Hansjörg «Jöggu» Müller und Max Hegglin sind Koryphäen, wenn es um den FC Eschenbach geht. Beide sind Ehrenmitglieder. Wir plaudern kurz vor der Sommerpause mit den beiden über unseren FCE. Über Vergangenes, über die Gegenwart und über die Zukunft.

Jöggu, kannst du dich noch an deinen ersten Kontakt mit dem FC Eschenbach erinnern?

Jöggu: Sicher! Meine allererste Aufgabe für den Verein war es, die Couverts für den Versand der Einladungen zur Gründungsversammlung des FC Eschenbach mit der Schreibmaschine zu beschriften. 1978! In den damaligen Landi-Räumlichkeiten. Ich habe mich dann später im Vorstand als Kassier engagiert. Und das habe ich dann während ungefähr 17 Jahren gemacht.

Du hast dich neben deiner Funktion auch noch anders im Verein betätigt?

Jöggu: Ja klar, der Fussball war immer eine Leidenschaft. Und diese habe ich ausgelebt. Nach kurzen Einsätzen in der 1. Mannschaft war ich Spieler der 2. und dann später der 3. Mannschaft. Keine dieser Mannschaften ist in dieser Zeit je abgestiegen. Ich habe meine Karriere dann bei den Senioren verlängert. Zusammen mit Max und vielen anderen.

Max, wie bist du denn zum FCE gekommen? Du bist ja nicht in Eschenbach aufgewachsen.

Max: Kurz, nachdem ich mit der Familie nach Eschenbach gezogen war, begegnete ich auf dem Postplatz einer Person, die ich aus früheren Tagen kannte: Guido Portmann. Am nächsten Tag hatte ich bereits das Anmeldeformular für den FCE im Briefkasten. Und damit war der Kessel geflickt. Ich habe ungefähr 20 Jahre für die Senioren gespielt. Und ein Einsatz in der 1. Mannschaft kam auch noch dazu.

Ihr habt euch aber noch viel mehr im Verein engagiert.

Jöggu: Wir haben fast alles gemacht. Wir waren Spielleiter und wir haben viele Jahre Juniorenmannschaften trainiert. Wir haben Schiedsrichter ausgebildet und an die Spiele herangeführt. Meine beiden Söhne Nico und Julian sind heute im Schiedsrichterwesen ganz oben dabei: Nico ist Super League Assistent und Julian leitet ab nächster Saison Spiele in der Promotion League. Beide haben FCE-Wurzeln.

Max: Und dann waren da die vielen Events und Festlichkeiten, die organisiert werden mussten. Gefühlt war ich in jedem OK beteiligt. Anlässlich des 25 Jahre Jubiläums führten wir zum Beispiel auf dem Rössliplatz ein Sandplatzturnier durch. Das ist nur ein Beispiel von ganz vielen.

Wenn ihr zurückschaut: was ist aus eurer Sicht das Highlight in der Geschichte des FCE?

Max: Ganz klar das Cupspiel gegen den FC Basel im Jahr 2011. Drei Tage nach der Auslosung stand bereits das OK. Wir wollten das Spiel unbedingt auf unserem heimischen Weiherhus austragen. Wir hatten kaum einen Monat Zeit, alles auf die Beine zu stellen. Ein Gewaltakt. Wir mussten Dinge organisieren, die wir beim FCE noch nie in dieser Dimension gemacht haben: Sicherheit, Ticketing, Strassensperrungen, Tribünenbau, Polizei. Nicht zu vergessen: der FC Basel war damals national das Mass aller Dinge. Es war fantastisch zu erleben, wie alle mitgezogen haben. Schläpfer Holzbau und die Bauunternehmung Anliker haben grosszügigerweise Lernende zur Verfügung gestellt. Alle, die irgendwie mit dem FCE verbunden waren, haben geholfen.

Jöggu: 3’700 Zuschauer waren vor Ort. Der absolute Stadionrekord. Das Spiel ging mit 0:4 verloren, aber der Anlass bleibt unvergesslich.

Kommt euch eine spezielle Anekdote aus euer langen Vereinszeit in den Sinn?

Jöggu: Da gäbe es unendlich viele zu berichten. Stellvertretend diese: die 3. Mannschaft absolvierte ein Trainingslager in Stresa in Italien. Wir vereinbarten ein Testspiel gegen den lokalen Fussballverein. Irgendetwas muss in der Kommunikation schief gelaufen sein, weil Stresa die 1. Mannschaft erwartet hat, es kam aber die 3. Wir wurden mit Transparenten „Länderspiel Italien – Schweiz“ begrüsst. Die Italiener wären von der Klasse her sogar unserer 1. Mannschaft überlegen gewesen. Der Gegner war etwas erstaunt, dass sie das Testspiel gleich mit 18:0 gewannen. Ein Fest war es trotzdem.

Was oder wer hat euch in all den Jahren beim FCE am meisten beeindruckt?

Max: Die Liste ist lang. Nur Einzelne zu erwähnen, wird den vielen Chrampferinnen und Chrampfern nicht gerecht. Trotzdem stellvertretend ein paar Beispiele mit Namen. Osi Sager hat sein halbes Leben für den FCE eingesetzt. Osi übernahm einmal notfallmässig die 1. Mannschaft im quasi freien Fall. Von da an gewann die Mannschaft fast nur noch und erreichte zwei Saisons später die Aufstiegsspiele. Osi ist eine von den Personen, die Unglaubliches für den Verein geleistet haben.

Jöggu: In die gleiche Kategorie gehört Erwin Sutter. Niemand kann zählen, wie viele Juniorinnen und Junioren durch seine Schule gegangen sind. Und Erwin ist immer und immer wieder eingesprungen. Zeitweise hatte man das Gefühl, dass Erwin auf dem Weiherhus wohnt. Bei Sigu Duss ist es ähnlich. Er war viele Jahre lang Trainer. Und spielt – auch nach seiner beruflichen Pensionierung – immer noch bei den Senioren und ist einer der fleissigsten Trainingsbesucher. Chapeau!

Max: Ich helfe beim Platzunterhalt mit. Wenn ich sehe, wie viele mitmachen, macht das sehr Freude. Mario Truniger macht unglaubliche Sachen. Wenn das nicht mehr geschätzt würde, würde es auch nicht mehr so Spass machen. Das ist beim FC aber nicht der Fall. Solche Leute braucht der Verein, ohne diese Leute, würde es den Verein nicht mehr geben. Aber die Jungen ziehen und das macht Freude.

Wie beurteilt ihr die abgeschlossene Saison der Seniorenmannschaften 40+ und der 50+?

Max: Die 40+ hatten eine hervorragende Saison. Das letzte Spiel der Saison war eine echte Finalissima, in der es um den Gruppensieg und damit um den Aufstieg ging. Dieses Spiel ging zwar verloren, aber die Mannschaft hat über die ganze Saison hinweg tollen Fussball gezeigt und von 12 Spielen nur gerade 3 verloren.

Jöggu: Bei den 50+ fehlte in dieser Saison etwas das Feuer. Da müssen wir in der nächsten Saison eine Schippe drauflegen, da muss mehr kommen. Erfreulich ist, wie viele neue Spieler sich den 40+ neu angeschlossen haben. Ausnahmslos gute Fussballer und im besten „40+ Alter“.

Insgesamt darf man sagen, dass die Seniorenmannschaften sehr gut unterwegs sind. Und einmal mehr: der FC Eschenbach kann aus eigener Kraft 2 Seniorenmannschaften stellen. Das ist aussergewöhnlich. Die meisten Klubs schaffen das nur durch Spielgemeinschaften.

Wo seht ihr die grösste Baustelle beim FCE?

Jöggu: Ganz eindeutig die veraltete und marode Infrastruktur auf dem Weiherhus. Es ist schwer zu ertragen, dass es da einfach nicht vorwärts geht.

Max: Die Garderobe und das Klubhaus sind ein grosses Problem. Die Platzinfrastruktur ist auf dem absoluten Minimum. Es geht, wenn nichts passiert. Aber wenn etwas passiert, haben wir keinen Spielraum. Das Weiherhaus ist wirklich eine schlechte Visitenkarte für die Gemeinde Eschenbach. Unsere Gastmannschaften fragen sicherheitshalber schon vor dem Spiel, ob man wenigstens warm duschen könne.

Wir sind mit Ballwil, Inwil und Rain zusammen, das macht das Geldthema nicht einfacher. Die Gemeinde Eschenbach muss alles unternehmen, dass sie Eigentümerin der Sportanlage Weiherhus wird. Ein Kauf dieser Liegenschaft ist in nächster Zeit notwendig. Nur so können wir mit gutem Gewissen solch hohe Investitionen gegenüber unserer Eschenbacher Bevölkerung verantworten. Dazu wird auch eine Volksabstimmung nötig sein, wo wir natürlich auf grosse Unterstützung hoffen. Das braucht ein langfristiges Denken. Die Bevölkerung muss hinter dem Projekt stehen. Von einem solchen Projekt können auch die anderen Vereine und die Schule profitieren und die Anlage nutzen.

Jöggu: Und es braucht eine Beteiligung der Nachbargemeinden. Mit dem Jahresbeitrag ist einfach nicht getan. Der Vorstand ist jung, denen wäre es sehr zu gönnen, dass da etwas geht. Die sind mit echtem Herzblut dabei. Das geht bis in die Familien.

Wenn ihr einen Wunsch frei hättet, was würdet ihr euch für den FCE wünschen?

Max: Ein Cupspiel gegen den FC Luzern. Oder wenigstens ein Freundschaftsspiel gegen den FCL. Noch viel besser: ein Spiel gegen den FCL anlässlich der Eröffnung einer neuen Sportanlage in Eschenbach!

Jöggu: Trainer sind immer knapp. Gute Trainer sind aber sehr wichtig, davon leben wir. Sie müssen nicht nur technisch gut sein, sondern auch viel Sozialkompetenz mitbringen. Sport ist Lebensschule. Der Trainer hat da viel Verantwortung. Der Vorstand hat immer wieder Lücken schliessen können, darauf darf man aber nicht vertrauen. Es wäre schön, wir hätten mehr Personen im Trainerstaff. Und mein ganz persönlicher Wunsch wäre es, einmal ein Super League Spiel besuchen zu dürfen, in dem Julian das Spiel als Schiedsrichter leitet und Nico der Assistent ist.

Eschenbach ohne den FC Eschenbach. Ist das vorstellbar?

Max: Der FCE gehört als Institution in die Gemeinde. So, wie viele andere Vereine auch. Wenn ich sehe, was alles gemacht wird – Kickiturniere, Junioren, Schulturniere etc. – muss man schon sagen: da kommt viel Volk zusammen.

Jöggu: Eschenbach ohne FCE ist nicht vorstellbar. Die Jugend braucht ein sinnvolles Freizeitangebot in Eschenbach. Für eine soziale, sinnvolle Freizeitgestaltung. Das muss uns allen etwas wert sein.

Wagt ihr einen Kommentar zur kommenden Saison?

Max: Wir spielen jetzt wieder in der 2. Liga. Das ist zwar eine Liga tiefer, es bedeutet aber auch, dass wieder viel mehr Derbys stattfinden. Und Derbys sind das Salz in der Suppe. Ich freue mich auf die nächste Spielzeit.

Jöggu: Für die 1. Mannschaft muss der Klassenerhalt das Ziel sein. In diese Liga gehören wir. Da bekommt unser eigener Nachwuchs auch Einsatzchancen. Nicht zuletzt möchte ich noch die Gönnervereinigungen erwähnen. Der Donnschtig-Club, die Friends, der Golden Circle und alle Sponsoren an den Banden und auf dem Trikot sind ganz wichtige Träger des Vereins. Ihnen allen gehört ein grosser Dank.

Lieber Max, lieber Jöggu, herzlichen Dank für dieses Interview. Ich wünsche euch eine entspannte Sommerpause und dann eine spannende neue Saison. Hopp FCE!