Isabelle Meyer (29) aus Altbüron ist eine von 14 Schweizerinnen in der Bundesliga. Die Schwester des ehemaligen FCL-Profis Remo Meyer steht kaum im Rampenlicht. Und das passt ihr.

Den gestrigen Sonntag hat Isabelle Meyer den ganzen Sommer lang herbeigesehnt. Es ist der Tag des Saisonauftakts und somit das Ende einer langen und intensiven Vorbereitung für die Fussballerin aus Altbüron. «Irgendwie müssen wir uns die Kondition holen, aber Dauerläufe sind nicht so mein Ding», sagt Meyer. In der vergangenen Woche standen für Meyer und ihre Teamkolleginnen vom SC Sand nochmals zwei harte Trainingstage an, ab Donnerstag galt dann die Konzentration dem ersten Spiel in der deutschen Frauen-Bundesliga.

Dabei empfing Sand am gestrigen Sonntag gleich einen Titelanwärter. Zu Gast in der Gemeinde im Nordwesten von Baden-Württemberg war der VfL Wolfsburg. Nicht nur bei den Männern, auch bei den Frauen ist die Bundesliga mittlerweile zum Mass der Dinge geworden. Insgesamt 14 Schweizerinnen sind in Deutschland engagiert. Bei Wolfsburg stehen mit den beiden Luzernerinnen Ramona Bachmann und Lara Dickenmann sowie den Zürcherinnen Vanessa Bernauer und Noëlle Maritz bekannte Namen auf dem Platz. Isabelle Meyer – seit 2011 bei Sand – spielt da fernab des grossen Rummels. «Ich spiele nicht wegen der Bekanntheit Fussball, da bin ich zu bodenständig. Ich liebe einfach das Spiel», sagt die 52-fache ehemalige Schweizer Nationalspielerin (2007 bis 2012).

Mindestens besser als zwei Teams
Dass mit Wolfsburg gleich eines der Topteams der erste Gegner ist, findet Meyer gut und schlecht zugleich: «Einerseits haben wir nichts zu verlieren, können befreit aufspielen und schauen, wo wir stehen. Andererseits ist es immer schön, eine Saison mit einem Punktgewinn zu starten.» Und die Überraschung gelang, Wolfsburg kam gegen den SC Sand nicht über ein 0:0 hinaus.

Mit Colin Bell steht ein neuer Trainer an der Seitenlinie. Laut Meyer müsse sich daher alles noch ein wenig einpendeln. Ihr erster Eindruck ist positiv, doch die Konkurrenz gross: «Ich hatte bis jetzt gute Gespräche. Wenn ich zu hundert Prozent fit bin, werde ich meine Chance bekommen.» Das Saisonziel sei noch nicht klar definiert, aber Sand will immer mindestens zwei Teams hinter sich lassen, sprich: nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Bäckerin, die nichts backt
Um Titel kann der SC Sand normalerweise nicht mitspielen. In der letzten Saison hätte es aber beinahe geklappt, der Aussenseiter schaltete im Pokal-Halbfinal Bayern München aus, scheiterte im Final aber an Wolfsburg.

Während ihrer Zeit in der Schweiz konnte Isabelle Meyer etliche Male Pokale stemmen: Mit Sursee und Luwin wurde sie viermal Schweizer Meisterin und gewann dreimal den Cup, mit den Grasshoppers einmal. In der Schweiz habe sie viele Titel gewonnen, «in Deutschland sind es nun kleinere Erfolge, bei denen die Freude aber gleich gross ist», sagt die Offensivspielerin.

2011 wechselte Isabelle Meyer vom SC Freiburg, bei dem sie in der Saison 2011/12 in der 2. Bundesliga mit 17 Toren Torschützenkönigin wurde, nach Sand in der Gemeinde Willstätt. Sie blieb zuerst in der Stadt im Breisgau wohnhaft und pendelte die knappe Autostunde nach Sand. Nun wohnt sie seit einem Jahr im Dorf. «Zuerst konnte ich es mir nicht vorstellen, doch das Pendeln war auf Dauer zu anstrengend. Nun kann ich zwischen den Trainings mit dem Fahrrad nach Hause fahren und mich erholen.»

In Sand selbst gibt es keinen Einkaufsladen, doch langweilig werde ihr nicht, so Meyer, es gebe in der Umgebung viele Seen und schöne Orte. Mit den Teamkolleginnen fährt sie hin und wieder nach Strassburg oder Offenburg. Prädestiniert wäre sie, um zu gemeinsamen Kaffeekränzchen einzuladen, ist sie doch gelernte Bäcker-Konditorin. Doch selbst gemachte Torten gibt es von ihr nie: «Privat koche ich lieber. Meine Teamkolleginnen wünschen sich zwar oft, dass ich etwas backe, aber da bin ich strikt und lehne jedes Mal ab.»

Offene Zukunft
In die Schweiz fährt die Schwester des ehemaligen Spitzenfussballers Remo Meyer (mittlerweile Spielertrainer beim FC Hochdorf) meist nur in den Ferien oder wenn in Altbüron wichtige Geburtstage anstehen, ansonsten bekommt sie öfter Besuch von Freunden und Familie. Wenn sie aber in der Heimat weilt, dann isst sie liebend gerne Ruchbrot, das sie fernab der Heimat so schmerzlich vermisst. Ansonsten fühlt sich Isabelle Meyer in Deutschland wohl. Bis zum nächsten Sommer läuft ihr Vertrag bei Sand. Was danach kommt, ist offen. Klar ist jedoch, dass auch der nächste Sommer lang und anstrengend werden wird.