Eine Cup-Ehrenmeldung für den angeschlagenen Erstligisten Zug 94: Gegen Basel verliert das Team von Trainer Mark Adams nur mit 0:1. Der Engländer platzt fast vor Stolz.

Verkehrte Welt nach Spielschluss. Soeben hat Zug 94 die Sechzehntelfinal-Cup-Partie gegen den vermeintlich übermächtigen FC Basel mit 0:1 verloren. Nicht etwa der Sieger lächelte, nein, es war der Verlierer, der vor Stolz beinahe platzte. Mark Adams (53), der Trainer von Zug 94, strahlte in die Welt hinaus, als ob er gerade im Lotto gewonnen hätte. «Wie wir auf den Rückstand reagiert haben, darauf bin ich mega stolz», sagte er an der öffentlichen Pressekonferenz. Neben ihm stand Urs Fischer (50). Sein Gesichtsausdruck passte zum regnerischen Sonntagnachmittag. «Ich bin leicht säuerlich und will lieber nicht viel zu unserer Leistung sagen», liess er durchblicken. Auf das Nachhaken des Stadionspeakers sprach er schliesslich widerwillig über das Geschehene. «Wir haben das 1:0 über die Zeit gebracht. Wir waren zu locker. Einige Spieler haben mir schlechte Argumente gegeben, wenn es um die Stammplätze in der Zukunft geht. Mir fehlt schlicht deren Begeisterung.» Man spürte heraus: Der Basel-Trainer hatte von seinem Team, nicht in Bestbesetzung angetreten, deutlich mehr erwartet.

Penaltypfiff bleibt aus
Begeisterungsfähiger zeigte sich der angereiste Basler Anhang. Er zauberte eine gute Stimmung in die Hertiallmend, die mit 4200 Zuschauern eine cupwürdige Kulisse hergab. Mit der Dauer der Partie liess auch das Heimpublikum die Zurückhaltung fallen. Die Hopp-Zug-Rufe gaben den Spielern in den letzten Minuten nochmals Kraft. Doch Atdhe Ga­shi, die sehr einsame Sturmspitze der Zuger, vergab eine Kopfballchance in der 83. Minute. Und in der 88. Minute wollten fast alle gesehen haben, wie der Basler Innenverteidiger Omar Gaber im eigenen Strafraum die Hand zu Hilfe nahm. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb aber zu Recht stumm. So verstrichen die restlichen Minuten, Zugs Erick Ntsika sah noch die gelb-rote Karte. Beim Verlassen des Platzes erhielt der Innenverteidiger jedoch stehende Ovationen. Den verdienten Applaus erhielt das gesamte Team nach Spielende. Wirklich viele gute Aktionen der Basler hatten die Zuger nicht zugelassen. Das Gegentor Sekunden vor der Halbzeit fiel nach einem Corner, Daniel ­Hoegh traf mit dem Kopf. Sonst aber hielten sich die Basler zurück, auch wenn sie das Spielgeschehen fast jederzeit im Griff hatten. Ehrgeiz liess nur gerade Aggressivleader Serey Die aufblitzen – weil dieser wahrscheinlich gar nicht anders kann. Die Zuger hielten kompakt dagegen. Stürmer Gashi konnte einem leidtun, er war fast ausschliesslich auf sich allein gestellt und rieb sich an der Basler Abwehr auf.
Zug macht den Baslern das Leben schwer

Die Umstellung von der Champions League zum provinziellen Cup fiel den Baslern offensichtlich nicht leicht. Fischer meinte zur Leistung der Zuger: «Sie haben uns in der zweiten Halbzeit das Leben schwer gemacht.» Auf die Frage, ob er wie letzten Dienstag gegen Ludogorez Rasgrad (1:1) bei seinem Champions-League-Einstand Hühnerhaut verspürte, entgegnete er: «Höchstens im negativen Sinn.» Mark Adams gab Fischer noch die besten Wünsche mit auf den Weg: «Als Engländer bin ich der Meinung, dass der FC Basel in der Champions League Arsenal schlagen soll.» Mit Schmunzeln fügte er an: «Das kann ich als Fan von Manchester United so vertreten.» Gestern aber war er hauptsächlich Fan vom Auftritt seiner Mannschaft.

Telegramm Zug 94 – FC Basel 0:1 (0:1)
Hertiallmend. – 4200 Zuschauer. – SR San.
Tor: 45. Hoegh 0:1.
Zug 94: Marinis; Martino (71. Weiss), Ntsika, Riedweg, Feuchter; Burkard (74. Jankovic), Bernet, Peter, Mehidic; Mani (81. Marjanovic); Gashi.
Basel: Vailati; Gaber, Hoegh, Cümart, Riveros; Serey Die, Fransson; Bua (73. Kutesa), Elyounoussi, Boëtius; Sporar.
Bemerkung: 94. Platzverweis Ntsika (Gelb-Rot, Foul).

Basler Fans sorgen für Fussballfest
4200 Zuschauer erlebten auf der Zuger Hertiallmend einen spannenden Cupfight. Es herrschte ein wunderbares Ambiente.

Schon rund eine Stunde vor dem Cup-Schlager zwischen Zug 94 und dem amtierenden Schweizer Meister FC Basel bildete sich vor dem Kassenhäuschen eine lange Warteschlange. Dass 4200 Personen trotz des Nieselregens den Weg ins Stadion fanden und rund 80 Fans einen Matchball spendeten, mochte dem Kassier des Heimteams schon vor dem Anpfiff durch Schiedsrichter Fedayi San ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Der Zuger Zuschauer Thomas Koch schien seinen Lieblingen nicht allzu viel Kredit zu geben. Er sagte: «Es ist schon gut, wenn unsere Mannschaft ein Tor schiesst. Geradezu ideal wäre es, wenn sie 1:0 in Führung gehen könnte.»

Daraus wurde nichts. Die ihre Fahnen schwenkenden und ununterbrochen singenden Basler Fans peitschten ihr Team unentwegt nach vorne. Sie sorgten für ein wahres Fussballfest, während der Zuger Anhang kaum zu hören war. Es lief bereits die 25. Spielminute, als sie nach einer tollen Parade ihres Torhüters Georgios Marinis spontan applaudierten. Marinis, der seinen Kasten bis kurz vor der Pause mit einigen spektakulären Paraden reinzuhalten vermochte, befand nach dem Schlusspfiff: «Meine Mannschaft hat dem grossen FC Basel einen heroischen Kampf geliefert. Es war für uns ein tolles Erlebnis, vor dieser grossen Zuschauerkulisse spielen zu dürfen.» Der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger meinte während der Halbzeitpause: «Ich bin unglaublich stolz, dass unsere leidenschaftlich fightende Mannschaft gegen den haushohen Favoriten aus Basel nur 0:1 zurückliegt. Und es erfüllt mich mit Freude und Genugtuung, dass im und ums Stadion herum eine friedliche Stimmung herrscht.» Daran – und auch am Resultat – änderte sich nichts mehr. Obwohl die nun vom heimischen Publikum endlich lautstark angefeuerten Zuger eine beherzte Schlussoffensive lancierten. Thomas Koch befand: «Ich verstehe nicht, dass der Schiedsrichter kurz vor dem Abpfiff ein Handspiel eines Baslers in deren Strafraum nicht mit einem Elfmeter ahndete.» So heldenhaft, wie die Platzherren dem Schweizer Meister über weite Strecken des Spiels Paroli geboten hätten, hätten sie den 1:1-Ausgleich redlich verdient. «Heute sind alle Zuger Spieler in einem total verschmutzten Dress vom Platz gegangen. Ich hoffe, dass dies nun auch in den kommenden Meisterschaftsspielen so sein wird.

Im anschliessenden Fussballtalk wurden der Zuger Trainer Mark Adams und seine Spieler von den während des Spiels verhaltenen Fans enthusiastisch gefeiert, während der Basler Trainer mit saurer Miene verkündete: «Mit dem Spiel meiner Mannschaft in der 1. Halbzeit kann ich leben. Aber was meine Akteure im zweiten Durchgang abgeliefert haben, kann ich nicht akzeptieren. Zug 94 liess uns bis zum Abpfiff zittern.» Ein schöneres Kompliment an die Adresse der Platzherren kann man kaum machen, die als geschlossene Einheit über sich hinausgewachsen ist.