Die Zentralschweiz hat wieder Challenge-League-Fussball: Der SC Kriens steigt nach dem 2:1(0:1-)-Sieg in La Chaux-de-Fonds in die zweithöchste Schweizer Liga auf.

Geschafft! Kriens kehrt nach dem ­Abstieg 2012 wieder in die Challenge League zurück. Mit dem grandios ­erkämpften 2:1 in La Chaux-de-Fonds stehen die Krienser eine Runde vor ­Saisonschluss als Aufsteiger fest. «Das ist ein überwältigender Moment, ein wunderschönes Gefühl», sagte Kriens-Trainer Bruno Berner. «Schön, dass wir den Aufstieg schon am 29. Spieltag ­realisiert haben. Aber wir wären auch am 30. Spieltag parat gewesen.» Und Kriens-Präsident Werner Baumgartner atmete tief durch: «Das war ein Krimi. Fantastisch, wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit den Sieg und den Aufstieg gestemmt hat.»

Mehrere hundert SCK-Fans waren am Samstag in den Jura gereist, um den vorzeitigen Aufstieg zu erleben – und sie wurden von ihrer Mannschaft nicht ­enttäuscht. Am Abend zurück in Kriens, wurde der Dorfplatz und die Horwerstrasse bei der Kleinfeld-Baustelle zur Partyzone: In Kriens wurde tüchtig weitergefeiert (zu den Bildern auf REGIOfussball.ch).

Aber das Krienser Team machte es seinen Anhängern an diesem Nachmittag in La Chaux-de-Fonds nicht einfach. Bis zuletzt musste gezittert werden. Zuerst lieferte der SCK eine Halbzeit zum Vergessen ab. Lampenfieber, Nervenflattern vor dem grossen Augenblick? Auf jeden Fall wollte in den ersten 45 Minuten kaum etwas gelingen.

Im Gegenteil. Kriens-Goalie Sebastian Osigwe leistete sich in der 14. Minute einen schweren Fehler. Die Frage tauchte in diesem Moment schon auf: Ein Fehler, der den SC Kriens den Aufstieg kostet? Dem Torhüter missglückte nämlich ein Abschlag aus dem Torraum dermassen, dass La Chaux-de-Fonds-Stürmer Arnaud Puemi alleine mit dem Ball auf das Kriens-Tor losrennen und zum 1:0 einschiessen konnte. Es wurde danach nicht besser mit dem Krienser Spiel. Was nun? Das kann doch nicht sein – doch kein Krienser Aufstieg?

Pikant: Kriens-Verfolger Stade Nyonnais, mit fünf Punkten Rückstand zum Siegen gezwungen, war auswärts beim FC Sion U21 in Führung gegangen. Doch zur Halbzeit stand es in Sitten 1:1. Das hätte zu diesem Zeitpunkt für Kriens trotz 0:1-Rückstand in La Chaux-de-Fonds bedeutet: Aufstieg in die Challenge League. Doch es war ja erst Halbzeit. Noch war alles offen, noch stand der Aufsteiger zu diesem Zeitpunkt nicht fest. Nur eines stand zur Halbzeit fest: Die Jurassier lagen verdient in Führung, die Krienser Mannschaft konnte auf dem Charrière-Kunstrasen nicht das abrufen, was sie in der Siegesserie der vergangenen Runden ausgezeichnet hatte.

Wiget, Chihadeh und Siegrist drehen den Match
Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Ja, jetzt kam annährend so etwas wie Krienser Druck in der gegnerischen Hälfte zu Stande. Aber noch nichts wirklich Zwingendes. Die Minuten verstrichen, auch in Sion stand es für Nyon immer noch 1:1, und Kriens hatte unterdessen und gerade aufgrund des Spieldiktats immerhin das Cornerverhältnis auf 7:1 geschraubt. Und dann kam, eine Viertelstunde vor Schluss, eben mit einem ­dieser Eckbälle, der grosse Auftritt des Krienser Blondschopfs Marco Wiget. Der Corner von Nico Siegrist schien viel zu weit weg, auf der anderen Seite des Tores zu landen, aber Wiget spurtete dorthin, streckte sein Bein aus und beförderte den Ball an einem Dutzend von Chaux-de-Fonds-Beinen vorbei zum 1:1 ins gegnerische Tor. Nach dem Spiel sagte Wiget mit Tränen in den Augen: «Wir spielen für den SC Kriens und geben keinen einzigen Ball verloren. Deshalb ist uns dieses Tor und der Aufstieg gelungen.»

1:1 – aber es kam noch viel besser für die Krienser. Nur drei Minuten später, in der 78. Minute. Siegrist erkämpfte sich an der Seitenlinie vor den Augen der mitgereisten Fans den Ball gleich zweimal mit sehenswerten Tacklings, passte zu SCK-Topskorer Saleh Chihadeh. Der sprintete los, schoss und traf via Innenpfosten zum 2:1.

Nun … wie heisst es so schön? Ja, nun brachen alle Dämme. Krienser Jubel auf dem Terrain, auf der Betreuerbank und auf den beiden Tribünen. Noch einige Minuten lang musste gezittert werden, Nyon hatte unterdessen in Sion auf 3:1 erhöht. Dann war Schluss: Aufstieg! Aufstieg! Die Krienser lagen sich in den Armen, duschten sich gegenseitig mit Bier und Wasser. Captain Daniel Fanger, der mit dem SCK schon zum dritten Mal aufgestiegen ist, jubelte: «Vom ersten Spiel im letzten August an wollten wir das, jetzt haben wir es geschafft. Denn eines ist klar: Der SC Kriens gehört in die Challenge League.»

Und dort ist er seit Samstagabend kurz vor 18 Uhr wieder.

Telegramm La Chaux-de-Fonds – SC Kriens 1:2 (1:0)
Charrière. – 600 Zuschauer. – SR Jancevski.
Tore: 14. Puemi 1:0. 75. Wiget 1:1. 78. Chihadeh 1:2.
La Chaux-de-Fonds: Massari; Diakiese, Farine, Josse, Edoh (83. Challandes); Weah (72. Frossard), Ndzomo, Lo Vacco, Adjel; Puemi, Rauti.
Kriens: Osigwe; Urtic, Fäh, Fanger, Mijatovic; Wiget, Cirelli (46. Schilling); Siegrist (86. Röthlisberger), Ramadani (58. Seferagic), Costa; Chihadeh.