht. Im Anschluss habe er vorgeschlagen, sich zusammen mit seinem Vater, mit dem Leiter von Emmen United und Vorstandsmitglied von Emmenbrücke und seinem Trainer zusammenzusitzen und sich auszusprechen und sich zu entschuldigen. Doch die verantwortliche Person vom FC Emmenbrücke lehnte dies ab mit der Begründung, er wolle nicht mehr mit dieser Angelegenheit zu tun haben.
Die Entschuldigung
Luiz betont, dass der Vorfall mit seinem Vater klar inekzeptabel gewesen sei. Wichtig ist ihm, dass er eine Suspension seitens FC Emmenbrücke für gerechtfertigt hält. Er würde lieber eine eigene Sperre in Kauf nehmen, als dass sein Vater eine Anzeige erhält. Die ganze Angelegenheit tue ihm sehr leid. Luiz möchte sich beim FC Emmenbrücke und seinem Team Emmen United UN17 für sein Verhalten entschuldigen. Er hoffe, dass sich die Gemüter wieder beruhigen werden, da es ihn sehr trifft, dass viele Spieler sich nun offen gegen ihn stellen und er überall ausgeschlossen wird.
* Name von der Redaktion geändert