Der SC Kriens spielte gestern in trostloster Umgebung in der Promotion League gegen den FC Zürich U21 (REGIOfussball.ch berichtete). Das wie und wo gab Anlass zur Diskussion wie Kolumneschreiber Oliver Kraaz * schreibt.

Über die Wettbewerbsverzerrung, welche die U21-Teams in der Promotion League bewirken, wurde schon viel diskutiert: Hier spielen Profis von Super League-Vereinen – wenn auch junge – gegen Teams mit Halbprofis beziehungsweise Amateure. Das ist so fair wie mit einer Vespa in der Formel 1 zu starten.

Was zur sportlichen Schräglage dazu kommt, ist als echter Fan viel schwerwiegender: Spiele gegen U21-Teams machen nullkommanull Spass. Es ist abgrundtief trostlos. Niemand will eine U21 spielen sehen, ausser der Sportchef (und vielleicht seine Ehefrau, weil sie so wenigstens ihren Gatten wieder mal sieht). U21 haben keine Fans, und wenn doch, leben sie unerkannt unter uns wie anonyme Alkoholiker.

So herrscht eine Minute vor Spielstart um 19:44 Uhr zwischen dem FCZ U21 und dem SC Kriens eine Stimmung wie auf einem leeren Fabrikparkplatz. Niemand da. Bis zum Anpfiff finden sich dann gut 100 Zuschauerinnen und Zuschauer ein, darunter gefühlte 400 aus Kriens, die gehörig für Rabatz sorgten.

Eine Matchuhr läuft auch nicht, es leuchtet nur eine digitale Uhr mit falscher Zeit. Was immerhin etwas die triste Anlage erhellt, denn das Flutlicht leuchtet nicht einmal das Spielfeld komplett aus. Hätte jemand während des Spiels bei der Corner-Fahne Rüebli oder einen Affenbrotbaum angepflanzt, er wäre im Schummerlicht unentdeckt geblieben.

Der FC Zürich verlangte als Eintritt satte 10 Franken. Man fragt sich: Wofür eigentlich? Wenn der Verein auf die vielleicht 300 Franken Einnahmen so dringend angewiesen ist, dann müsste der FCZ-Finanzchef nachts vor Sorgen eigentlich sein Pyjama durchschwitzen.

Und während man so im Niemandsland bei Kerzenschein-Licht das Spiel schaut, über die Krienser Tore und die Willensleistung der von Absenzen dezimierten Mannschaft jubelt, denkt man: Vielleicht finden die U21-Spiele ohne Zuschauerinnen und Zuschauer und Personal statt, weil beim FCZ gar niemand von dieser U21 weiss. Vielleicht wurde die einfach vergessen.

Oder es gibt sie in Tat und Wahrheit gar nicht. Könnte sein, dass sich da ein paar junge Menschen im Internet FCZ-Leibchen bestellt haben und abends einfach Fussball spielen. Heimlich, nachdem sie über den Zaun geklettert sind. Solche Gedanken beschleichen einem auf dem Heerenschürli, den der FCZ «Home of FCZ» nennt.

Bleibt nun nur zu hoffen, dass wenigstens die Leute beim Fussballverband vom Spiel etwas wissen und uns die drei Punkte auch anrechnen. Ich habe auf jeden Fall einen Mann mit einem Handy gesehen, der irgendwas eingetippt hat und sehr wichtig dreinschaute. Vielleicht wars aber auch nur dieser eine Fan des U21-Teams, den es laut Gerüchten offenbar geben soll.

*Geschrieben von Oliver Kraaz. Geboren am 31. August 1970. Oliver Kraaz ist ein ehemaliger SC-Kriens-Junior. Er lebt mit seiner Familie in Zürich und ist seit über 40 Jahren bedingungsloser SCK-Fan.