Michael Weber wechselte im vergangenen Sommer vom SC Kriens nach Georgia in die USA. Dort spielt er nun am Georgia Gwinnett College Soccer – und das ziemlich erfolgreich. Sieben Treffer erzielte der Mittelfeldspieler in seiner ersten Halbsaison für die Grizzlies und wurde dafür zum «Newcomer of the Year» ernannt.

Michael Weber mit der Nummer 10 im Dress der Grizzlies (Bild: PD).

Michael Weber, mit welchen Erwartungen bist du im letzten Sommer in die USA nach Georgia gereist?

Mit Erwartungen habe ich mich bewusst zurück gehalten. Ich wusste ja nicht wirklich was mich erwartet. Ich wollte einfach etwas Neues erleben und raus aus meiner Komfortzone. Die ersten knapp fünf Monate waren nun bereits eine ganz tolle Erfahrung, es gefällt mir sehr gut und ich konnte meinen Horizont in diesen ersten Monaten schon extrem erweitern. Schön ist, dass ich in den USA noch einige Semester vor mir habe.

Wie sieht dein Alltag am Georgia Gwinnett College aus?

Wir trainieren täglich mit dem Team um 8 Uhr. Um etwa 11 Uhr beginnen die ersten Kurse. Ich habe drei Mal in der Woche noch auf dem Campus zu Mittag gegessen, da ich auch am späteren Nachmittag noch Kurse hatte. Oft blieb ich noch auf dem Campus, um in der Bibliothek meine Arbeiten zu erledigen. Danach gings ab nach Hause. Ich wohne ungefähr 10 Minuten ausserhalb des Campus in einem Apartment. Dort gibt es einen Pool und ein Kraftraum, wo ich jeweils noch für mich trainiere oder mich erhole.

Welche Kurse besuchst du?

Die USA haben ja ein komplett anderes Bildungssystem. Ich werde in den ersten zwei bis drei Semestern Grundkurse besuchen – von Mathematik über Geschichte bis hin zu Informatik. Ab dem dritten Semester liegt dann der Fokus auf Wirtschaft. Meinen Bachelor mache ich in Business Management.

Mein nächstes Ziel ist der Wechsel an eine grosse Universität.

Und wie ist es, wieder die Schulbank zu drücken?

Ich habe mich relativ schnell wieder daran gewöhnt die Schulbank zu drücken. Ich weiss warum ich hier bin und bin mir bewusst, dass auch meine akademischen Leistungen stimmen müssen, damit ich den Sprung an eine Top-Universität schaffen kann.

Welche sportlichen Ziele verfolgst du in den USA?

Mittelfristig habe ich den professionellen Fussball auf jeden Fall im Fokus. Mein nächstes Ziel ist nun wie gesagt der Wechsel an eine grosse Universität in den USA. Das wird hoffentlich 2018 oder 2019 der Fall sein. Dafür gibts viel administratives Zeugs zu erledigen. Daran mache ich mich in den kommenden Wochen.

Besonders ist: Im Soccer-Team stehen Spieler aus 13 Ländern. Die Trainer sind Amerikaner.

Ja, aber diese Multikulturalität macht die ganze Erfahrung noch besser. Es ist sehr interessant neue Kulturen und Wertvorstellungen kennen zu lernen. Ich habe das erste Semester mit einem Tunesier, einem Holländer und einem Finnen zusammen gelebt. Mit diesen äusserst verschiedenen Persönlichkeiten klar zu kommen ist extrem spannend.

Fussball wird an den US-Colleges im Sommer und Herbst gespielt. Was machst du während des Winters respektive Frühlings?

Das ist richtig. Wir hatten unsere Saison im Herbst. Im Frühling stehen drei bis vier Monate Aufbautraining auf dem Plan. Ein paar einzelne Testspiele werden wir auch noch haben. Allerdings liegt der Fokus auf dem Aufbau und ein Stück weit auch auf dem Studium, das im Frühling mehr Zeit in Anspruch nehmen wird.

Den SCK im neuen Stadion spielen zu sehen, steht auf meiner To-Do-Liste.

Welchen Stellenwert hat Soccer, also Fussball, am College?

Soccer und andere Sportarten wie Tennis, Baseball oder auch Softball haben am College einen sehr hohen Stellenwert. Als sogenannter «Student Athlet» hast du einen gewissen Sonderstatus. Aufgrund von Auswärtsspielen kam es vor, dass wir drei oder vier Tage lang in den Kursen fehlten. Durch die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer war dies jedoch kein Problem. Das fussballerische Niveau pendelt sich irgendwo zwischen 1. Liga Promotion und 1. Liga ein. Physisch ist das Level relativ hoch. Jedoch taktisch und technisch gibt es im Vergleich zur Schweiz schon einen gewissen Qualitätsunterschied.

Als Freshman hast du noch 3.5 Jahre in den USA vor dir. Planst du solange zu bleiben?

Nach diesen ersten Monaten würde ich schon sagen, dass ich meine Zeit in den USA komplett ausreizen möchte. Der Sport gibt dir in diesem Land noch viele Möglichkeiten neue Erfahrung zu sammeln und den Horizont zu erweitern. Es reizt mich sehr, noch ein College in einem anderen Teil des Landes zu sehen. Nicht weil es mir beim Georgia Gwinnett College nicht gefällt, sondern weil ich mit meinen fussballerischen Fähigkeiten einfach auch an einer anderen Schule noch spannende Geschichten erleben kann. Zudem gibts die Möglichkeit, dass ich mich nächsten Sommer einem Team anschliesse, das in den Semesterferien seine Saison spielt. Auch dies gibt mir nochmals die Möglichkeit, neue Menschen und Orte kennen zu lernen. Ich kann mir gut vorstellen, in den nächsten Jahren zwischen der Schweiz und den USA zu pendeln. Schliesslich liebe ich die Schweiz und möchte mindestens einmal im Jahr zu Hause sein. Auch den SCK im neuen Stadion spielen zu sehen, steht natürlich auf meiner To-Do-Liste, wenn ich im 2018 oder 2019 nach Hause komme.