Ein Kommentar von Ronny Arnold, Corona-Verantwortlicher FC Altdorf
Unterbruch aller Meisterschaften im Amateursport und ein Verbot-light von Kontaktsportarten. Was nun eingetroffen ist, hat sich in den letzten Wochen abgezeichnet. Angesichts der angespannten Covid-19-Lage in der Schweiz ist dies verständlich.
Doch jetzt sind die Verbände und Vereine gefordert. Erneut einfach nichts machen, bis es wieder weiter geht, wäre fatal. Es ist zu befürchten, dass auch im kommenden Frühling nur unter gewissen Einschränkungen Fussball gespielt werden kann. Hier sind besonders der Schweizerische Fussballverband und letztlich auch der Innerschweizer Fussballverband in der Pflicht. Die Kommunikation in den letzten Wochen auf Verbandsstufe war durchs Band schwach. Ganz nach dem Motto: Wir hören nichts, wir sehen nichts, wir sagen nichts, wurde alles darangesetzt, die Spiele irgendwie noch «durchzujagen». Und wenn es dann halt mal doch nicht ging, wurde grosszügig abgesagt und verschoben und das Reglement zuletzt noch so angepasst, dass im Breitensport bis Mitte Dezember (!) noch Spiele absolviert werden könnten.
Zuletzt wirkte es teilweise gar so, dass die Vereine nun selber entscheiden, wer noch spielt und wer nicht. Mit der Begründung «Covid-19» schien alles möglich. Der Verband muss die Zeit nun nützen und genaue Kriterien bestimmen, wann und wie ein Spiel verschoben werden kann (eigentlich gäbe es diese Kriterien ja bereits…), alles andere ist Wettbewerbsverzerrung und unfair für Vereine und Mannschaften, die trotz Quarantänesituationen im Sinne der Fortführung des Wettbewerbs zu den Spielen antreten.
Doch nicht nur der Verband hat Nachholbedarf, auch viele Vereine habe ihre Arbeit nicht oder nicht richtig gemacht. Einfach Copy/Paste vom SFV-Schutzkonzept und dieses dann prominent auf der Homepage platzieren reicht nicht. Die Arbeit vor Ort auf dem Platz und insbesondere in den Garderoben ist entscheidend. Es ist erschreckend, wie schlecht viele Vereine die geltenden Weisungen und Verordnungen in der Praxis umgesetzt haben. Wenn Gastteams vor Ort die Schutzmassnahmen besser umsetzen als Heimteams, dann ist definitiv etwas falsch.
Erst mit zunehmendem Druck einzelner Kantone hat sich die Situation zuletzt etwas verbessert. Auch hier wäre der Verband gefordert, um die Vereine zu unterstützen. Hatte man im Frühling noch das Gefühl, dass dies auch versucht wurde, beispielsweise mit einem umfangreichen FAQ, schien es so, dass nun jeder Verein selbst sich die Infos besorgen musste. Zu unübersichtlich die kantonale Lage, zu aufwändig dadurch die Arbeit? Ein Blick auf die Homepage der Verbände bestätigt dies. Warum ist der Schweizerische Fussballverband und der IFV nicht proaktiver? Empfiehlt möglichst einheitliche Lösungen im Contact Tracing, beispielsweise mit einer App. Kreiert Hinweisschilder, gibt konkrete Tipps für die Praxis und unterstützt so aktiv die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder der Vereine?
Dass das sonst immer sehr engagierte kleine IFV-Sekretariat dies alles nicht auch noch allein machen kann, leuchtet ein. Aber über allem steht letztlich der Schweizerische Fussballverband mit seinem Millionen-Budget. Vielleicht wäre es an der Zeit in Muri sich wieder einmal bewusst zu werden, dass hinter dem Profifussball der Breitensport steht. Und dass es ohne Breitensport mittelfristig auch keinen Profifussball mehr gibt. Spätestens jetzt müssen Lehren gezogen werden für den Frühling. Ausser man spekuliert erneut darauf, dass so was «sicher nicht mehr passieren kann».