Marc Hoppler spielte über ein Jahrzehnt im Nachwuchs des FC Luzern. Seine Zukunft sieht der 18-jährige Aussenverteidiger nun aber in Amerika.

Den Namen Hoppler verbindet man beim FC Luzern mit dem IT-Experten Karl Hoppler, der Ende der Neunzigerjahre als Sportchef fungierte. Damals, als Andy Egli noch Trainer war und Alex Frei seine Stürmerkarriere gerade so richtig lancierte. Weniger geläufig ist der Name seines Sohnes Marc, doch das hat sich in den letzten Wochen geändert. Der 18-jährige Aussenverteidiger hat sowohl die Macher des Schweizer Fernsehens SRF als auch amerikanische Scouts auf sich aufmerksam gemacht. Doch alles der Reihe nach.

Ein F-Junior war er, als er von Obergeissenstein zum FC Luzern stiess. Sämtliche Juniorenstufen hat er dort durchlaufen, sechs bis sieben Trainings wöchentlich absolviert und dazu noch das Sportler-KV mit der Note 5,0 abgeschlossen. Generell habe er dem FCL sehr viel zu verdanken, wie eine Familie sei er gewesen, auch wenn er zuletzt den Eindruck hatte, dass der Einzug moderner Standards die zwischenmenschliche Wärme etwas zu verdrängen droht.

Seine Zukunft sieht Marc Hoppler nun nicht beim FC Luzern. Er sei nicht mehr so recht weitergekommen, der Sprung in die 1. Mannschaft war eher unwahrscheinlich. Der Besuch des amerikanischen Scouts kam da wie gerufen. Sport-Scholarships.com heisst die Firma, welche Talente rekrutiert, sie auf ihrer Website vorstellt und damit den US-Universitäten zugänglich macht. Nach einem Probetraining in Leipzig und schulischen Tests in englischer Sprache stand fest: Hoppler wird ins Programm aufgenommen. «Mir wurde das angeboten, was ich wollte. Amerika hat mich schon immer gereizt.»

Eine Woche in Rios Favela
In der Folge hatte Hoppler zehn Anfragen zur Auswahl und entschied sich für ein vierjähriges Wirtschaftsstudium am Roanoke-College in Salem im Bundesstaat Virginia. Am vergangenen Freitag ist er bereits nach Übersee abgereist. «Meine Kollegen flippten fast aus, als sie hörten, wie lange ich weggehe. Sie sagten, ich sei ja wahnsinnig.» Alle hätten sich gefreut für ihn, allerdings auch gesagt, dass sie so etwas nicht auf sich nehmen könnten. «Da muss man wohl schon etwas der Typ dazu sein. Mich reizen die neue Erfahrung und der Gedanke, auf eigenen Beinen zu stehen. Mein Weg ist auch eine Chance für andere. Viele wissen gar nicht, dass man das machen kann.»

Eine neue Erfahrung machte er übrigens auch rund einen Monat vor seiner Abreise in die USA. Da verliess er die Schweiz, um eine Woche in Brasilien zu verbringen. Und zwar im Auftrag des Schweizer Fernsehens. Als dieses den FC Luzern nach Teilnahme-Interessierten für die Reality-Soap «Jobtausch» anfragte, stellten sich Hoppler und Teamkollege Raphael Paglia zur Verfügung. Erst am Abend vor der Abreise erfuhren sie, wohin es ging: nach Rio de Janeiro. Und erst nach der Ankunft wurde ihnen bewusst, wo sie wohnen würden: in einer Favela. Anfänglich sei ihm etwas mulmig zu Mute gewesen. «Die Gastfamilie war aber sehr herzlich. Von der Kriminalität spürten wir gar nichts. Wir befanden uns ganz unten am Hügel und waren in wenigen Sekunden auf der Hauptstrasse.» Wenn sie Fussball gespielt hätten, seien aus höheren Regionen zuweilen aber schon Schüsse zu vernehmen gewesen. Die Sendung wird voraussichtlich im Oktober oder November auf SRF 1 ausgestrahlt.

Traum von der Major League Soccer
Zurück zu Hopplers USA-Plänen. In Salem wird der bis zuletzt bei seiner Mutter in Kriens lebende Teenager auf dem Universitätscampus wohnen. Rund 70 000 Dollar pro Jahr erhält er als Stipendium. Nicht in bar, sondern auf einer Karte, von welcher die schulische Ausbildung, Kost und Logis abgebucht werden. «80 Prozent meiner Kosten sind gedeckt. Für 100 Prozent hätte ich eine Matura vorweisen müssen», erklärt er. Aus diesem Grund war es ihm auch nicht möglich, in einer der ersten beiden Ligen des College-Fussballs zu spielen – die Roanoke Maroons, sein neues Team, spielen in der 3. Division.

Die Frage sei erlaubt: Gibt Hoppler damit nicht den Traum vom Fussballprofi vorzeitig auf? «Das sehe ich nicht so, nein. Nach zwei Jahren habe ich die Gelegenheit, in die 1. Division zu wechseln. Dort geht alles nur in eine Richtung: in die des Professionalismus. Ich möchte dereinst in der Major League Soccer spielen.» Gerardo Seoane, sein Trainer beim U-21-Team des FCL, unterstützt den Entscheid des jungen Mannes: «Das ist eine unglaubliche Chance für ihn. Nicht nur auf den Fussball bezogen, sondern generell für die Lebenserfahrung. Ich wünsche ihm Erfolg.» Wer weiss: Vielleicht kehrt Marc Hoppler irgendwann als Profi nach Europa zurück. Sein Name würde dann gewiss einer noch breiteren Öffentlichkeit ein Begriff sein.

Zur Person

  • Geburtstag: 27. Oktober 1997
  • Wohnorte: Kriens, Salem (USA)
  • Beruf: Wirtschaftsstudent; abgeschlossenes KV
  • Verein: Roanoke Maroons (US-College,3. Division)
  • Vorherige Stationen: Obergeissenstein, FC Luzern Nachwuchs (bis U 21)
  • Position: Aussenverteidiger
  • Grösse/Gewicht: 1,82 m/78 kg
  • Zivilstand: ledig (Single)
  • Hobbys: Fussball, Tennis, Ausgang mit Kollegen
  • Lieblingsessen: Thailändisch (Poulet-Curry)
  • Lieblingsgetränk: Wasser
  • Lieblingsklub: Chelsea