1. Liga Sein Bruder ist im Profikader des FC Luzern, er selber will mit dem SC Buochs in der 1. Liga zum Überraschungsteam werden. Der Saisonausblick mit Nikola Knezevic.

Es ist eine Geschichte, die wochenlang für neckische Spässe sorgte. Ein einziges Mal in ihrer Karriere standen sich die Brüder Nikola und Stefan Knezevic bisher gegenüber – am 25. Oktober 2015 im Spiel des SC Buochs bei den Luzerner U-21-Junioren. 3:2 gewann der FCL, mehr zu reden gaben allerdings die vier roten Karten. Auch beide Knezevic-Brüder waren vom Platz geflogen – der Buochser Nikola für ein Foulspiel, der Luzerner Stefan wegen Reklamierens. «Unser Vater war auf der Tribüne und hat sich aufgeregt. Später aber sagte er, das könne es halt schon mal geben», erinnert sich Nikola mit einem Schmunzeln und fügt an: «Wir haben es bereits damals mit Humor genommen.»

Ohne Perspektive in Zug
Nikola Knezevic, 21-jährig, ist seit einem Jahr Innenverteidiger bei den Nidwaldnern. In Zug, wo er davor engagiert gewesen war, hatte er im Kollektiv des damaligen Trainers Martin Andermatt keine Rolle mehr gespielt. Obwohl ihn anfänglich eine muskuläre Verletzung zurückwarf, blickt er mit guten Gefühlen auf die vergangene Spielzeit zurück. «Die Vorrunde war so lala, in der Rückrunde wurde ich aber zum Stammspieler und fand allmählich in die Leaderrolle rein.» Wenn am Sonntag in Thun die neue 1.-Liga-Saison beginnt, will Knezevic auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen. An der Seite von Michael Diethelm wird er in der zentralen Abwehr des SCB verteidigen. «Mit ihm und auch mit Dominic Schilling haben wir gute Neuzuzüge erhalten. Routine, die uns letztes Jahr noch gefehlt hat. Wir können zur Überraschungsmannschaft in unserer Gruppe werden.» Mit Zweikampfhärte, Kopfballstärke und sauberer Spieleröffnung will Nikola Knezevic seinen Teil beitragen.

Sein eineinhalb Jahre jüngerer Bruder Stefan, auch er ein Innenverteidiger, hat derweil beim FC Luzern seinen ersten Profivertrag unterschrieben. «Ich bin stolz auf ihn. Das sind sie auch beim SC Buochs, wo er ein Jahr lang gespielt hat. Diese Zeit hat ihm viel gebracht, hier konnte er Selbstvertrauen tanken. Momentan ist für ihn alles wie in einem Traum», erzählt Nikola. Ein Traum, den auch er noch hegt? «Nein, die grossen Ziele im Fussball habe ich nicht mehr. Ich realisiere erst jetzt, was es dazu alles braucht. Mein Bruder ist im Kopf konsequenter als ich, hat immer auch privat und in den Ferien trainiert.» Als Jungspunde waren sie einst gemeinsam aus Hitzkirch zum FCL gekommen – Stefan in die U 12, Nikola in die U 13.

Fanrivalität im Hause Knezevic
Wenn es der Spielplan erlaubt, schaut er sich die Spiele in der Swissporarena an, falls nicht, bleibt zu Hause genug Zeit, um das Geschehene Revue passieren zu lassen. Nikola und Stefan leben in Hochdorf bei ihren Eltern unter einem Dach. Dann bietet sich mitunter auch die Gelegenheit, um ihre Fanrivalität auszuleben – Stefan und Vater Dragoslav unterstützen Roter Stern Belgrad, Nikola supportet Stadtrivale Partizan. Geboren sind sie in der Schweiz, die Familie verliess Serbien Anfang der Neunzigerjahre. Noch heute geht Nikola nach Belgrad in die Ferien, um seine Verwandten zu treffen. «Ich bin zu 50 Prozent Schweizer, zu 50 Prozent Serbe, ich habe auch beide Pässe», erzählt er.

Auf welche Weise machen sich die unterschiedlichen Mentalitäten bemerkbar? Der junge Mann denkt einen Moment nach und sagt: «Serbisch sind mein Stolz, meine Emotionen, meine Unpünktlichkeit. Schweizerisch meine Ruhe. Ich rede nicht so viel wie mein Bruder oder mein Vater. Ich bin eher der introvertierte Typ.» Auf dem Platz arbeite er allerdings daran, mehr zu sprechen, das Kommando in der Abwehr zu übernehmen und aggressiver aufzutreten. Ohne Rot zu sehen, versteht sich. Die Neckereien im letzten Herbst haben schliesslich lange genug gedauert.

Zuzüge: Michael Diethelm (Muri), Dominic Schilling (Cham), Roger Haldi (Hochdorf).

Abgänge: Augusto Canzian (Tuggen), Dominik Bushaj (Kickers).