Der SC Kriens empfängt heute Samstag (17:45 Uhr) den FC Luzern in der Swisspor-Arena zum Cup-Derby. Einst waren die Stärkeverhältnisse nicht so klar wie heute, und Kriens machte dem FCL das Leben schwer.
Der Vater des Derbys zwischen dem grossen FC Luzern und dem kleinen Nachbarn SC Kriens ist Paul Wolfisberg (84). Bevor er den FCL 1979 zurück in die Nationalliga A führte und später Coach der Schweizer Nationalmannschaft wurde, war er der Architekt der ersten Krienser Höhenflüge.
1976 stieg er mit dem SCK erstmals in die Nationalliga B auf, und in der ersten Saison dort fügte er Luzern mit dem Vorortsverein eine schmerzhafte Niederlage zu. 3:2 gewann Kriens am 20. März 1977 vor 5200 Zuschauern beim FCL, der damals von Albert Sing trainiert wurde. Wolfisberg ist bis heute stolz darauf, in den Derbys unbesiegt zu sein.
Kriens hat die bessere Bilanz im Oberhaus
In den 1990er-Jahren kam es zu vier brisanten Nachbarschaftsduellen in der höchsten Liga. Dabei hat Kriens die bessere Bilanz mit zwei Heimsiegen und einem Unentschieden in Luzern, während der FCL nur einmal gewann.
Auch in der Auf-/Abstiegsrunde 1996/97 kam es zu zwei Derbys. Dabei musste Luzern die schlimmste Pleite gegen den Nachbarn aus der Agglomeration am 23. März 1997 hinnehmen: Vor 6500 Zuschauern im überfüllten Kleinfeldstadion schossen Lucio Esposito, Reto Burri und David Sene den SCK zum hochverdienten 3:0-Erfolg. Trotz wohlklingenden Namen wie Ludwig Kögl, Ivan Knez, Heinz Moser, Thomas Wyss, Stefan Wolf, Gürkan Sermeter, Agent Sawu und Petar Aleksandrov blamierten sich die Gäste in Blauweiss bis auf die Knochen.
FCL-Trainer war Jean-Paul Brigger, Kriens wurde von Jochen Dries gecoacht. Dieser griff im Vorfeld des Lokalderbys in die psychologische Trickkiste, wie Reto Burri erzählt (siehe Box). Der frühere SCK-Goalgetter und Sohn des langjährigen Präsidenten Toni Burri, der 2013 68-jährig verstarb, gehörte zu den grossen Figuren des Derbys. «Für die Spiele gegen Luzern waren ich und ganz Kriens immer bereit. Vor dem Derby provozierte ich, das haben nicht alle gemocht. Darum gab es von der FCL-Fankurve Schmähgesänge gegen mich», sagt Reto Burri. Für den talentierten Stürmer, der einst in Dortmund ein Probetraining absolvierte und danach absagte, war Luzern ein rotes Tuch. «Die Rivalität war damals sehr gross, schon als SCK-Junior wurde sie gefördert, während heute die beiden Vereine im Nachwuchs zusammenarbeiten.»
Burri spielte eine Saison für den FCL, Sandro Marini kam vom FCL zu Kriens in die Challenge League. Am 6.August 2004 feierte der SCK mit einem 3:0 und zwei Marini-Toren den letzten Derby-Sieg. Heute Samstag (17:45 Uhr) steigt das Cup-Derby, Kriens ist derzeit nur drittklassig, spielt in der Promotion League.
Krienser Erinnerungen und Vorfreude
Reto Burri (41)
«Unser Trainer Jochen Dries griff in der Woche vor dem Derby in die psychologische Trickkiste. Obwohl wir im vorangegangenen Spiel in Genf gegen Servette 0:4 verloren hatten, stauchte er uns nicht zusammen, sondern lobte jeden Spieler für die Leistung. So waren wir positiv gestimmt fürs Derby. Unsere Stärke war der Kitt im Team. Wir gingen oft zusammen in den Ausgang nach Luzern. 6500 Zuschauer sorgten an diesem Sonntag, 23. März 1997, für den Stadionrekord im Kleinfeld. Als Mannschaft sind wir extrem heiss gewesen auf dieses Derby, das wir 3:0 gewannen. Luzern hatte keinen Stich. Wir holten uns viel Selbstvertrauen und schafften schliesslich als zweite Krienser Mannschaft nach 1993 den Aufstieg in die Nationalliga A. Mein Hechtköpfler zum 2:0 auf schöne Flanke von Lucio Esposito ist mein wichtigstes Karrieretor noch vor dem letzten Treffer im alten Wankdorf für YB. Am Samstag muss Kriens einen unglaublichen Match spielen, dann gelingt ein 2:1-Sieg, das tippe ich als Ur-Krienser.»
Roger Erni (44)
«Nach dem Aufstieg in die Nationalliga A bezwangen wir zu Hause in Serie Luzern, Basel und GC. Auf einmal belegten wir Platz 3. Wir waren sehr stolz auf uns, aber nun standen wir plötzlich im öffentlichen Fokus und konnten mit dem massiv gestiegenen medialen Interesse nicht umgehen. Hilfe von einem Profi gab es damals nicht. So kam es, wie es kommen musste. Mit zwei Teamkollegen besuchte ich in Luzern ein Europacupspiel, welches der FCL gegen Slavia Prag verlor und ausschied. Ein Reporter von Radio Pilatus machte dort ein Interview mit uns im Hinblick aufs bevorstehende Derby vom Sonntag, 5. Oktober 1997. Wir sagten eine Niederlage von Luzern voraus. Der damalige FCL-Haudegen René van Eck hörte das Interview und schwor Rache. Tatsächlich rächte er sich, rammte mir im Spiel den Ellenbogen ins Kinn. Längst haben wir uns versöhnt, das Derby ging vor über 12 000 Fans im Allmendstadion 1:1 aus. Im Cup-Derby am Samstag gibt es eine enge Sache: Kriens unterliegt nur knapp 2:3.»
Sandro Marini (29)
«Das war ein besonderer Moment, als mich mein Vater Stefan für die zweite Halbzeit im Derby gegen Luzern einwechselte. Schon nach zwei Minuten gelang mir das 1:0. Von nun an ging fast alles automatisch. Maurizio Melina schoss das 2:0, ich konnte das 3:0-Schlussresultat zum Heimsieg gegen Luzern erzielen. 5000 Leute besuchten dieses Derby am Freitag, 6. August 2004, im Kleinfeld. Ich war 16-jährig, spielte erstmals in der Challenge League. Nach den Derby-Toren kannten mich auf einmal alle. Daran war ich mich als Ex-Junior des FCL nicht gewohnt. Auf den Tag genau ein Jahr später erzielte ich in Luzern vor über 10 000 Fans noch ein weiteres Derby-Tor für Kriens, wir holten ein 2:2. Ich liess mich fünf Minuten vor Schluss auswechseln und erntete von der FCL-Fankurve wie einige Jahre zuvor Reto Burri Schmähgesänge. Damals fand ich es toll, heute würde ich allerdings nicht mehr derart provozieren. Im Cup-Derby muss Kriens 90 oder 120 Minuten laufstark sein, Luzern siegt am Ende 2:1.»
Nico Siegrist (26)
«Für uns ist der Cupmatch gegen Luzern das grösste Spiel der Karriere. Wenn wir am Samstag in die Partie steigen, haben nur drei Krienser Spieler aus der Startelf keine Vergangenheit beim FCL. Ich durfte 52-mal für Luzern in der Super League spielen. Ja, neun Tore sind für mich als Stürmer eine beachtliche Bilanz. Ganz sicher nicht vergessen werde ich meine Spiele für den FCL in Basel vor über 30 000 Zuschauern im St.-Jakob-Park. Doch das bevorstehende Cup-Derby mit dem SC Kriens gegen den FCL hat für mich die grössere Bedeutung, weil ich Teil eines Teams, eines Vereins bin. Das macht das Spiel so gross. Seit Wochen sprechen wir in der Kabine von diesem Match, die Vorfreude in Kriens ist riesig. Auch rundum sprechen mich die Leute auf den Cup-Hit in der Swisspor-Arena an. Wichtig ist, dass wir die äusseren Einflüsse wie das Stadion und die Zuschauer schnell ablegen können. Wenn wir in den ersten 20 Minuten kein Gegentor bekommen, dann haben wir sehr gute Chancen gegen den FCL.»