Dreimal unglücklich in Rückstand geraten, dreimal ausgeglichen und dann in der Nachspielzeit erstmals in Führung gegangen. Geschichten die nur der Sport schreiben kann. Das Game-Winning Goal zum 4:3 durch den eingewechselten Junior Janik Wallimann passt dabei perfekt in dieses Fussballmärchen.

Alpnach übernimmt das Spieldiktat
Der FC Horw, ohne Lior Etter, der beruflich in Afrika weilt, war am Samstagabend zu Gast im Städerried. Das Obwaldner Trainerduo Hess/Odermatt überraschte, infolge des Personalengpasses, mit der Nominierung der beiden Mittelfeldspieler Shkelzen Braha und Flamur Nimonaj als Stürmer. Braha, im Frühjahr nach mehrjähriger Pause reaktiviert und Nimonaj im Sommer vom 4. Ligisten FC Kerns an die Gestade des Alpnachersees gewechselt, machten ihre Sache gut. Das Heimteam übernahm die Spielkontrolle von Beginn an und setzte nach 8 Minuten ein erstes Ausrufezeichen. Der Distanzschuss von André Beeler fliegt butterweich an die Latte. Beeler, sonst eher der Mann fürs Grobe und der Abräumer vom Dienst, zeigte das durchaus auch Feingefühl vorhanden ist. Kaum zu glauben, dass der 29-jährige Alpnacher, bis zum Ende des Jahres 2015 nur in der Alpnacher 5. Liga Mannschaft spielte. Nach 20 Minuten dann die Horwer Führung aus dem Nichts. Topskorer Timo Schmid zeigte seine Klasse und erzielte aus gut 20 Metern mit einem genauen Schuss  ins tiefe Eck das Tor für die Gäste. Der FCA liess sich ab diesem überraschenden Rückstand aber nicht aus dem Konzept bringen. Im Wissen, dass die Luzerner schon manche Führung in dieser Saison wieder preisgegeben haben. Gut zehn Minuten nach dem Gegentreffer kamen die Obwaldner zu einem indirekten Freistoss nahe am Horwer Strafraum. Shala versenkte diesen mit etwas Glück zum 1:1. Die Alpnacher weiter am Drücker, doch mit dem 1:1 ging`s dann zum Pausentee in die warme Kabine.

Die Ereignisse wiederholen sich
Auch nach dem Seitenwechsel ging es im gleichen Stil weiter. Die Einheimischen kontrollieren das Spiel, die Gäste erzielen die Tore. Schmid kann sich wieder in Szene setzten, der Ball gelangt zum jungen Horwer Bezzola, welcher plötzlich alleine vor Torhüter Colmelet auftaucht und diesem keine Abwehrchance lässt. Auch dieser erneute Rückstand beunruhigte die Alpnacher nicht. Keine Zwei Minuten später, ein Freistoss aus dem Halbfeld, der Ball gelangt am entfernten Pfosten zum 18-jährigen Cédric Küng. Der Innenverteidiger  nimmt volles Risiko und hämmert den Ball volley ins Netz. Jetzt lagen die Vorteile endgültig beim Heimteam.  Das Führungstor musste nun her. Nach gut einer Stunde setzte sich aber zuerst einmal Schiri Nurettin Karatas aus dem solothurnischen Balsthal in Szene. Eine saubere Balleroberung des FCA-Captain Martin Renggli taxierte der Unparteiische als Penaltywürdig. Dieses Geschenk nahmen die Horwer dankend an und gingen zum dritten Mal in Führung. Fellmann liess dem Alpnacher Goalie Carlo Colmelet mit seinem platzierten Schuss keine Chance. Sollte die Hess/Odermatt-Elf auch auf diesen dritten Rückstand nochmals reagieren und vielleicht noch einen Punkt retten können? Sie konnten. Unbeeindruckt spielte man munter weiter und in der 72. Minute fiel tatsächlich zum Drittenmal der Ausgleich. Der Ball fiel Kevin Wallimann vor die Füsse, welcher keine Mühe hatte das Spielgerät ins Tor zu dreschen.

Luckypunch durch Joker Wallimann
Dreimal in Rückstand geraten, dreimal ausgeglichen, eigentlich könnte man mit dem Unentschieden zufrieden sein. Die Obwaldner wollten aber mehr. Es wurde weiter erfrischend nach vorne gespielt. Die beste Chance sogar die erstmalige Führung zu erzielen, bekam der schnelle Achermann nach 80 Minuten, doch der Horwer Keeper liess sich nicht bezwingen. Kurz darauf wurde der 19-jährige Janik Wallimann eingewechselt. Wallimann hat erst vor kurzem die Rekrutenschule beendet und lag zudem die ganze Woche krank im Bett. Alles egal, er sollte die grosse Figur eines verrückten Spiels werden. Die Nachspielzeit lief bereits, als der junge Alpnacher zentral vor dem Tor angespielt wurde und den Ball am herauseilenden Torhüter zur vielumjubelten FCA-Führung vorbei spitzeln konnte. Trotz wenigen Spielunterbrüchen zeigte der Solothurner Schiedsrichter anschliessend keine Anstalten, das Spiel zu beenden. Minute um Minute wurde nachgespielt – die Horwer versuchten mit dem Mute der Verzweiflung wenigstens noch den einen Punkt zu ergattern. Marco Preite wurde ein letztes Mal über die linke Seite lanciert, brachte den Ball zur Mitte und da war sie nun die grosse Ausgleichschance für die Gäste. Torhüter Colmelet war bereits geschlagen, doch Janick Wetterwald auf der Torlinie stehend rettete mit seiner Abwehr (oder wurde er angeschossen? egal!) den Sieg!

Horw mit den besseren Individualisten, Alpnach mit mehr Teamgeist und Moral. Ein in der Entstehung eher glücklicher Sieg, doch anhand der Spielanteile sicher auch nicht gestohlen. Gut auf den Gegner eingestellt, mit grosser taktischer Disziplin und dem nötigen Herzblut konnten drei wichtige Punkte eingetütet werden. Das Alpnacher Städerried wird langsam zur Festung am See. Nun geht’s am kommenden Sonntag auf die Rooter Unterallmend zum Tabellennachbar SK Root. Der Anpfiff in Root ertönt um 15:00 Uhr. Das Team hofft wiederum auf grosse Unterstützung ihrer Fans.

Telegramm FC Alpnach – FC Horw 4:3 (1:1)
Städerried – 80 Zuschauer – SR Karatas (Balsthal).
Tore: 21. Schmid 0:1, 32. Shala 1:1, 53. Bezzola 1:2, 55. Küng 2:2, 62. Fellmann (Foulpenalty) 2:3, 72. Kevin Wallimann 3:3, 90+2 Janik Wallimann 4:3.
FC Alpnach: Colmelet; Koch, Cedric Küng, Hurschler, Janick Wetterwald, Beeler, Shala, Renggli, Kevin Wallimann (82. Janik Wallimann), Nimonaj (58. Achermann), Braha (58. Gämperle) .
FC Horw: Huber; Mühlebach, Preite, von Holzen, Fischer, Fellmann, Lötscher, Krasniqui, Heer, Bezzola, Schmid. (Brunner, Blum).
Bemerkungen: 8. Lattenschuss Beeler, Alpnach ohne Lötscher, Huste, Blättler, Burch, (alle verletzt), Marc Küng (Militär), Odermatt, Peter, Joel Wetterwald (alle abwesend).