Wir schreiben das Jahr 1985. Der Sportclub Cham feiert seinen 75. Geburtstag. Und mittendrin auf dem Titelbild einer Jubiläumsbroschüre, dem «ABC für Junioren und Eltern des SC Cham», der sympathische Junior Reto Moser. 36 Jahre danach erinnert er sich an diese Begebenheit.
Plötzlich im Mittelpunkt
«Nach einem Spiel zeigte mein Trainer und damaliger Juniorenobmann André Dommann meinen Eltern und mir ein Portrait und fragte, ob er das Bild für eine Broschüre anlässlich des Jubiläums verwenden dürfe. Mir war das eigentlich egal, und meine Eltern waren spontan damit einverstanden. Als dann das Bild immer wieder und überall auftauchte, war ich zuerst überrascht, aber auch etwas irritiert. Danach aber hatte ich Freude und war auch ein wenig stolz. Ab dem Moment, wo die ersten jungen Verehrerinnen mich darauf ansprachen und gar um ein Autogramm baten, war ich etwas verlegen und es war mir fast ein wenig peinlich.»
Eine der schönsten Phasen meiner Kinder- und Jugendzeit
Heute, 36 Jahre danach erinnert er sich immer noch gerne an diese Zeit. Zehn Jahre, von den E bis zu den A-Junioren hat der Hünenberger Junior beim SC Cham gespielt und unzählige wunderbare Erinnerungen mitgenommen. Da waren die Erfolge wie etwa der IFV-Meistertitel gegen die Alterskollegen im Final gegen das D/b. Aber noch wichtiger sind ihm nachhaltige Erfahrungen aus dieser Zeit. Er spielte zehn Jahre praktisch mit dem gleichen Team, sechs Jahre unter Hanspeter Birrer und André Dommann, dann je zwei Jahre unter Martin Mumenthaler und Alvaro Stehlin und zum Schluss bei Hans Fuchs. Von allen hat er unglaublich viel mit auf den Weg bekommen, Werte und Einstellungen, die weit über den Fussball hinausgehen. «Sie waren alle sehr gute Trainer, haben sich um uns und unsere Entwicklung gekümmert.
Einzelne Trainings, Trainingslager, Ausflüge zusammen mit den Familien und mehrtägige Turniere haben dazu beigetragen und bleiben unvergesslich. «Die Zeit bleibt bei mir unvergesslich und hat mich bis heute geprägt.» Und sie wurden in diesen Jahren zu «elf Freunden», die durch dick und dünn zusammenhielten. Noch heute verbinden sie persönliche Kontakte. Sie verbringen ab und zu die Freizeit zusammen mit ihren Familien, treffen sich oder sind gegenseitig sogar Paten ihrer Kinder. Unlängst trafen sie sich im Eizmoos anlässlich eines Meisterschaftsspiels der Ersten Mannschaft zu einem Nostalgietreffen. Und es kamen alle, die es irgendwie richten konnten, sogar die beiden Kollegen, die inzwischen in Kanada zu Hause sind. Der Abend war ein voller Erfolg und es schien, als wäre die Zeit inzwischen stehen geblieben.
Zwar startete Reto Moser als B-Junior zusammen mit seinem Mannschaftskollegen im B-Juniorenalter noch eine Trainerlaufbahn. Gemeinsam übernahmen sie Verantwortung für eine E-Mannschaft. Sie wollten weitergeben, was sie erfahren durften. Für ihr tolles Engagement wurden sie mit der Anerkennung und dem Respekt der Eltern und mit den leuchtenden Augen und dem Vertrauen ihrer Schützlinge belohnt. Dann aber war Schluss! Nach der unvergesslichen Juniorenzeit, in der die Beiden auch im Fokus der IFV-Auswahl standen, setzten sie die Prioritäten anders. Sie holten in der Freizeit nach, was lange Zeit keinen Platz hatte und machten beruflich Karriere, Heute sind beide erfolgreiche Geschäftsleute und glückliche Familienväter.
Gegenwart ist immer auch Vergangenheit und Zukunft
Wir befinden uns im Jahr 2021, dem 111. Vereinsjahr. Der ehemalige Junior Reto Moser steht als knapp 50-Jähriger am Spielfeldrand. Er ist stolz und hat Freude, dass sein Sohn nun seit über vier Jahren ebenfalls für den SC Cham aufläuft. Dies gibt ihm die Möglichkeit, ehemalige Gesichter einfach so wieder zu sehen und ab und zu in seine eigene Welt als Junior abzutauchen. Er lässt gerne Erinnerungen Revue passieren und zieht nicht selten Vergleiche zwischen den beiden Epochen.
Die E/c-Junioren von Martin Gojani und Remo Zemp spielen als jüngere Mannschaft bereits in dieser Saison in der Ersten Stärkeklasse und bereiten sich so auf die neue Saison vor. Bereits als ältere F-Junioren sammelten sie mit ihren Trainern erste Erfahrungen in der Kategorie E. Gemäss dem Nachwuchskonzept des Vereins wollen sie in der neuen Saison als E/a Junioren antreten und zeigen, was sie in der Vergangenheit bereits gelernt haben. Sie werden während des Spiels vom ehemaligen, langjährigen Fanionspieler Martin Gojani souverän geführt, behutsam angeleitet und verständnisvoll gecoacht. Er versteht die Kinder zu motivieren und klar zu führen. Unterstützt wird er von seinem Kollegen Remo Zemp, ehemaliger Goalie bei den Ennetseern. Man spürt, dass die Beiden den Fussball lieben und Kinder mögen. Im Team spielen auch ihre zwei Söhne. Man erkennt sofort, dass sie ihr Handwerk vom Fussball, aber auch von der Führung her verstehen. Und man spürt, dass die Kinder sie respektieren, auf sie hören und sie gernhaben.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Im Tor steht der knapp 10-jährige Ivo Moser. Er steht zwischen den Pfosten, weil dies von Anfang an immer schon seine Wunschposition war. Er ist engagiert und man muss ihn einfach gernhaben. Er kennt seine Stärken. Und auch die beiden Trainer wissen mit diesen Voraussetzungen positiv umzugehen. Auf der Linie, am Boden und mit seiner Reaktion sei er stark, und vor allem kenne er keine Angst, meint der kleine Yann Sommer-Fan. Ihm macht alles Spass. Er will sein Bestes und damit der Mannschaft Sicherheit geben. Er ist stolz, wenn er mal einen für unhaltbar gehaltenen Ball parieren kann, vermag aber auch wegzustecken, wenn es halt mal bei ihm im Tor einschlägt und er nichts dagegen tun konnte. Ärgern kann er sich lediglich, wenn er mal einen einfachen Schuss «durchlässt». Vorwürfe bekommt er aber auch dann weder von seinen Kollegen noch von seinen Trainern. Wie alle anderen Kinder freut er sich am Spiel, mag, wenn das Team gewinnt und ist auch mal kurz, aber heftig enttäuscht, wenn es nicht zum Sieg gereicht hat. Und sind die Spieler nach einer verlorenen Finalpartie auch traurig, gelingt es den Coaches, die Niederlage gemeinsam zu verarbeiten und die Kinder schnell wieder aufzustellen.
Und Ivo ist mit Begeisterung mit von der Partie. Er liebt seine Trainer und die Art, wie sie mit ihren Spielern umgehen: immer fair, positiv, geduldig, fordernd, dazu klar, aber mit viel Verständnis. Er mag es auch, dass sie so abwechslungsreich und viel mit dem Ball trainieren. Und dass Remo Zemp als ehemaliger Torhüter sich auch immer wieder besondere Zeit für ihn als Goalie nimmt, findet Ivo super. An seinem Lieblingsclub Cham gefällt Ivo einfach alles: Die Kollegen, das Team, die Trainer, die Sportanlage…
Den Moment geniessen
Und doch will der kleine «Yann Sommer» ähnlich wie sein Vater später einmal nicht Fussballkarriere machen. Er ist nach eigenen Angaben reiner Hobbyfussballer. Freude will er haben, Spass mit seinen Kollegen und spielen, spielen, spielen. So hat er unlängst auch dem Team Zugerland eine Absage erteilt. Statt von einer Karriere als Fussballer träumt er davon als Entwickler oder Youtuber erfolgreich zu sein. Und er liebt es, in seiner Freizeit neben dem Fussball zu gamen oder mit seinem Flowkart, einem dreirädrigen Elektromotorrad, anspruchsvolle Parcours zu absolvieren.
Persönliche Unterstützung aus Distanz und mit guten Erfahrungen
An der Seitenlinie leben und fiebern wie damals die Eltern mit; – die einen ruhig und besonnen, die anderen etwas emotionaler und manchmal auch etwas ungeduldiger. Mit ihnen verfolgt auch der Vater von Ivo das Spiel aufmerksam und interessiert. Er ist sehr ruhig, freut sich aber über die gelungenen Aktionen der Kinder, an ihrem Engagement und ihren Fortschritten. Er bewundert die Fähigkeiten der Trainer, die es ausgezeichnet verstehen, die einzelnen Kinder zu fördern, ohne den Blick aufs Ganze zu verlieren. Auch geben sie den Kindern weit mehr mit auf den Weg als das blosse Fussballspielen. Dazu gehören Werte wie Respekt, Toleranz, Einsatzwille, Fairness, Freundschaft, Anstand, Dankbarkeit… Und genau darin sieht der ehemalige Junior und Jungtrainer die Parallelen zu seinen eigenen Vereinserfahrungen beim SC Cham vor nahezu 40 Jahren.
Gegenwart ist immer auch Vergangenheit und Zukunft
Gibt es im Vereinsleben Schöneres als nachhaltige positive Eindrücke und Erlebnisse? Gibt es etwas Schöneres als fortbestehende Freundschaften? Gibt es etwas Tolleres als das persönliche Engagement? Und gibt es etwas Schöneres als Dankbarkeit und den Willen, diese Zeiten wieder aufleben zu lassen, und sei es zusammen mit der nachfolgenden Generation? Nein? Dann ist der erfolgreiche Fortbestand eines Vereins ein Selbstläufer!