
Mehr als 25 Jahre war Kuno Litschi Speaker an den Heimspielen des FC Küssnacht, nun will er aufhören. In den letzten Jahren war er jeweils an den Partien des ersten Frauenteams zu hören. Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums blickt der FCK mit Kuno Litschi nun auf dessen Zeit im Verein zurück.
«Liebi Zuschauerinne und Zueschauer, gschätzti Fuessballfründe …», schallte jahrelang die Stimme von Kuno Litschi über die Sportanlage Luterbach. In guten wie in schlechten Zeiten vermeldete der Stadionsprecher Tore, Sponsoren, Einwechslungen oder bewarb die Produkte im FCK-Clubhaus. Wann genau er den Job im Sprecherkabinchen übernommen hat, kann Kuno Litschi heute nicht mehr sagen.
Zuvor jedenfalls hatte er im Verein bereits als Juniorentrainer und Schiedsrichter im Kinderfussball gewirkt. «Ich bin eigentlich schon immer für den Fussball da gewesen, zuerst in Ibach, dann in Weggis und nun eben schon seit Ewigkeiten in Küssnacht», meint der 64-jährige. Eines Tages ergab sich im Gespräch mit dem damaligen Speaker Röbi Rust, dass dieser bald aufhören möchte. Kuno Litschi gab zu verstehen, dass er durchaus bereit sei die Rolle für eine Partie zu übernehmen. Nach dem ersten Speaker-Einsatz meinte Rust zu Litschi: «Du machst das so ausgezeichnet, da kann ich besten Gewissens aufhören.» Und so kam es wie es als Funktionär in einem Dorfverein kommen musste: Kuno Litschi blieb jahrelang, bis 2016, Stadionsprecher der ersten Mannschaft.
Den Frauen mehr Beachtung schenken
Eigentlich hätte das Engagement des mittlerweile pensionierten Litschis 2016 also ein Ende gefunden. Doch mit dem Aufstieg des ersten FCK-Frauenteams in die Nationalliga B griff Kuno Litschi erneut zum Mikrofon. Auch wenn die Frauen mittlerweile wieder in der 1. Liga sind, so würden sie auf einem Niveau spielen, welches diese Aufmerksamkeit mehr als verdient habe. Ein Niveau das die Frauen auch von den Herren in der dritten Liga unterscheide. Kuno Litschi bedauert, dass die erste Mannschaft nicht weiter oben mitspielt.
«Für mich wäre es schön, wenn wir immerhin wieder in der zweiten Regionalliga spielen könnten», sagt Litschi nicht ohne Wehmut. Eine Wehmut, die wohl auch aus einer Zeit rührt, in welcher der FC Küssnacht noch in der dritthöchsten nationalen Liga mitmischte. Nicht alles habe sich seither wie gewünscht entwickelt, ist der Immenseer überzeugt. «Es spielt durchaus eine Rolle, ob der FCK in der dritten oder zweiten Liga spielt.» Im Verein fehle in dieser Frage teils der Stolz, das sei schade.
Hühnerhaut-Moment
Wenn Litschi zurückblickt, so sticht aber klar ein positives Erlebnis hervor. Der 22. Oktober 2005 als der kleine FC Küssnacht den grossen FC St. Gallen aus dem CupRennen warf. Kuno Litschi sass damals auf bester Position im Speakerkabinchen, neben ihm Radio-Central-Legende Alfons Spirig. «Ich bekomme heute noch Hühnerhaut, wenn ich daran zurückdenke», erzählt Litschi strahlend. Und nervös sei er gewesen: «Nachdem ich etwas notiert hatte, gelang es mir nicht mehr den Deckel auf den Filzstift zu schrauben.» Aber auch an herkömmlichen Heimspielen habe er auf seinem Speakerplatz den Plausch gehabt.
Besonders auch in der jüngeren Vergangenheit an den Frauen-Spielen hätten die Zuschauer frenetisch gejubelt und sich auf Interaktionen mit ihm in der Sprecherkabine eingelassen. Eine Kabine, von welcher aus das Spielfeld in unvergleichbarer Weise überblickt werden könne. «Die Verschiebungen der Spieler oder die Lücken im Mittelfeld können von dort oben viel besser erkannt werden. Das ist ein Logenplatz», gibt der gelernte Drucker zu. Von Sauberkeit strotze die Sprecherloge aber bis heute nicht. «Anfang Saison an einem Abendspiel habe ich vor lauter Dreck jeweils kaum durch die Fensterscheibe gesehen», meint Litschi schmunzelnd.
Abkehr vom Bodefridimänz
Sonst, so glaubt Litschi, habe er aber grossmehrheitlich den Durchblick gehabt in seiner Rolle. Ansonsten wäre er wohl auch nicht über all die Jahre dabei gewesen. Einzig um die Jubelmelodie nach einem erzielten FCK-Tor habe sich eine kleinere Diskussion ergeben. Früher war im Luterbach dann nämlich jeweils die von den Gebrüder Hess aufgezeichnete Klausenmelodie «Bodefridimänz» zu hören. Nach Kritik wurde diese durch «Seven Nation Army» ersetzt. Den Wechsel hätten dann ebenso viele Leute bedauert wie ihn andere begrüsst haben. Ganz generell findet Kuno Litschi, dass die Aufgabe als Speaker unterschätzt wird.
Immer jede Auswechslung der gegnerischen Mannschaft auf der anderen Seite des Spielfeldes zu registrieren sei gar nicht so einfach. «Unten mit einem Bier auf der Tribüne sitzen und lachen, das kann ich auch problemlos», witzelt Litschi. Es gelte auch die Waage zwischen Freude und Disziplin zu halten. Schliesslich müsse auch in einem Dorfclub eine gewisse Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt werden: «Ich kann nicht diesem und jenem Zuschauer zum Geburtstag gratulieren, sonst hast du am nächsten Spieltag ganz viele weitere Geburtstagskinder.»
Bald fertig oder definitiv fertig?
Nun möchte Litschi das Mikrofon wie schon 2016 eigentlich definitiv abgeben. Er möchte einen Schlussstrich ziehen. Aber wenn Not am Mann sei und er einmal einspringen muss, so sei er gerne bereit dazu. «Ich freue mich aber darauf, ganz ohne Aufgaben mit einem Hamburger auf der Tribüne zu sitzen und den Match zu schauen», gibt Kuno Litschi zu. Die Nachfolge für ihn als Stadionsprecher des ersten Frauenteams sei aber noch nicht gefunden worden. Wie auch immer: Es ist zu erwarten, dass Kuno Litschi auch in der Zukunft noch dann und wann im Luterbach zu hören sein wird. Und einen anderen Speakerauftrag würde Litschi ganz sicher nicht ablehnen: «Ich bin bescheiden und muss nicht nach Barcelona. Aber einmal ein Spiel des FC Luzern zu speakern, das wäre was für mich.»