Am Mittwochabend musste die Cup Viertelfinal-Partie der B-Junioren zwischen Baar und Emmen United nach einer tätlichen Zuschauerattacke abgebrochen werden.

Um 20.00 Uhr startete auf der Sportanlage Lättich in Baar das Cup-Viertelfinalspiel zwischen dem FC Baar (2. Stärkeklasse) gegen Emmen United UN17 (1. Stärkeklasse). Die 15- bis 16-jährigen B-Junioren lieferten sich ein spannendes Spiel mit vielen Emotionen. Die Anspannung war nicht nur auf dem Feld sondern auch neben dem Feld beim einheimischen und angereisten Anhang spürbar. Besonders in der 2. Halbzeit provozierte insbesondere der Baarer Anhang lautstark. Nach einem gröberen Foul an einem Baarer kochten die Emotionen beim Baarer-Anhang über. Dazu kam die Tatsache, dass Emmen United kurz vor Spielende mit 1:0 führte. Im Verlaufe des Spiels gab es drei Verwarnungen (gelbe Karten) für Spieler.

Zuschauer attackierte Torhüter
So kam es dass in der 80. Spielminute ein Baarer-Zuschauer und der Emmer Torhüter aufeinandertrafen. Ob und wie der Emmer-Torhüter provozierte ist unklar. Die Mutter des Torhüters realisierte die Gefahr für ihren Sohn sofort und ging dazwischen. Nun bekam die Mutter die körperliche Attacke des Angreifers zu spüren. Anstatt den Torhüter wurde die Mutter nach Aussagen von Zeugen geschlagen. In der Folge konnte der Torhüter dazwischengehen und seine Mutter vor weiteren Attacken schützen. Ob auch der Torhüter Schläge kassiert hat ist ebenfalls unklar, dazu gibt es widersprüchliche Aussagen. Anschliessend an diese Szene brach der Schiedsrichter die Viertelfinal-Partie beim Stand von 1:0 Für Emmen United ab.

Baarer Spieler sieht Ablauf anders
Ein Mitglied der Baarer Juniorenmannschaft, der sich zum Zeitpunkt des Vorfalles auf dem Platz befindet, schildert die Vorkommnisse in wesentlichen Punkten gegenüber der «Neuen Zuger Zeitung» anders. Der Baarer Junior verhehlt nicht, dass die Partie «aggressiv« geführt worden sei. Bei Cup-Spielen sei dies «üblich». Er sagt aber, dass der Emmer Goalie Fans angegriffen habe und nicht umgekehrt. Der Baarer Nachwuchsmann hat auch keine Frau gesehen, die beim Getümmel zugegen gewesen sein soll. Er sagt auch, dass «wir als Team keinen Fehler gemacht haben».

Stinkefinger zum Abschied
Nun eskalierte die Situation neben dem Platz (auf der angrenzenden Strasse) weiter. Unter den Zuschauern beider Parteien kam es zu einer Rudelbildung. Es wurde verbal attackiert und es kam zu lautstarken Diskussionen. Die Baarer Mannschaft entfernte sich in die Garderobe. Die Spieler von Emmen United blieben zusammen auf dem Platz. Gemäss einer weiteren Zeugin zeigten einige Emmer Spieler bei der Abfahrt ihres Vereinsbusses den Leuten vor Ort den „Stinkefinger“. Auch diese Aktion kann und darf nicht gutgeheissen werden.

IFV entscheidet
Derzeit liegt der Fall auf dem Tisch des Innerschweizer Fussballverbandes (IFV). «Wir warten nun den Rapport des Schiedsrichters ab», sagt IFV-Präsident Urs Dickerhof. Darin werden neben Torerfolgen, Fouls, Verwarnungen und anderen Vorkommnissen rund um eine Partie auch solche Vorfälle verzeichnet. Aufgrund des Schiedsrichter-Rapportes werde über mögliche Massnahmen in Bezug auf den Verein oder die Zuschauer entschieden. «Kann sich die Strafkommission kein ganzheitliches Bild von der Situation machen, werden zusätzlich die Vereine angehört», so Dickerhof.

Ähnlicher Zwischenfall im Jahr 2013
Bei einem B-Juniorenmatch Zug 94 gegen Emmen United UN17 war es im März 2013 zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Während des Spiels geraten Väter aneinander. Was mit Beschimpfungen beginnt, endet kurz vor Spielende in einer wüsten Schlägerei. Sogar die Polizei wurde aufgeboten.

Sabahattin Kahveci war Assistenztrainer der B-Junioren von Zug 94. Er hat die Situation aus nächster Nähe beobachtet und sagte damals gegenüber der Neuen Luzerner Zeitung: «Drei Väter von Emmer Spielern haben den Match hindurch den Schiedsrichter und uns beschimpft.» Irgendwann zwischen der 70. und 80. Minute sei dann alles eskaliert. «Die Männer sind zu den Eltern von unseren Spielern gegangen und haben mit den Fäusten drauflosgeschlagen.» Der Schiedsrichter habe die Partie unterbrochen und die Junioren am Mittelkreis versammelt, während sich am Rande des Spielfelds rund ein halbes Dutzend Männer prügelte, sagt Kahveci. «Einer meiner Spieler wollte seinem Vater beistehen und rannte an den Spielfeldrand. Auch ihm wurde ins Gesicht geschlagen.» Das Handgemenge dauerte laut Kahveci gut fünf Minuten. Dann seien die Schläger von anderen Zuschauern getrennt worden; der Fussballmatch wurde danach zu Ende gespielt.