Der Schiedsrichter hat die schwierige Aufgabe, Spielsituationen neutral, unbefangen und objektiv zu beurteilen. Mit der Kampagne „Kein Spiel ohne Schiedsrichter“ wirbt der IFV, zeigt die unabdingbare Präsenz des Unparteiischen auf und möchte den Mangel an diesen Fachkräften beheben.

Dass die anspruchsvolle Tätigkeit als Schiedsrichter und Assistent Freude und Begeisterung auslösen kann, beweist das Gespräch mit Nicolas Müller vom FC Eschenbach. Mit 28 Jahren erlebt er die Faszination Fussball als Schiedsrichterassistent hautnah bei den Spielen der Challenge League.

Seit bald 15 Jahren führt Nicolas Müller mit grosser Leidenschaft sein Hobby als Schiedsrichter aus. Als Jugendlicher im C-Juniorenalter leitete er bereits die ersten Meisterschaftsspiele. Stufe um Stufe wagte er sich an höhere Aufgaben. Ein unvergessliches Erlebnis stellte sich im Jahre 2016 bei seinem ersten Einsatz mit Super League-Beteiligung ein. Beim überraschenden Cuperfolg des damaligen Promotion-League Vereins SC Kriens über Superligist FC Thun (2:1) stand er in einem wahren Hexenkessel an der Seitenlinie. Bald folgte im Februar 2019 ein weiteres Highlight. Nico erhielt das Aufgebot zum ersten Einsatz als Assistent in der Challenge League. Die Spannung im „Ländle“ bei der Partie Vaduz gegen Aarau war besonders hoch und seine ganze Familie, Freundin Michèle und Freunde fieberten auf der Tribüne mit. Als Schiedsrichter mit der Qualifikation 2. Liga erinnert er sich gerne an die regionalen Aufstiegsspiele zurück, welche jeweils eine besondere Ambiance ausstrahlten und Brisanz beinhalteten.

Lebensschule
Was bei Nico mal Liebhaberei war, nimmt seit einiger Zeit professionelles Ausmass an. Beinahe täglich schleift er an seiner Fitness, vier jährliche zentrale Weiterbildungskurse bringen ihn auf den neusten Wissens- und Konditionsstand und als Vorbereitung für die Rückrunde reiste er mit seinen Kollegen in ein Trainingscamp auf Gran Canaria. Nicolas scheut den Aufwand nicht, weil er in der Rolle als Assistent vor allem menschlich profitiert. Er erwähnt die tolle Kameradschaft und die Zusammenarbeit im Team. Ein Trio muss harmonieren. Der bei der PricewaterhouseCoopers beruflich eingebundene Wirtschaftsprüfer sieht weitere Komponenten: „Das Ganze ist für mich eine Lebensschule. Ich erhalte einen Rucksack auf den Weg, lerne immer wieder Neues, treffe auf Menschen mit unterschiedlichsten Charakteren und möchte ihnen auf Augenhöhe begegnen.“ Für Nicolas ist es auch wichtig, selbstkritisch zu sein, an Fehlentscheiden zu arbeiten und mit Kritik umgehen zu können.

Auf Beschimpfungen, Anpöbelungen oder Gewalt auf den Fussballplätzen angesprochen, meint er: „Zum Glück blieb ich von solchen negativen Einflüssen bisher verschont. Als Mitglied der Schiedsrichterkommission im IFV höre ich leider schon von solchen Ereignissen, bei der die Fairness mit Füssen getreten wird. Hier sind alle Beteiligte gefragt, dass solche Situationen vermieden werden und der Fussball, den wir alle lieben, im Zentrum steht. Für mich ist es während dem Spiel aber wichtig, solche Begleiterscheinungen auszublenden und mich auf meine Aufgabe zu fokussieren. “

Wurzeln beim FC Eschenbach
Durch seinen Vater Hansjörg, welcher über Jahre Aktivspieler und Vorstandsmitglied war und auch heute noch Funktionen bei den Senioren ausübt und oft auf dem Weiherhaus anzutreffen ist, erhielt Nicolas Zugang zum Dorfverein. Er jagte von den „Kickis“ bis zu den A-Junioren dem runden Leder nach. Der leider viel zu früh verstorbene C-Juniorentrainer Wasfy Salih (selbst aktiver Schiedsrichter) rührte die Werbetrommel und überzeugte ihn, den Ausbildungskurs zum Schiedsrichter zu besuchen. Diesen absolvierte Nico in einem wöchentlichen Camp in Lenzerheide. Noch heute ist die Verbundenheit zum FC Eschenbach gross: „Mein Stammclub bedeutet mir viel, gerne würde ich noch mehr am Vereinsleben teilhaben. Nebst den vielen Einsätzen und der Besuche von Schwingfesten bleibt für einen Gang aufs Weiherhaus wenig Zeit. Wenn jeweils am Freitagabend ein Turnier der Senioren 50+ ansteht, so folge ich gerne dem Aufgebot meines Vaters und pfeife mit Vergnügen die Spiele der Altherren… „Der FC Eschenbach ist natürlich froh und dankbar, dass Nicolas zusammen mit seinem Bruder Julian (momentan als Nachwuchsschiedsrichter auf dem Sprung in die Oberliga) zum Schiedsrichterkontingent des Vereins beiträgt.

Gegenwärtig erfährt der Wochenplan von Nicolas durch die Corona-Zwangspause mehr Lücken. Es werden wieder Zeiten anrauschen, in denen er mit Herzblut an der Linie steht und für sein grosses Ziel kämpft. Er möchte mal Spiele der Super League assistieren. Wünschen wir ihm dabei alles Gute!

Falls du mehr über die Schiedsrichtertätigkeit erfahren möchtest oder sogar selbst Schiedsrichter werden möchtest, melde dich bei unserem Schiedsrichterverantwortlichen: Pascal Gärtner (079 351 26 12 oder pascalgaertner@bluewin.ch).