Samuel Mete, die Nummer 6 des SC Steinhausen, ist ein glücklicher Mensch. Obschon er bereut, etwas nicht versucht zu haben.

Der als Aramäer in der Südosttürkei geborene Samuel Mete war erst ein Jahr alt, als seine Familie in Heilbronn in Deutschland eine neue Heimat fand. Der kleine Junge entdeckte schon früh seine Vorliebe für den Fussball. Wann immer sich die Gelegenheit bot, jagte er dem runden Leder hinterher. Als er die Schule besuchte, klemmte er erst den Ball unter seinen Arm, bevor er sich den Tornister umhängte. Da überrascht es nicht, dass er beim damals in der deutschen Oberliga spielenden VFR Heilbronn schon früh in die 1. Mannschaft berufen wurde. Im Alter von 19 Jahren zog sich Samuel Mete gravierende Knieverletzungen zu, die seine Fussballkarriere zu beenden drohte, ehe sie so richtig begonnen hatte.

Ein verlockendes Angebot
Kaum wieder genesen, flatterte ein verlockendes Angebot ins Haus. Samuel Mete erzählt: «Als ich 21 Jahre alt war, unterbreitete mir der schwedische Assyriska FF ein verlockendes Profiangebot, das mich reizte. Da ich zu dieser Zeit im Studium steckte, verzichtete ich schweren Herzen, den mir vorliegenden Vertrag zu unterschreiben.» Im Nachhinein, sagt Samuel Mete, habe er es anfänglich bereut, den Schritt zum Profifussballer nicht gewagt zu haben. «Aber», fährt er fort, «dafür habe ich ein Betriebswirtschafts- und Sportmanagementsstudium abgeschlossen und bin 2010 aus beruflichen Gründen in die Schweiz gekommen.» Während vier Wochen habe er mit dem Erstligisten Zug 94 trainiert, ehe er dem damaligen regionalen Zweitligisten FC Baar beigetreten sei. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Unter Trainer Patrick De Napoli stieg Samuel Mete mit Baar in die 2. Liga interregional auf. Der seit fünf Jahren mit Elizabeth, einer Schweizerin mit aramäischen Wurzeln, verheiratete Abteilungsleiter einer Zürcher Beraterfirma im Finanz- und Rechnungswesen, hängte die Fussballschuhe an den Nagel.

Kurze Fussballpause
«Ich wollte mich neben dem Beruf voll und ganz meiner Frau und meinem inzwischen zweijährigen Sohn Maurice widmen», verrät Samuel Mete. «Doch dann», erzählt er, «rief mich der damalige SC-Steinhausen-Sportchef Heinz Bolliger an. Er bat mich, das von Reto Zihlmann trainierte und im Abstiegskampf stehende Fanionteam zu verstärken.» Der SC Steinhausen schaffte den Ligaerhalt – und Samuel Mete blieb dem Eschfeld-Team bis heute treu.

Sehr zur Freude von Trainer Markus «Kusi» Winiger. Er betont: «Der im defensiven Mittelfeld spielende Samuel Mete überzeugt mit hervorragenden Leistungen. Er ist ein absoluter Führungsspieler, auf den ich unter keinen Umständen verzichten möchte.» Samuel Mete betont: «Die Wertschätzung, die mir mein Trainer erweist, ehrt mich. Ich fühle mich in Steinhausen, wo ich vom ersten Tag an mit offenen Armen aufgenommen und integriert wurde, sehr wohl.» Im Gegensatz zu Vereinen, die seiner Ansicht nach bloss eine Zweckgemeinschaft bilden, gleiche der SC Steinhausen einer gut funktionierenden Familie. Unvermittelt bekennt Samuel Mete: «Ich bin ein ehrgeiziger Mensch. Ich mag keine Halbheiten. Wenn ich etwas mache, dann will ich mein gestecktes Ziel erreichen.» Auf den Fussball bezogen heisse das: «Ich setze alles daran, um mit dem SC Steinhausen eine erfolgreiche Saison spielen zu können. Ich bin überzeugt, dass wir die Aufstiegsrunde erreichen können.» Samuel Mete weiss nicht, wie lange er noch aktiv Fussball spielen wird. Gewiss ist indes, dass er noch in diesem Monat einen Kinderfussball-Lehrgang besuchen wird, um später eine Trainerkarriere einschlagen zu können.

Zurück zu den Wurzeln
Als prägendstes Ereignis in seinem bisherigen Leben bezeichnet Samuel Mete die Geburt seines Sohnes Maurice, der sechs Wochen zu früh zur Welt kam. «Meine Frau und ich wurden von Ängsten geplagt. Zum Glück war unser Kind im Uni-Spital in Zürich in sicheren Händen. Heute ist Maurice ein putzmunterer Junge, der mit seinem Papa gerne Fussball spielt und seiner Mama ein gerüttelt Mass an Aufräumarbeiten beschert.» Unvergesslich, so Samuel Mete, seien auch die Erlebnisse, die er erst auf seinen Reisen durch die USA gemacht habe. In Florida habe ihn die Natur beeindruckt, und in Las Vegas habe ihn der Magier David Copperfield mit seinen Tricks zum Staunen gebracht. «Er hat in seiner Show vor den Augen des Publikums ein Auto verschwinden lassen. Ich weiss heute noch nicht, wie er das gemacht hat.» Da er sich mit Vorliebe für fremde Kulturen interessiere, stünden in absehbarer Zukunft Reisen nach Asien und Australien auf seinem Wunschzettel. «Zuvor aber will ich zum ersten Mal seit nunmehr 28 Jahren meine Grosseltern mütterlicherseits besuchen, die noch immer an meinem Geburtsort in der Südosttürkei leben. Dann weiss ich endlich, von wo ich mit meinen Eltern ausgewandert bin», sagt Samuel Mete.