Genau heute vor 16 Jahren warf der kleine FC Küssnacht den grossen FC St. Gallen aus dem Schweizer Cup. In der 75-jährigen Vereinsgeschichte des FCK war dies der Höhepunkt. Der damalige Doppeltorschütze Fabian Lüthold blickt zurück.
Anfangs war Fabian Lüthold etwas widerwillig als es darum ging ein Treffen für diesen Zeitungsartikel zu arrangieren. Schliesslich gebe es noch viele andere Akteure, die bei der Cup-Sensation mit von der Partie waren. In der Tat: Goalie-Urgestein Werni Müller, Captain Marcel Waller, Spielertrainer René Diestel oder Sprintrakete Sergio Minelli, sie alle hätten ebenso vom Sieg über die St. Galler erzählen können. Doch am Ende springt auf dem Matchtelegramm von damals eben dennoch ein Name ins Auge, jener des zweifachen Torschützen Fabian Lüthold.
Es war ein schöner und milder Samstagnachmittag als der FC Küssnacht am 22. Oktober 2005 den FC St. Gallen auf dem Luterbach empfing. Mit dabei waren auch 3000 Fans, sowie die Kameralinsen und Mikrofone der nationalen Presse. Der Favorit aus der Ostschweiz startete zwar mit mehr Ballanteilen in die Partie, doch Torchancen blieben vorerst aus. 32. Spielminute: Ein langer Einwurf von Küssnachts Ivo Müller vermochte der St. Galler Goalie nur unzureichend zu klären. Auf der Strafraumlinie fasste sich Fabian Lüthold ein Herz und netzte mit einem strammen und platzierten Schuss zum 1:0 ein. Der Underdog lag in Führung.
Die Bilder bleiben im Kopf
Es ist diese Szene, die dem heute 43-Jährigen rückblickend zuerst in den Sinn kommt. Aber auch die Stimmung vor dem Spiel in der Kabine sei noch sehr präsent. «Ich fühlte mich eigentlich relativ locker, weil wir ja nichts verlieren konnten. Doch der Trainer gab uns zu verstehen, dass hier etwas zu holen ist. Diese Anspannung hat mich beinahe überrascht.» Offenbar behielt Trainer René Diestel Recht, doch Lütholds Lockerheit ist wohl für das zweite Tor des Abends von Bedeutung gewesen. Vier Minuten vor dem Ende hängte Sergio Minelli an der Seitenlinie die gegnerische Verteidigung ab. St. Gallens Captain Davide Calla stoppte den Küssnachter im Strafraum mit einer Notbremse. Fabian Lüthold behielt beim Penalty die Nerven und verwandelte zum entscheidenden 2:0. Am Schluss gewann der FCK mit 2:1. In der fast hundertjährigen Geschichte des Schweizer Cups ist Küssnacht bis heute eines von lediglich vier Teams, die einen drei Ligen stärkeren Gegner besiegten.
Ebenfalls in Erinnerung behält Lüthold den Jubel nach dem Spiel. Und natürlich den Medienrummel, den insbesondere den Doppeltorschütze ereilte. «Radio, Fernsehen, Zeitungen, es war schon ziemlich anstrengend», gibt Fabian Lüthold schmunzelnd zu. «Ich musste am Morgen vor dem Arbeiten beim Radio vorbei und wurde von einem TV-Team begleitet.» Dieser Medienrummel sei eine Erfahrung gewesen, hätte für den damals 27-Jährigen aber nicht sein müssen. Die einmalige Stimmung und das positive Echo, das Gefühl etwas Grosses geschafft zu haben, das möchte Lüthold aber keineswegs missen.
Insgesamt zweimal bei Küssnacht
Während der Sieg über St. Gallen diskussionslos der Höhepunkt seiner Fussballkarriere war, so bleiben Lüthold auch andere Erfolge in Erinnerung. So etwa der Schweizer Meistertitel als Junior des FC Luzern. Mit 19 Jahren wechselte Lüthold dann von der U21 des FCL nach Küssnacht. «In der Saison 1997 / 1998 blieben wir ohne Niederlage und stiegen in die erste Liga auf.» Fabian Lüthold zog es weiter zum SC Kriens, es folgten Einsätze in der Nationalliga B. Nach einer Station in der Romandie landete er aber erneut beim FC Küssnacht, in diese Jahre viel auch der Sieg gegen St. Gallen.
Über den FC Baar kam Lüthold dann zum Karriereende nach Root, wo er noch heute bei den Senioren spielt und auch wohnhaft ist. Allzu präsent ist die Cup-Sensation für den Vater zweier erwachsener Kinder heutzutage nicht mehr. «Es ist auf jeden Fall schön daran zurückerinnert zu werden. Aber die Partie ist nach 16 Jahren natürlich nicht mehr jede Woche Thema.» Doch zumindest am heutigen 22. Oktober wird Fabian Lüthold wohl an diese eine Partie zurückdenken, als der kleine FC Küssnacht den grossen FC St. Gallen bezwang.