SC Cham: «On tour» mit Franz Schelbert

Mit Leib und Seele dabei: Teamchauffeur Franz Schelbert (Bild: André Dommann).

Mit Leib und Seele dabei: Teamchauffeur Franz Schelbert (Bild: André Dommann).

Seit knapp dreissig Jahren chauffiert Franz Schelbert (64) die Erste Mannschaft des SC Cham zu den Auswärtsspielen und hält damit den Verein im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung. Er ist aber weit mehr als nur der arrivierte und geschätzte Busfahrer.

Neun bestens bekannte Trainer und zahlreiche Spielergenerationen hat er in dieser Zeit kommen und gehen sehen. Gegenseitiger Respekt, Anerkennung und gar Freundschaften sind daraus entstanden. Und unvergessliche Momente der Clubgeschichte bleiben ihm in Erinnerung. Das Entscheidende aber ist auch für ihn die wertvollen Beziehungen innerhalb des Vereins und die zwischenmenschlichen Kontakte.

Franz Schelbert im Einsatz für die erste Mannschaft des SC Cham (Bild: André Dommann).

Und immer wieder Hardy Werder
Angefangen hat, wie könnte es im SC Cham anders sein, mit Hardy Werder. Der Ex-Präsident war ab 1979 sein Chef bei der Walter Huber AG, für die Franz Schelbert bis 1986 Holztransporte durchführte, ehe er in die Disposition wechselte. In seiner Freizeit leistete er Fahrdienste für die Firma Lötscher Reisen in Neuheim, welche später durch Strickler Reisen übernommen wurde. Ab 1993 kam es dann zu ersten Fahrten mit dem Sportclub, beispielsweise mit den Sponsoren und Donatoren zum Länderspiel gegen Estland, mit Junioren ins Tessin und dann regelmässig zu Transporten der Ersten Mannschaft zu den Auswärtsspielen. Daneben führte er mit dem Lkw immer wieder auch Materialtransporte für das legendäre Dorfturnier durch. Für diese Aufgabe wurde er bei Bedarf grosszügig durch seinen Arbeitgeber freigestellt und im Auftrage von Lötscher und Strickler Reisen Neuheim für den SC Cham eingesetzt. Zu regelmässigen Gästen gehörten auch der Turnverein Hagendorn mit Brigitte Werder, der Frau von Hardy Werder. Diese Frauen darf Franz Schelbert auch heute noch nach deren Rücktritt vom Aktivsport chauffieren.

Von nichts kommt nichts
Ein Einsatz kann je nach Spielort schon mal gut 16 bis 18 Stunden bedeuten. Franz Schelbert versteht sich als gewissenhafter Dienstleister und überlässt nichts dem Zufall. Einige Zeit vor der Besammlung im Eizmoos konsultiert er die Berichte über den Strassenzustand und die Verkehrssituation und entscheidet dann mit dem Coach der Ersten Mannschaft, ob die geplante Abfahrtszeit allenfalls vorverschoben werden muss. Ihm ist dabei wichtig, genügend Zeit einzuplanen, damit die Fahrt für die Mannschaft stressfrei erfolgen kann. Dann prüft er den Zustand des Cars, füllt die Vorräte an kalten Getränken und Snacks auf. Er kontrolliert die Funktion der Kaffeemaschine und stellt ein Musikprogramm für die Fahrt zusammen. Bei Spielen in der Westschweiz, im Wallis und im Tessin wird zudem genügend Zeit für ein Essen eingeplant, bei dem die Spieler ihr Energiereservoir nochmals füllen können. Ziel ist es, dass die Mannschaft mindesten anderthalb Stunden vor Spielbeginn sicher und entspannt am Spielort eintreffen kann. Während der ersten Halbzeit erholt sich dann Franz Schelbert bei einem Spaziergang am Spielort, bevor er dann in der zweiten Hälfte mit dem Team mitfiebert. Nach Spielschluss nützt er die Zeit, um sich auf die Heimreise gut vorzubereiten, die eine bis anderthalb Stunden nach Spielschluss beginnt. Fertig ist sein Arbeitstag aber erst rund anderthalb Stunden nach der Ankunft in Cham, gilt es doch den Bus wieder sauber und startklar für den nächsten Einsatz vorzubereiten.

Mit Leib und Seele dabei
Franz Schelbert ist aber weit mehr als der professionelle Fahrer, obwohl er die Funktion rein hobbymässig ausführt. Er ist einer der grössten Fans des Teams. Er freut sich mit ihnen über Siege, leidet bei Niederlagen mit und hofft und bangt mit der Truppe. Anmerken lässt er sich dabei aber kaum etwas. Er ist und bleibt der ruhende Pol. Von der Kultur und der Stimmung in der Mannschaft bekommt er viel mit. Aber auch hier nimmt er lediglich wahr, behält die Eindrücke für sich und konzentriert sich auf seine Aufgabe. Wie seine ehemaligen und aktiven «Arbeitgeber» ist auch er seit Jahren Donator bei den Chamern und leistet auch hier einen wertvollen Beitrag. Der Kontakt zum Staff und den Spielern ist mal etwas näher, mal etwas distanzierter, immer aber von Dankbarkeit, Respekt und Wertschätzung geprägt. Wie anders ist es zu erklären, dass es Franz Schelbert am Ende einer Saison schwerfällt, sich vom Team zu verabschieden. Er weiss, dass der eine oder andere weiterziehen oder gar mit dem Leistungsfussball aufhören wird, und nicht selten werden ihm diese Persönlichkeiten fehlen.

Ein Geschichtsbuch der besonderen Art
Was hat Franz Schelbert nicht schon erlebt! Seine Augen strahlen bei der Erinnerung an besondere «Höhepunkte». Das gewonnene Entscheidungsspiel in Schötz um den Verbleib in der 1. Liga unter Notnagel Andy Egli. Das gewonnene Qualifikationsspiel in Genf gegen Etoile Carouge, nachdem auf der Heimfahrt zwischen Genf und Lausanne fast der Bus auseinandergenommen wurde und das Bier mal schnell aufgebraucht war, im Bewusstsein, dass es zum Final um den Aufstieg in die Challenge League gegen Biel kommen wird. Der Empfang der völlig ausgepumpten Mannschaft in Cham nach dem Erfolg in Biel. Das Trainingslager am Gardasee mit einer Fahrt nach Venedig und die Auftritte in der Challenge League. Oder der Spielabbruch in der Cuppartie gegen Dornach in der 80. Minute wegen eines Stromausfalls, der die Neuansetzung der Partie wenige Tage später notwendig machte… Sie alle sind bloss Mosaiksteine in der Erinnerung von Franz Schelbert. Noch tiefer sind die Eindrücke von Menschen in dieser Zeit: engagierte Präsidenten und Vorstandsmitglieder, Zugpferdchen der Ersten Mannschaft, zahlreiche Trainerkoryphäen, Sportgrössen wie Richard Furrer (CFO FC Luzern), Jure Jurendic (Sportchef FC Zürich), Andy Egli, Stefan Marini (ehemalige Trainer und Nationalspieler), aber eben auch stille Dienstleister im Hintergrund wie Sponsor und Teammanager Walter Riedweg, Expräsident Hardy Werder, Sportchef Marcel Werder, Vereinslegende Roli Köpfli, Xaver Twerenbold und Coach Pius Limacher,…

Die Träne im Auge…
Dass über den sportlichen Alltag hinaus immer wieder auch besondere persönliche Beziehungen entstanden sind, freut Franz Schelbert besonders. Es findet es nicht selbstverständlich, dass er als Fahrer am 70. Geburtstag von Walter Riedweg mit von der Partie sein durfte und wie bei der Hochzeit von Nicole Werder dabei nicht bloss als Fahrer, sondern als Gast behandelt wurde. Dasselbe erlebt er auch, wenn er mit der Hochsaison, der IG oder der Mannschaft unterwegs oder an Privatanlässen einzelner Mitglieder eingeladen ist. Er ist gern gesehener und geschätzter Bestandteil der Chamer Sportclub-Familie. Dass sich Spieler und Staff spontan nach ihm erkundigten, als er einmal kurzfristig auf eine Fahrt verzichten musste, treibt ihm noch heute eine Träne ins Auge. So ist es kein Wunder, dass er auch weiter die Erste Mannschaft auf Punktejagd zu den Auswärtsparteien chauffieren will, zumindest bis zum vollendeten dreissigjährigen Dienstjahr im nächsten Jahr. Dann wird er über die Bücher gehen. Und wenn er gesund bleibt und seine Dienste nach wie vor gefragt sind, dürften beide Seiten weitere Einsätze geniessen können.

Und so sehen ihn seine Chamer Fahrgäste und Wegbegleiter
«Franz ist eine Riesennummer. Ich bin mit ihm über den Fussball hinaus verbunden. Er begleitete mich mit seinem Bus am Poltertag. Nur ein einziges Mal gab es Optimierungsbedarf: Auf dem Heimweg von Etoile Carouge in der Aufstiegssaison ging ihm das Bier aus. Ob er wohl nicht an uns geglaubt hat?» (Dani Rogenmoser, Captain der Challenge League Aufstiegsmannschaft).

«Franz Schelbert ist routiniert, abgeklärt, absolut professionell, und extrem zuverlässig Er bringt uns auf dem schnellsten Weg sicher ans Ziel. Er macht immer deutlich mehr als nur seinen Job.» Er beherrscht die Kunst, mit wenigen Worten viel sagen zu können. Übrigens, er hat den wohl schönsten Regenschutz sämtlicher Schweizer Busfahrer (Jan Loosli, und Lucas Thöni, langjährige Stammspieler).

«Franz ist top engagiert und immer sehr flexibel. Er zeichnet sich zudem durch akribische Vorbereitung aus.» (Pius Limacher, Coach)

«Top vorbereitet, sehr zuverlässig und die Ruhe in Person leistet er einen professionellen Job. Er steht lieber im Hintergrund als im Rampenlicht.» (Marcel Werder, Sportchef)

«Solid, zuverlässig, konsequent und engagiert in allem, was er macht. Er ist über all die Jahre durch die Zusammenarbeit im Beruf und im Sport ein guter Kamerad und Freund geworden. Wir tauschen uns regelmässig bei einem Kaffee aus.» (Hardy Werder, ehemaliger Präsident SC Cham und Chef im Betrieb)

Roland Köpfli (Vereinslegende und ehemaliger Coach): «Franz kennt alle Stadien der Schweiz. Er ist ein toller Mensch, seriös und zuverlässig.»