Im zweiten Heimspiel in Folge war Steinhausen der Gast auf der Pfaffenmatt. Mit einem Tor in letzter Sekunde konnte man in der Vorrunde noch einen Punkt aus dem Zugerland mitnehmen. Die Ungeschlagenheit in dieser Frühlingsrunde zeigt ihre momentane Form deutlich an, man wusste also, dass es eine entschlossene Partie jedes Einzelnen brauchte. Schlussendlich war man über Standards erfolgreich und konnte so die heimische Siegesserie weiter ausbauen.
Gleich in den Anfangsminuten wurde deutlich, dass die Gäste über eine gehörige Portion Selbstvertrauen verfügten, sie liessen den Ball und Gegner deutlich besser laufen, als die Platzherren, welche überhaupt nicht ins Spiel fanden. So lief die 9. Minute als ein Pass aus der eigenen Hälfte auf die Sturmspitze Marc Keiser den ersten kontroversen Entscheid des Unparteiischen auslöste. Im Laufduell wurde Keiser durch den Verteidiger Jeremias Baumann derart gestört, dass er zu Fall kam, der Unparteiische liess jedoch weiterlaufen, was die Emotionen bereits ein erstes Mal hochkochen liess. Die Gäste nun noch motivierter und angestachelt, schnürten die Urner immer wieder ein, liessen ihnen in harten Zweikämpfen keine Zeit und diese konnten sich spielerisch überhaupt nicht entfalten.
So brauchte es in der 22. Minute ein erstes Mal einen stehenden Ball um überhaupt eine gefährliche Szene vor Kenan Mahovic zu ermöglichen. Der Freistoss von Matteo Zgraggen sehr gut ausgeführt, die Parade von Mahovic jedoch noch besser, Eckball, welcher dann jedoch ungefährlich blieb. Es war noch keine halbe Stunde gespielt, als wiederum Keiser in die Tiefe lanciert wurde, diesmal enteilte er der gesamten Verteidigung und verwandelte sehr cool zur, zu diesem Zeitpunkt, verdienten Führung. Die Gäste bis dahin mit dem besseren Spiel, die Heimmannschaft spielerisch überhaupt nicht auf der Höhe. Nichtsdestotrotz konnte man vier Zeigerumdrehungen später wieder einen Eckball treten. Der schön gezogene Ball von Silvan Baumann fand in der Mitte seinen Bruder Michael, welcher mit seinem Kopfball dem Schlussmann keine Chance liess, 1:1 Ausgleich wie aus dem Nichts. Fünf Minuten später verfehlte Silvan Baumann mit einem Freistoss knapp das Gehäuse. Dann war die Reihe wieder an den Gästen welche kurz vor der Pause noch einen Eckball zugesprochen erhielten. Der gute Abschluss welcher Bürgler bereits bezwungen hätte, konnte von Nino Epp jedoch noch auf der Linie geklärt werden. Sehr viel Glück für die Platzherren, dass sie mit diesem Unentschieden in die Pause konnten.
Könnte man sich steigern?
Die Herger/Kieliger Elf musste sich in der Pause vermutlich das Eine oder Andere anhören, denn spielerisch war man den Gästen unterlegen, das eigene Spiel konnte überhaupt nicht aufgezogen werden und die Spitzen der Zuger bereiteten immer wieder erhebliche Probleme. Nichtsdestotrotz war es in der 49. Minute soweit, dass man bei einem Angriff wiederum immer nur zweiter Sieger war und die Zuger konnten den 1:2 Führungstreffer erzielen durch eben wiederum diesen Marc Keiser den man überhaupt nicht in den Griff bekam. Spielerisch war es immernoch deutlich zuwenig was die Einheimischen zeigten, im Gegensatz zu den Standards, so war es in der 56. Minute wiederum ein stehender Ball welcher für den Ausgleich sorgte. Der aus dem Halbfeld geschlagene Freistoss von Matteo Zgraggen konnte in der Mitte durch Fabian Gerig per Kopf verwandelt werden. Der aus einer Verletzung kommende Routinier zeigt einmal mehr wie wichtig er in solchen Situationen fürs Team ist. Es lief die 64. Minute, als den Urnern ein Eckball zugesprochen wurde. Bei dieser Gelegenheit stellten sie im Team um und brachten Gian-Luca Tresch und Yves Christen. Ebendieser Tresch schlug den Eckball welcher zwar abgewehrt, aber gleich wieder erobert werden konnte. Steinhausen mit übertriebenem Druck auf den Ballführenden was zu einem Pfiff des Unparteiischen führte. Der seit einer halben Minute auf dem Platz stehende Tresch platzierte sich den Ball rund 25m vor dem Tor und seinem Kracher konnte Mahovic nur machtlos zusehen wie er neben ihm einschlug. Da war sie, die erstmalige Führung in diesem Spiel, wiederum ein Tor via Standard und was für ein Einstand im Spiel für Tresch. Die Gäste nun noch mehr angestachelt, Erstfeld jedoch ein bisschen besser im Spiel, sodass es ausgeglichener war.
Eine gute Viertelstunde vor Schluss plötzlich wieder ein Pfiff des Schiedsrichters nach einem Zweikampf im Sechzehner der Zuger, Elfmeter, die Chance die Führung auszubauen. Wiederum das Duell Tresch/Mahovic, wiederum Tresch der Sieger, Mahovic wiederum chancenlos. Wie würde sich das Spiel nun entwickeln? Wer dachte Steinhausen würde nun aufgeben sah sich gleich eines Besseren belehrt. Ihre kampfbetonte Spielweise wurde noch ruppiger und so sollten bis zum Schluss noch vier gelbe Karten hinzukommen. Ein Angriff von Steinhausen konnte durch Bürgler ausserhalb des Sechzehners unterbunden werden, die eigentlich geklärte Situation wurde jedoch wiederum heiss, als sein Abspiel genau in die Füsse eines Stürmers erfolgte. Dessen Abschluss konnte er dann gleich wieder selber ausbügeln, hier aber die berechtigte Frage, ob der Ball innerhalb oder ausserhalb des Strafraums per Hand geklärt wurde. Für den Schiedsrichter schwer zu entscheiden, da Bürglers Klärung hart an der Grenze war, hier sicherlich zugunsten des Angeklagten entschieden wurde. Die Proteste der Gästemannschaft durchaus verständlich, da sie sich bereits zum zweiten Mal einer klaren Torchance beraubt sahen. Die Nerven aller Beteiligten spätestens zu diesem Zeitpunkt zum Zerreissen gespannt, weder die Spieler noch die Trainerbänke schenkten sich etwas und ein Zweikampf folgte auf den nächsten, ein Wortgefecht ergab das andere. Freunde fürs Leben würde man in diesem Spiel sicherlich keine finden, das war mehr als deutlich zu spüren. Michael Baumann hätte dann in der 84. Minute die Chance gehabt den Sack zuzumachen, er konnte nach einer tollen Lancierung alleine auf Mahovic zulaufen, dieser packte jedoch seine ganze imposante Körpergrösse aus und parierte den Abschluss mirakulös. Die Spannung blieb trotz Zweitore-Vorsprung also im Spiel, denn wenn die Gäste den Anschluss erzielen würden, dann wäre noch mehr Chaos und „auf Teufel komm raus“ auf dem Platz gewesen. Die Urner vermochten den Vorsprung jedoch, auch mit gütiger Mithilfe vom Pfosten, zu halten und der Unparteiische pfiff die Partie dann ab. Die Erstfelder natürlich mehr als glücklich, die Gäste total frustriert über den Unparteiischen und den Spielverlauf, verliessen grossmehrheitlich ohne Shakehands den Platz.
Fazit
Kein Tor aus dem Spiel heraus durch Erstfeld, jedoch vier genutzte Standards. Wenn es mal spielerisch nicht reicht, müssen halt diese Waffen herhalten. An diesem Abend funktionierte es optimal, denn die Zuger waren spielerisch mindestens auf Augenhöhe, respektive konnten die Gastgeber am Aufziehen eines eigenen Spiels immer hindern. Ihre harte Gangart und eigenes Unvermögen im Ballhalten deuteten in der ersten Halbzeit überhaupt nicht auf einen Sieg fürs Heimteam hin. Die zweite Hälfte wurde eine bisschen ausgeglichener, die Umstellungen auf beiden Seiten wirkten sich eher zugunsten von Erstfeld aus, die Nadelspitzen von Steinhausen wurden weniger. Nun heisst es aber sich gut und schnell zu regenerieren und am Dienstag muss Einiges besser werden, will man Stans auswärts schlagen. Mit einem Sieg kann man noch vom Erreichen der Aufstiegsspiele träumen, ansonsten wird das jetzt schon schwierige Unterfangen noch deutlich schwieriger. Mit ihrem Luckypunch in der Nachspielzeit konnten sich die Nidwaldner 3 wichtige Punkte sichern und so den Vorsprung auf Erstfeld auf 5 Punkten halten. Ebenfalls haben die Stanser weniger Strafpunkte, sprich sie haben auch hier den Vorteil. Wem das bis jetzt noch nicht klar war, dem müsste es spätestens jetzt klick machen, dass völlig unnötige gelbe Karten für reklamieren oder Ball wegschlagen in der Endabrechnung durchaus schmerzen könnten. Nichtsdestotrotz werden die Urner alles versuchen um die 3 Punkte zu entführen.
Telegramm ESC Erstfeld – SC Steinhausen 4:2 (1:1)
Pfaffenmatt – 189 Zuschauer – SR Andreas Stirnimann – Tore: 29. Marc Keiser 0:1; 33. Michael Baumann 1:1; 49. Marc Keiser 1:2; 56. Fabian Gerig 2:2; 66. Gian-Luca Tresch 3:2; 75. Gian-Luca Tresch 4:2 (P)
Erstfeld: Markus Bürgler, Marc Zgraggen, Michael Baumann, Nino Epp, Michael Traxel, Silvan Baumann, Matteo Zgraggen, Fabian Gerig, Jeremias Baumann, Samuel Baumann, Pirmin Baumann (Gian-Luca Tresch, Yves Christen, Damian Eller, Fabio Tresch)
SC Steinhausen: Kenan Mahovic, Flavio Fruci, Dario Andermatt, Marc Keiser, Kevin Sigrist, Nicolas Martin, Daniele Michienzi, Nedeljko Lukic, Dimitri Birnstiel, Sandro Baumann, Matthew Dos Santos Mendes (Roman Zürcher, Sandro Gerber, Jeremy Walker, Artem Bokov, Leandro Faria Domingues, Florian Wengi)
Bemerkungen: 1x gelb für Erstfeld, 6x gelb für Steinhausen, Aluminiumtreffer Steinhausen in der Schlussphase.