Der SC Cham lässt trotz einer Halbzeit mit einem Mann mehr gegen YF Juventus vieles vermissen. Letztlich erzwingt er ein weiteres Remis in der Promotion League.

Lange hatten sich die Chamer der gestrigen Aufgabe nicht mit Haut und Haar verschrieben, sprichwörtlich gesehen. In der letzten Spielminute tat das Cyrill Gasser aber buchstäblich: In einer Druckphase der Gäste landete der Ball mitten vor dem Tor, wo Gasser ihn unter Einsatz seines ganzen Körpers irgendwie zum 1:1 über die Linie drückte, bevor er von Jan Loosli aus dem Weg geräumt wurde. «Ich glaube, ich traf den Ball mit meinen Haaren», sagte der Torschütze später flachsend zum Trainer Jörg Portmann. Wenig später ertönte der Schlusspfiff und hinterliess zwei gefühlte Verlierer: YF Juventus, weil es den Vorsprung so kurz vor dem Ende noch aus der Hand gegeben hatte, und Cham, weil es – inklusive Nachspielzeit in beiden Halbzeiten – trotz 50-minütiger Überzahl nicht mehr als diesen einen Treffer zu Stande brachte.

Vermisst: Die Giftigkeit
In den Analysen einiger Chamer überwog denn auch das Negative. Der Torhüter Alessandro Merlo sprach vom «Glück, dass wir nicht 0:2 in Rückstand gerieten». Er sah beim Gegentreffer schlecht aus, als er bei einem nicht sonderlich gut getretenen Freistoss nicht hechtete (13.). Er habe sich darauf verlassen, dass der am Pfosten platzierte Dejan Jakovljevic den Ball wegköpfeln würde, doch dieser verschätzte sich bei diesem Vorhaben. «Mal geht es auf, mal nicht», sagte Merlo lapidar.

Jörg Portmann sprach nicht zum ersten Mal die «fehlende Giftigkeit» im Team an und bestätigte den Eindruck, dass er diese von aussen kaum einimpfen kann. Er hofft, dass der Konkurrenzkampf nun besser spielt und diesen Effekt mit sich bringt. Auf die scherzhafte Frage, ob ein Trainerwechsel diesen Impuls setzen könnte, sagte er etwas gequält lächelnd: «Schreiben Sie das, wenn Sie denken, dass das richtig ist.»

Ein solcher Schritt wäre selbstredend unverhältnismässig. Schliesslich stehen die Chamer in der zweiten Saison nach dem Aufstieg in die Promotion League ansprechend da und haben in sechs Partien erst einmal verloren. Wegen des dritten Remis gestern ist das Punktekonto mit neun Zählern dennoch nicht so üppig, wie man bei dieser Ausgangslage annehmen könnte. «Es kommt mir vor, als wären wir Hamster», sagte Portmann, auf das Punktesammeln angesprochen. Die Chamer Hamster erweckten gestern lange Zeit den Eindruck, als wären sie bereits satt. Nach dem Wiederanpfiff der Partie wirkten sie in ihrem Versuch selbstzufrieden, aus der roten Karte gegen Fabio Bristot wegen einer «Notbremse» Profit zu schlagen. Es war lange wohl das Bemühen, aber keinerlei Spielwitz auszumachen. Aber die Gäste verloren nicht die Nerven und die Geduld und wurden dafür belohnt.

Budgetsorgen im Verein
Am vergangenen Donnerstag stand die Generalversammlung des SC Cham im Zeichen von Geld. Die letzte Rechnung schloss mit einem Minus von über 15 000 Franken ab. Das Budget für die laufende Rechnung sieht gar einen Verlust von über 58 000 Franken vor. Die Versammlung hiess einen Antrag des Vorstands gut, das Budget während zweier Monate zu überarbeiten. Der Verein möchte unter anderem mehr Anlässe durchführen, um die Zahlen ins Lot zu bringen. Dazu gehört auch das dieses Jahr erstmals nach 50 Austragungen ausgesetzte Dorfturnier.

Telegramm YF Juventus – SC Cham 1:1 (1:0)
Juchhof. – 150 Zuschauer. – SR Hänggi. – Tore: 13. Causi 1:0. 92. Gasser 1:1. – YF Juventus: Leite; Manca, Schmid, Loosli, Bristot; Teichmann (38. Luck), Sinanovic (75. Zuffi), Romero, Doda; Causi (84. Keranovic), Ndoy. – Cham: Merlo; Nicholas Walker, Jakovljevic, Niederhauser, Balaj (73. Nussbaumer); Tobias Walker (68. Christen), Stojanov (83. Scherer), Bader, Gasser; Herger; Dätwyler. – Bemerkungen: 45. Platzverweis Bristot (Notbremsefoul). Cham ohne Nimi (gesperrt), Wüest, Gallo (beide verletzt), Sturzenegger (abwesend) und Thöny (RS).