Seit diesem Sommer arbeitet Jean-Daniel «Dada» Gross mit der ersten Mannschaft des FC Horw zusammen. Die Vorrunde konnte auf dem zweiten Tabellenrang abgeschlossen werden. Es ist höchste Zeit dem Cheftrainer auf den Zahn zu fühlen. Im Interview im Horwer-Cluborgan «Penalty» gibt er Auskunft über Erwartungen, Ziele und seine Eindrücke vom FC Horw.
Neulich listete der Sonntagsblick alle Schweizer Trainer mit der UEFA-Pro-Lizenz auf. Neben
den Bundesliga- und Super League-Trainern ist auch dein Name zu finden. Was hat dich an
der Aufgabe gereizt eine 3. Liga Amateur-Truppe zu übernehmen?
Nach der Zeit beim SC Kriens, musste ich über die Bücher. Ich überlegte, ob ich meine Zukunft weiterhin vom Fussball abhängig machen möchte und brauchte deshalb Abstand. Ich konnte mein Berufsleben neu aufgleisen und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Es ging mir in dieser fussballlosen Phase sehr gut. Ich kannte das so nicht, weil ich seit Kindheit permanent im Fussball engagiert war, sei es als Spieler oder Trainer. Da kam der Anruf vom Präsidenten und es gab einige gute Gespräche. Die Erwartungen waren klar definiert, ich sollte das Beste aus den Spielern herausholen und sie weiterentwickeln. Der Aufwand neben meiner Tätigkeit als Versicherungsberater ist überschaubar. Letztendlich wollte ich mein Wissen und meine Erfahrung im Fussball an junge Leute weitergeben.
Inwiefern haben sich deine Erwartungen hinsichtlich der Qualität der Spieler und dem
Umfeld, das du in Horw angetroffen hast erfüllt?
Das Umfeld ist absolut toll, der Zusammenhalt im Verein gross und die Spieler sind engagiert und lernwillig. Das war für mich das grösste Fragezeichen. Wie werden die Spieler mit meiner fordernden Art mitziehen? Wie wird das Umfeld mit meiner Art umgehen? Bisher sind meine Erwartungen erfüllt.
An welchen Schwerpunkten hast du während deiner Arbeit in der Vorrunde gearbeitet?
An der taktischen Organisation, damit die Mannschaft sich an Grundsätze festhalten kann. Dadurch entsteht Sicherheit. Weiter an der Ballbehandlung, da ist noch sehr viel zu tun. Und eine erste Einführung über die verschiedenen Zonen auf dem Platz. Was ist wo zu machen, was ist möglichoder eben nicht.
Was muss sich im Ausblick auf die Rückrunde noch verbessern?
Das Gelernte festigen und die kollektive und individuelle Entwicklung fortsetzen. Wir müssen die Umschaltphasen lernen und anwenden und in verschiedenen Spielsystemen auftreten können. Ich hätte Stoff und Arbeit für fünf Jahre (lacht).
Die Erwartungen des Horwer Vereinsumfelds sind, insbesondere nach deiner Verpflichtung,
relativ hoch. Verspürst du einen gewissen Druck?
Ich kenne die Erwartungen des Umfelds nicht. Ich habe vom Präsidenten einen klaren Auftrag bekommen und den will ich erfüllen. Vielleicht können die Spieler sagen ob sie schon was gelernt haben. Die Resultate sprechen sicher nicht dagegen. Wenn der Verein höhere Ziele hat, dann wird sich der Druck natürlich erhöhen, auf uns alle!
Zudem möchte der Verein die eigenen jungen Spieler in die erste Mannschaft integrieren. Siehst du da Potential?
Wir haben mit Nico Kaufmann bereits einen Jungen gut integriert. Andere wollten lieber bei den A-Junioren bleiben. Und Sämi Suter ist jetzt in der RS. Ich bin sowieso jederzeit bereit die Jungen zu integrieren, die Voraussetzung ist natürlich, dass sie wollen. Auch der Austausch mit den A-Trainern ist sehr positiv und wichtig, denn ich lege besonderen Wert darauf, dass die jungen Spieler so oft wie möglich spielen können.
Mit Fernando Pinho steht dir ein erfahrener Fussballer, der die Mannschaft schon kannte bei
Seite. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit und inwiefern ergänzt ihr euch?
Fernando hat mir im Frühling von den Jungs der ersten Mannschaft erzählt. Ich habe dann auch zwei Spiele gesehen. Er ist ein toller Mensch. Wir kennen uns schon seit Jahren und sprechen auch die gleiche Sprache, insbesondere auch was den Fussball betrifft. Und wenn wir über die Spieler lästern, dann auf Französisch (lacht). Spass… Ich möchte auch Trix, Lori, und Chrigi erwähnen. Das passt einfach!
Die erste Mannschaft liegt nach Abschluss der Vorrunde auf dem zweiten Platz. Wie schätzt
du die Chancen für eine mögliche Teilnahme an den Aufstiegsspielen ein?
Die Gruppe ist an der Spitze sehr ausgeglichen. Fünf bis sechs Mannschaften haben das Potential aufzusteigen. Wir gehören dazu. Wir müssen einfach weiterhin engagiert arbeiten, vieles noch lernen, und es auch wollen. Dann kann es vielleicht reichen.
Stellen wir uns vor, dass die Zeit zurückgedreht wird. Du stehst vor der Wahl zum FC Horw zu wechseln. Würdest du dich nochmals gleich entscheiden?
Auf jeden Fall!
Zum Schluss hast du noch einen Wunsch offen. Du darfst einen Spieler zum FC Horw holen,
den du schon einmal trainiert hast. Welcher wäre es und wieso?
Es sind so viele, die hervorragend zu uns passen würden, menschlich und fussballerisch. Ich will aber jetzt lieber meine jetzigen Spieler weiterbringen.