Wie jedes Jahr werden auch zur Saison 2021/2022 die neuen Fussballregeln vom IFAB durch die Fussball Regeländerungen 21/22 an die Erfahrungen der letzten Saison angepasst. Diese werden dann in die neuen SFV Fussballregeln übernommen und gelten ab dem 01. Juli 2021 schweizweit in allen Ligen.

Neue Handspiel Regel zur Saison 2021/2022
Beim Handspiel gibt es zwei massgebliche Regeländerungen. Die erste neue Regeländerung beschäftigt sich damit, wann der Schiedsrichter ein Handspiel als unnatürliches Vergrössern der Körperfläche und somit als strafbares Handspiel bewerten sollte. Die zweite neue Regeländerung handelt von unabsichtlichem aber trotzdem strafbarem Handspiel, weil dies in Zusammenhang mit einem unmittelbar folgendem Tor steht.

Strafbares Handspiel kann gemäss der neuen Fussballregeln durch 3 Gründe vorliegen:

  • Offensichtliche Absicht
  • Unnatürliches Vergrössern der Körperfläche (Regeländerung)
  • Unmittelbarer Zusammenhang mit einem Tor (Regeländerung)

Alte Handspiel Regel: Vergrössern oder Position von Hand/Arm
Gemäss der alten Fussballregeln galt es als strafbares Handspiel, wenn der Spieler seinen Körper mit seiner Hand oder seinem Arm unnatürlich vergrössert hat. Hierzu gab es keine wirklich genauere Definition. Die sonstige Bewegung oder Dynamik des Spielers wurde dabei nicht berücksichtigt. Ausserdem galt es auch als strafbares Handspiel, wenn die Hand oder der Arm über Schulterhöhe war, wobei es hier die folgende Ausnahme gab: Es ist nicht strafbar, wenn das Handspiel durch ein absichtliches Spielen des Balls durch den Spieler (per Kopf, Körper oder Fuss) und ein darauf folgendes Prallen des Ball gegen die Hand kommt. Diese Handspiel Regeln gelten jetzt nicht mehr und werden durch die folgende neue Handspiel Regel in den neuen Fussballregeln ersetzt.

Neue Handspiel Regel: Unnatürliches Vergrössern der Körperfläche?
Die neuen Fussballregeln verzichten komplett auf Sonderregelungen bei Abprallern vom eigenen oder gegnerischen Körper. Stattdessen wird neben dem offensichtlichen Handspiel nur noch darauf geachtet, ob es sich um ein unnatürliches Vergrössern der Körperfläche handelt. Unnatürlich bedeutet hier, dass keine der beiden folgenden Aussagen zutrifft: 1. Die Position der Hand oder des Arm ist die Folge einer Körperbewegung des Spielers in der Situation, 2. Die Haltung der Hand oder des Arms kann durch die Körperbewegung des Spielers gerechtfertigt werden.

Wenn also keiner der beiden genannten Punkte zutrifft, dann handelt es sich unabhängig von der Höhe der Hände und Arme um ein strafbares Handspiel. Wenn ein Spieler sich zum Beispiel im Fallen mit dem Arm abstützt, trifft ganz klar die 2. Aussage zu, dass die Armhaltung durch die Körperbewegung gerechtfertigt werden kann. Auch wenn dieses Beispiel nicht mehr explizit in den Regeln steht, handelt es sich weiterhin nicht um ein strafbares Handspiel. In den Regeln steht über das unnatürliche Vergrössern: “Mit einer solchen Hand-/ Armhaltung geht der Spieler das Risiko ein, dass der Ball an seine Hand/ seinen Arm springt und er dafür bestraft wird” (IFAB).

Alte Handspielregel: Torerfolg oder Torchance des Teams nach Handspiel
Die alten SFV Fussballregeln sahen drei verschiedene Fälle vor, in denen ein unabsichtliches Handspiel durch die unmittelbaren Folgen trotzdem strafbar sein kann. Im 1. Fall handelt es sich um strafbares Handspiel, wenn Ball direkt nach einem Handkontakt (inkl. Torwart im eigenen Strafraum) in das gegnerische Tor trifft. Diese Regel bleibt weiterhin erhalten. Es war auch strafbar, wenn das Team nach einem Handspiel unmittelbar 2. ein Tor erzielt hat oder 3. zu einer Torchance gekommen ist. In den letzten beiden Fällen (2 und 3) war vollkommen egal, ob der Spieler nach dem Handspiel selbst oder einer seiner Mitspieler das Tor erzielt hat oder zu der Torchance gekommen ist. Diese Handspiel Regeln gelten jetzt nicht mehr und werden durch die folgende neue Handspiel Regel in den neuen Fussballregeln ersetzt.

Neue Handspielregel: Torerfolg des Spielers nach Handspiel
Mit den Fussball Regeländerungen 21/22 gelten nur noch die beiden folgende Fälle als unabsichtliches aber aufgrund der Situation trotzdem strafbares Handspiel: 1. Der Ball trifft direkt nach einem Handkontakt in das gegnerische Tor oder 2. der Spieler, der den Ball mit der Hand berührt hat, erzielt unmittelbar nach dem Handkontakt ein Tor. Es ist also mit der neuen Handspielregel nicht mehr strafbar, wenn der Angreifer nach dem Handkontakt zu einer guten Torchance kommt oder wenn ein Mitspieler unmittelbar danach ein Tor erzielt oder zu einer Torchance kommt.

Bestrafung von Tricks zum Umgehen der Rückpassregel

Alte Regel zum Umgehen der Rückpassregel
Gemäss der alten Fussballregeln wird die Umgehung der Rückpassregel aus dem laufenden Spiel heraus als Unsportlichkeit bewertet. Wenn ein Spieler sich zum Beispiel selbst den Ball hochlegt, um diesen dann mit dem Kopf zum Torwart zurück zu spielen, wird der Spieler verwarnt und das Spiel mit einem indirekten Freistoss fortgesetzt. Dabei ist es egal, ob der Torwart den Ball dann wirklich mit der Hand aufnimmt oder nicht.

Vor zwei Jahren wurde mit den Regeländerungen zur Saison 19/20 die Möglichkeit eingeführt, einen Abstoss oder Freistoss innerhalb des eigenen Strafraums zu spielen, ohne dass dieser den Strafraum verlassen muss. Durch diese Regeländerung sind Mannschaften auf die Idee gekommen, dass der Torwart den Ball einem nahestehenden Mitspieler zu lupft, dieser den Ball zurück köpft und der Torwart den Ball in die Hände aufnimmt. Nach alter Regelauslegung sollte der Schiedsrichter die Spieler für die Nutzung dieses Tricks nicht bestraften, sondern hat den Abstoss oder Freistoss lediglich wiederholen lassen. Diese Regel gilt jetzt nicht mehr und wird durch folgende neue Fussballregeln ersetzt.

Fussball Regeländerung zur Bestrafung von Tricks zum Umgehen der Rückpassregel
Mit den Fussball Regeländerungen zur Saison 21/22 soll die Einleitung eines Tricks zum Umgehen der Rückpassregel grundsätzlich mit der Verwarnung und einem indirekten Freistoss bestraft werden. Analog zur alten Regel aus dem Spieler heraus wird hier der Spieler bestraft, der den Trick eingeleitet hat, in dem oben geschilderten Fall also der Torwart, wenn dieser den Ball beim Abstoss einem Mitspieler zu lupft. Es ist weiterhin egal, ob der Torwart den Ball dann tatsächlich in die Hand nimmt oder nicht, da die Einleitung des Tricks und nicht die erfolgreiche Nutzung des Tricks als Unsportlichkeit gewertet wird.

Weitere kleinere Regeländerungen 2021

Regeländerung 2021 zur Form der Tore
Im letzten Jahr gab es eine Fussball Regeländerung, die es erlaubte, dass unterschiedliche Formen für den Torpfosten oder die Torlatte verwendet werden dürfen, nämlich quadratisch, rechteckig, rund oder elliptisch. In diesem Jahr wurde nochmal die Anpassung vorgenommen, dass zwar beliebige Kombinationen von Formen für den Pfosten und die Latte erlaubt sind, beide Tore jedoch einen identischen Aufbau haben müssen.

Regeländerung 2021 zu Vergehen gegen Drittpersonen
Wenn Spieler Vergehen gegen gegnerische Spieler auf dem Feld begehen, gibt es je nach Vergehen einen direkten oder indirekter Freistoss. Wenn ein Vergehen gegen einen Mitspieler oder eine anderen nicht-aktiven Spieler oder Teamoffiziellen begeht, gibt es bei körperlichen Vergehen auf dem Spielfeld immer einen direkten Freistoss. Bei Vergehen gegen Drittpersonen soll die gegnerische Mannschaft allerdings keinen Freistoss erhalten, sondern das Spiel soll mit einem SR-Ball fortgesetzt werden.

Hier gab es eine Unstimmigkeit, die in den neuen Fussballregeln beseitigt wurde. Im Gegensatz zu den alten Regeln sehen die Regeländerungen 2021 nun auch bei Beissen oder Anspucken einer Drittperson einen SR-Ball statt einem Freistoss vor. Dabei ist es egal, ob das Vergehen innerhalb oder ausserhalb des Spielfelds stattfindet. Wenn der Spieler zuvor allerdings unerlaubt das Spielfeld verlassen hat, kann natürlich nach Philosophie des Fussballs das erste Vergehen bestraft werden – in dem Fall also das unerlaubte Verlassen des Spielfelds durch den Spieler mit dem indirekten Freistoss.

Neue Fussballregeln 2021 zur Bewertung des Arms bei Abseitspositionen
Die Philosophie der Fussballregeln beim Abseits ist, dass nur Körperteile für die Bewertung der Position zählen, mit denen auch ein Tor erzielt werden darf. Seit einigen Jahren ist das Erzielen eines Tors mit der Hand nun nicht mehr gestattet. Dies hat sich auch mit den neuen Regeländerungen 2021 nicht geändert. Daher zählen die Hand und der Arm nicht mit in die Bewertung der Abseitsposition mit ein. Seit letztem Jahr gelten nur Ballkontakte mit dem Arm unterhalb der Achselhöhle als Handspiel, alles darüber gilt als Schulter und damit nicht als Handspiel. Daher geht ab dieser Saison die Schulter bis zur Achselhöhle noch mit in die Abseitsbewertung mit ein, der Bereich darunter weiterhin nicht.

Diese Zusammenstellung der neuen IFAB-Regeln wurden aus dem Onlineportal Online Schiedsrichter Schule mit eigener Lern-App übernommen.