Baar und Erstfeld zeigen intensive Spitzenpartie

Torjubel: Baar gewinnt das Spitzenspiel gegen Erstfeld (Archivbild: REGIOfussball.ch).

Torjubel: Baar gewinnt das Spitzenspiel gegen Erstfeld (Archivbild: REGIOfussball.ch).

Spielbericht FC Baar:

Erstfeld mit starkem Comeback nach 0:3. Moral und Lucky Punch führen Baar doch noch zum Sieg.

Trotz widrigen äusseren Bedingungen und glitschigem Terrain boten die beiden Teams im Kampf um den zweiten Tabellenrang phasenweise spielerisch guten und intensiven Fussball mit viel Drang auf das Tor. Erstfeld verpasste die erste Halbzeit, machte dann aber einen 3-Tore Rückstand wett. Baar führte die etwas feinere Klinge und wollte den Sieg von Anfang an unbedingt.

Die erste Hälfte gehört Baar
Ab der ersten Minute war erkennbar, dass in diesem Spitzenspiel kein Team dem anderen Platz lassen und etwas schenken wollte. So hatten die ersten 10 Minuten den Charakter eines sehr intensiven Abtastens, durchsetzt mit ein paar ersten für die Abwehrreihen heiklen Standards. Dann aber: In der 12. Minute wurde bei einem energischen Durchbruch der Baarer Djakovic im Strafraum von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwertete Bulut sicher zum 1:0 für die Zuger.

Weiterhin störten beide Teams sehr früh und vehement. Weil sich Erstfeld in dieser ersten Hälfte bezüglich Präzision im Passspiel unter Druck etwas schwer tat und es das Heimteam im Gegensatz dazu verstand, auf Ball und Gegner eben diesen Druck zu machen, kam der Doppelschlag in der 38. und 39. Minute nicht von ungefähr. Zuerst war es der junge Smilari, der – von Marquez magistral in die Tiefe bedient – den Ball wie ein Routinier sicher hinter einem starken Torhüter Bürgler versorgte. Nahtlos knüpfte Reci nur eine Zeigerumdrehung später daran an, indem er nach einer schnellen Passfolge den Ball überzeugt zum 3:0 einnetzte. Erstfeld war in diesen ersten 45 Minuten einfach etwas weniger präsent als gewohnt und konnte froh sein, nach ein paar weiteren Baarer Möglichkeiten vor dem Pausenpfiff nicht noch weiter in Rückstand zu geraten.

Erstfeld kämpft sich im zweiten Umgang mit Moral zurück
Nach der Pause ging Erstfeld mit etwas mehr Sorgfalt zur Sache, musste aber Baar – vor allem dem an diesem Abend sehr gut aufgelegten Smilari – vorerst noch die eine oder andere Halbchance zugestehen. Dann aber wurde zunehmend erkennbar, dass die Urner eine über längere Zeit gut eingespielte Truppe sind, die neben soliden spielerischen Qualitäten auch von starkem Team- und Kampfgeist lebt. Nach gut einer Stunde profitierte der neu eingetretene Traxel von einem zentral zu kurz abgewehrten Ball der Baarer Verteidigung und hatte keine Mühe, das Leder zum ersten Tor für sein Team ins Baarer Tor zu setzen. Im gleichen Mass, wie Baar an Entschlossenheit, Überzeugung und Genauigkeit nachliess, war zu spüren, wie die Eisenbähnler zu ihrem geradlinigen und druckvollen Spiel zurückfanden. Baar schaffte es in dieser Phase nicht mehr, an die Stilsicherheit der ersten Hälfte anzuknüpfen und das Spiel zu kontrollieren. Vermehrte individuelle Fehler waren die Folge. Keine gute Idee gegen ein Team, dass im Schnitt pro Spiel drei Tore erzielt – am meisten in dieser 3.-Liga Gruppe. Mit einem Doppelschlag in der 68. und 70. Minute durch Pirmin Baumann und Silvan Baumann bewies Erstfeld unbändige Moral.

Reci sorgt vom Punkt für Entscheidung
Das heimische Publikum musste nun um sein angeschlagenes Team bangen. Das aber besann sich plötzlich wieder seiner eigenen Qualitäten. Nach einem schnell ausgeführten Freistoss seitlich wurde Smilari im 16er mit einem Foul gestoppt. Eine heikle aber vertretbare Entscheidung. Dieses Mal war es Reci, der sich nicht bitten lies und den Ball in der 77. Minute vom Punkt souverän zu seinem zweiten Treffer an diesem Abend verwertete.

Die Schlussminuten waren verständlicherweise von sehr viel Nervosität und von vielen Wechseln geprägt. Obwohl es noch zu der einen oder anderen brenzligen Situation vor dem Baarer Tor kam, konnte das Heimteam diesen für Moral und Rangliste wichtigen Sieg über die Zeit retten. Der Gast aus Erstfeld dürfte mit einer etwas verknorzten ersten Hälfte hadern und mit dem Umstand, den Schwung nach einer imposanten Aufholjagd nicht weiter getragen zu haben. Für die Baarer bleiben nach einer sehr guten ersten Halbzeit und einem unverständlichen Abtauchen in der zweiten Halbzeit ein blaues Auge, drei wichtige Punkte und viel Energie für die letzten Spiele in diesem Herbst.

Spielbericht ESC Erstfeld: Gute Moral bleibt unbelohnt

Im Verlaufe des Spiels sollte es auf dem Platz hitziger zu und hergehen, als es die garstigen Temperaturen anfänglich vermuten liessen. Die volle Zuschauertribüne sah in diesem Spiel zwei unterschiedliche Halbzeiten, diverse heisse Duelle, komische Entscheide, viele (aber zuwenige?) Karten und insgesamt 7 Tore. Die Zuger entschieden das Spiel schlussendlich mit 4:3 für sich.

Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar, wollte man die Tabellenführung wieder übernehmen, musste man Baar schlagen, andererseits würde man bei einer Niederlage erstmals aus den beiden ersten Rängen fallen. Das tiefe Terrain bereitete beiden Teams anfänglich Mühe, das Zusammenspiel war nicht einfach, viele Spieler glitten aus und es wurden viele schnelle und hohe Bälle in die Spitzen gespielt. In der 12. Minute pfiff der Schiedsrichter ein erstes Mal Penalty für Baar, dies nach einem Fehlpass im Aufbau der Gäste, als ein Zuger im Strafraum zu Fall kam. 1:0 für die Hausherren, eigentlich noch nichts passiert, trotzdem lag man im Rückstand.Das Spiel verlief dann hauptsächlich zwischen den Strafräumen, bis sich nach einer halben Stunde Pirmin Baumann durchsetzte und a

jedoch etwas versprang und die Chance ungenutzt verstrich. In der 38. Minute wurden die Urner mit einem Pass kalt erwischt und die Baarer gingen mit 2:0 in Führung. Nun hiess es diesem Rückstand nachrennen, Anspiel, Aufbau eines Angriffs via Verteidigung, Markus Bürgler erhielt den Ball, der Zuger Angreifer aufsässig zur Stelle, 3:0! Was für ein Schock. Eigentlich auf beiden Seiten wenig Gefährliches los, nichtsdestotrotz musste man mit diesem Rückstand in die Pause.

Anderes Gesicht sowohl auf wie auch neben dem Platz
Die Urner nahmen sich vor, die zweite Hälfte für sich zu entscheiden, man wollte dieses Spiel noch drehen und in der 55. Minute wurde das taktische Konzept umgestellt, was für den weiteren Verlauf des Spiels entscheidend sein sollte. In der 61. Minute ein erstes Zusammenspiel zwischen den neu eingewechselten Michael Traxel auf Michael Baumann, welcher ausserhalb des Strafraums erstmals abzog, der junge Baarer Torhüter jedoch mit einer schönen Parade das erste Tor für Erstfeld noch verhinderte. Der anschliessende Eckball, von Gian-Luca Tresch knapp aufs Tor gezogen, konnte vom Goalie nur bis vor die Füsse von Michael Traxel abgewehrt werden, welcher nun doch noch das Tor für Erstfeld erzielte. Dies setzte Energien frei und man spürte, dass hier noch etwas möglich war.

So waren es in der 69. Minute wieder die Brüder Silvan und Pirmin Baumann, diesmal jedoch Silvan auf Pirmin, welcher den Anschlusstreffer zum 3:2 cool einnetzte. Baar, sowohl Spieler wie auch Zuschauer immer nervöser und lautstärker am Reklamieren, was sich teilweise auch auf die Gästemannschaft übertrug. Der Schiedsrichter konnte das Spiel leider über die ganze Dauer nicht beruhigen, Reklamationen hüben wie drüben wurden bereits in der ersten Halbzeit nicht unterbunden, im Gegenteil, jeder Einwurf, jeder Freistoss führte zu weiteren Diskussionen zwischen ihm und den Spielern, weil er ein paar Meter verschoben werden sollte, oder weil sich Spieler behackten beim Warten auf den zu spielenden Ball. So kam es dann wie es kommen musste in der hektischen Phase des Spiels, Nino Epp mit einem Ball auf Silvan Baumann, welcher via Innenpfosten zum Ausgleich traf. Drei Tore Rückstand egalisiert, nun war natürlich der Teufel los.

Die Gemüter drehten spätestens nach einem All-In-Tackling von Nino Epp vor der Zuschauertribüne am Rad. Der Baarer Spieler lief an der Seite mit dem Ball, Nino mit einem seitlichen Tackling, traf sauber den Ball und im Rutschen natürlich auch den Baarer Spieler. Eigentlich Einwurf Baar und die Sache war gegessen, aber nicht so für den Hauptteil der Zuschauertribühne, den Staff und die Spieler von Baar. Der Unparteiische wurde von überall mit allerlei Nettigkeiten eingedeckt, was sich schlussendlich in 2 gelben Karten wegen Reklamierens und einer Wunderheilung des Spielers auflöste. Er hätte gut und gerne Karten wie Ich-kaufe-dein-Auto-Flyer verteilen können und niemand hätte sich beschweren dürfen. Leider geht das aber nur für die Akteure auf dem Feld. Die Nervosität, Hektik und Aggressivität war in diesem Moment leider allgegenwärtig. Baar griff aus diesem Einwurf heraus an, der Ball kam seitlich in den Strafraum der Urner und plötzlich ein Pfiff. War der Schiedsrichter wenige Sekunden zuvor noch der grösste Buhmann, war er ab jetzt der Held. Für was es den Elfmeterpfiff gab, darüber scheiden sich die Geister und das sagt eigentlich alles über den Pfiff aus, vermutlich niemand ausser der Schiedsrichterrapport wird den Grund genau kennen. Sei es drum, dieser wurde sauber verwandelt und so waren die Baarer wiederum in Führung und die Urner ihrerseits mussten wieder einem Rückstand hinterherrennen.

Im Jubel der Einheimischen ging fast unter, dass ihr junger Torhüter gleichzeitig in seinem Strafraum am Boden lag. Er konnte jedoch nach kurzer Pflege das Spielfeld aufrecht verlassen, tat dies jedoch nicht über die Strecke von 10m, sondern wurde über den Platz geführt bis zur Spielerbank, was dann eine gelbe Karte für die Erstfelder Bank nach sich zog, nachdem man lautstark gefordert hatte, dass er den Platz doch bitte über den kürzesten Weg verlassen soll. Nichtsdestotrotz wünschen wir ihm gute Besserung, denn ohne Fremdeinwirkung abseits des Spielgeschehens zu Boden zu sinken, lässt nichts Gutes erahnen. Das Zeitspiel sollte ab dann aber zum Matchplan der Zuger werden, ein Wechsel nach dem anderen, wenn möglich der Spieler mit dem weitesten Weg, bis es dem Unparteiischen auch zuviel wurde als ein Spieler an der entgegengesetzten Eckfahne den Weg zur Bank unter die Füsse nehmen wollte und darauf hingewiesen wurde, dass es Regeln gibt für den kürzesten Weg. Auch hier unverständlicherweise sogar noch Diskussionen mit dem Spieler dann doch noch die gelbe Karte. Leider kam dieses Mittel viel zu spät zum Einsatz, andernfalls wäre eine gewisse Hektik vielleicht gar nicht entstanden. Schlussendlich kamen die Gäste in der dementsprechend langen Nachspielzeit noch zu zwei, drei Eckbällen, bei denen es zwar jedesmal Spannung gab, jedoch aus dem Gewühl heraus immer die Abwehr ein Bein mehr dazwischen hatte und so blieb es bei diesem 4:3

Fazit
Es war ein komisches Spiel an diesem regnerisch kühlen Abend in Baar. Die Gäste gingen in der ersten Hälfte nicht als schlechteres Team unter. Man hatte gar nicht das Gefühl, dass Baar besser war, trotzdem sagte die Anzeigetafel etwas komplett Anderes aus. In der zweiten Halbzeit dann aber das kämpferische und spielerische Element zurück im Team der Erstfelder. Sie fighteten um jeden Ball, liessen ihn auch besser laufen, die Baarer jedoch immer gefährlich über die schnellen Gegenstösse. Die Supermoral der Erstfelder blieb am Schluss jedoch leider unbelohnt, durch einen Strafstoss, der eher nach Kompromissentscheid für all den Unmut kurz vorher aussah, als nach einem wirklich berechtigten Elfmeter. Nichtsdestotrotz hat man das Spiel in der ersten Halbzeit verloren und nicht durch diesen Entscheid alleine. Erstfeld befindet sich nun erstmals seit Meisterschaftsbeginn nicht mehr in den ersten beiden Positionen. Nun heisst es am Wochenende diese Niederlage vergessen machen und gegen Muotathal zum Siegen zurückzufinden.

Telegramm FC Baar – ESC Erstfeld 4:3
12.10.2021. – Sportplatz Lättich, Baar. – Zuschauer: 200
Schiedsrichter: Pnishi Walker Gézim.
Tore: 1:0 12. Bulut (Pen), 2:0 38. Smilari, 3:0 39. Reci, 3:1 61. Traxel M., 3:2 68. Baumann P., 3:3 70. Baumann S. 4:3 78. Reci (Pen).
FC Baar: Jakaj F., Messina, Damljanovic, Dietrich, Mani, Marquez, Bulut, Martino, Smilari, Reci, Djakovic (Can, Santos Felix, Radic, Jakaj A., Gülec, Popple, Sönmez).
ESC Erstfeld: Bürgler, Epp M., Epp N., Gerig, Baumann P., Bauman S., Tresch G., Baumann J., Wyrsch, Baumann M(Traxel, Baumann Michael, Etter, Planzer, Tresch S., Gisler, Baumann K.).