Aufstiegstrainer beim SC Kriens, Konzeptentwickler beim SFV, Fussball-Idealist aus Überzeugung. Das Leben von Marinko Jurendic dreht sich 24 Stunden ums runde Leder – fast zumindest.

Marinko Jurendic, dein Team liegt nur fünf Zähler hinter Leader Cham. Ist der Aufstieg in die Challenge League das neue Ziel?

Nein, der Fokus in der Rückrunde bleibt, uns weiterzuentwickeln und vorne festzusetzen. Es gibt Teams wie Servette, für das ein Wiederaufstieg fast Pflicht ist. Aber auch Rapperswil oder die Old Boys orientieren sich nach oben. Zudem ist die Promotion League sehr ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen.

Ein Unterschied zur letzten Saison?

Ja und praktisch jedes Team hat noch mehr und bessere Einzelspieler, die fähig sind aus wenigen Möglichkeiten Tore zu schiessen und Spiele zu entscheiden.

Nach dem Aufstieg in die Promotion League letzte Saison: Bierdusche für Erfolgstrainer Marinko Jurendic (Bild: REGIOfussball.ch).
Nach dem Aufstieg in die Promotion League letzte Saison: Bierdusche für Erfolgstrainer Marinko Jurendic (Bild: REGIOfussball.ch).

Wie beurteilst du die Entwicklung des Teams seit deiner Übernahme?

Ich bin sowohl mit der Entwicklung der einzelnen Spieler, wie auch des ganzen Teams zufrieden. Die Spieler investieren Woche für Woche sehr viel und verfolgen ihre persönlichen Ziele und die Mannschaftsziele mit grosser Motivation und Leistungswillen. Noch müssen wir weiter an der Chancenauswertung arbeiten und die Fähigkeit entwickeln, bei jedem Spielstand und in jeder Spielsituation ein Tor zu schiessen.

Der SC Kriens war bei deiner Amtsübernahme dem Ende nah, was sagst du zur Entwicklung des Vereins?

Die neue Vereinsleitung um Präsident Werner Baumgartner und Sportchef Bruno Galliker ist kompetent und leistet viel für das Fanionteam und den ganzen Verein. Die Fans kommen wieder an unsere Spiele – das ist eine schöne Bestätigung und Wertschätzung für die Arbeit, die alle Beteiligten auf und neben dem Platz leisten. Für mich ist es ein Privileg im Kleinfeld und mit vielen guten Menschen arbeiten zu dürfen.

Der Ball ist für mich bis heute das verbindende Element zwischen verschiedenen Menschen aus aller Welt.

Weshalb übt der Fussball auf dich als ehemaligen Lehrer und Sozialarbeiter eine so enorme Faszination aus?

Als ich mit acht Jahren aus Kroatien nach Ebikon kam, war ich eines von wenigen Ausländerkindern und kannte die Sprache nicht. Der Fussball hatte in dieser Situation eine Integrationsfunktion und war mein Türöffner für den Aufbau sozialer Beziehungen. Er gab mir in den folgenden Jahren eine Identität und Anerkennung. Der Ball ist für mich deshalb bis heute ein zentraler Lebensinhalt und das verbindende Element zwischen verschiedenen Menschen aus aller Welt geblieben. Der Fussball hat mir viel Gutes im Leben gebracht. Dafür bin ich dankbar und möchte meine Erfahrungen an junge Menschen weitergeben.

Wo holst du dir die Inspiration?

Einerseits durch meine Tätigkeit beim SFV, wo ich in der Technischen Abteilung mit vielen kompetenten Menschen an der Entwicklung des Schweizer Fussballs arbeiten darf. Der Fussball entwickelt sich rasant. Deshalb bleibe ich neugierig, beobachte die Trends des Fussballs und die Arbeit verschiedener Fussballlehrer wie Guardiola, Klopp oder Angelotti. Die unterschiedlichen Prinzipien und Spielideen faszinieren mich. Wenn ich mir ein Spiel am Fernseher anschaue, habe ich immer einen Schreibblock und einen Stift dabei. Gerne schaue ich mir auch Juniorenspiele an und tausche mich mit Nachwuchstrainern aus. Mir gefällt die Natürlichkeit, dieses Reine des Fussballspiels.

Du analysierst ein Heimspiel auch mal direkt nach der Partie in der Klubbeiz am Laptop. Kannst du auch loslassen?

(Überlegt) Das kann ich schon – ein bis zwei Wochen lang.

Ist es für dich als Trainer schwierig, wenn ein Spieler nicht die gleiche Leidenschaft für den Fussball zeigt?

Wir haben einige junge Spieler im Kader, die den Traum vom Profifussballer träumen. Der Weg dorthin ist hart. Ich weiss aus eigener Erfahrung, was es dazu braucht. Das vermittle ich ihnen. Und dank Ridge Munsys Werdegang wissen sie, dass der Weg mit harter Arbeit und Beharrlichkeit für sie über den SCK möglich ist.

Dein Vertrag läuft im Sommer 2016 aus. Wirst du verlängern oder sieht dein Karriereplan anders aus?

Ich habe keinen, denn ich bin schon zu hundert Prozent im Fussballbusiness tätig. Ich fühle mich in Kriens wohl, die Arbeit mit den Jungen gefällt mir.