Seit sechs Monaten ist Orlando Keller als Technischer Leiter im Kleinfeld unterwegs. Ein Gespräch über ’seinen‘ Juniorenspitzenfussball, den SC Kriens und Ideen für die Zukunft.

Orlando Keller, welches sportliche Fazit ziehst du nach der Vorrunde?

Grundsätzlich ziehe ich ein sehr positives Fazit aus der Vorrunde unserer SCK-Spitzennachwuchsteams. Mit den Besetzungen der Trainerpositionen, den AssistenztrainerInnen und den Spezialisten für die Bereiche Torhüter-, Koordination-, Athletik- und Stürmertraining konnten wir gute Rahmenbedingungen schaffen, um erfolgreich zu arbeiten. Unsere Nachwuchsspielerinnen und -spieler konnten somit von qualitativ hochstehenden, altersangemessen und spezifischen Trainings profitieren. Sie alle zeigen eine enorme Leistungsbereitschaft und verzichten auf viele andere Dinge, um derart intensiv Fussball spielen zu können. All unseren Trainerinnen und Trainern gehört ein grosses Lob für ihre Arbeit mit den Teams und für die Zusammenarbeit über die Teams hinaus.

Bei den E-JuniorInnen spielen die Teams erstmals im «Play more Football»-Modus. Wie fällt dazu deine erste Einschätzung aus?

Die Einführung von «Play more Football» hat insgesamt gut funktioniert – auch wenn es für unsere TrainerInnen manchmal herausfordernd war. Dank eines internen Probelaufs vor dem Meisterschaftsstart waren unsere TrainerInnen sowohl betreffend Knowhow als auch materialtechnisch aber gut vorbereitet. Leider waren unsere Ea-Junioren nicht immer ideal gefordert, da einige Clubs ihre besten E-Teams bei den D-Junioren meldeten.

Auf vielen Stufen erfolgreich. Der Junioren-Spitzenfussball beim SC Kriens (Bild: SC Kriens).

Was waren für dich persönlich die Highlights der Vorrunde?

Auf der Stufe der U-Teams können wir bei den U15 Junioren in der Elite Gruppe mithalten und die U16 ist in der Gruppe B sogar Tabellenführer. Dies zeigt mir, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben und auf dem richtigen Weg sind.

Wir versuchen den Spagat zwischen Spitzen- und Breitensport, wollen eigenständig sein und arbeiten gleichzeitig eng mit dem FC Luzern und dem Team Zugerland im Team Innerschweiz zusammen…

Orlando Keller

Auf der Footeco-Stufe war die Freude und der Lernwille bei den Jüngsten spürbar und wurde vom Trainertrio stark gefördert. Während die FE13 mit konstant guten Leistungen viele positive Ergebnisse erzielen konnte, hatte die FE14 zu Beginn der Saison etwas Mühe, konnte sich aber steigern und stabilisieren. Bei unseren jüngsten Spitzenfussballern zeigte sich die Spielfreude immer wieder, sei es beim Torjubel oder bei den zuletzt sehr guten Rangierungen an den Hallenturnieren.

Unter deine ‚Aufsicht‘ fällt auch die im Sommer neu aufgebaute zweite Mannschaft, die mit Heinz Schumacher als Trainer eine solide Vorrunde spielte.

Ja, unsere zweite Mannschaft hat sich in der 3. Liga trotz diversen Spielerwechseln und einem neuen Trainerduo im Sommer schnell gefunden. Bis zur Winterpause kletterte sie bis auf Tabellenrang 5. Somit kann sie in der Rückrunde mehr nach vorne als nach hinten schauen. Dies gibt uns schon jetzt die Möglichkeit eigene Talente aus dem Junioren A Youth Team an die zweite Mannschaft heranzuführen.

Hat sich im Verlauf der Vorrunde deutlich gesteigert. Die FE14 unter der Leitung von Roli Kurmann und Stefanie Bätschmann (Bild: SC Kriens).

Es war deine erste Vorrunde als Technischer Leiter beim SCK. Wie blickst du persönlich auf die letzten Monate zurück?

Meine erste Halbsaison als Technischer Leiter war sehr intensiv, enorm spannend und unglaublich lehrreich. Aufgrund meiner Funktion durfte ich nebst dem Tagesgeschäft auf und neben dem Spielfeld auch in diversen Gremien wie der JUKO und der Geschäftsleitung mit tollen und motivierten Menschen zusammenarbeiten. Auch wenn ich mich wiederholen sollte… es ist einfach wunderbar zu sehen, wie viele Personen im Kleinfeld mit Herzblut mithelfen, damit wir unsere Lieblingssportart ausüben können.

Dass dies gelegentlich zur Zerreissprobe werden kann, liegt auf der Hand…

Orlando Keller über die vielen ‚Hochzeiten‘ im Kleinfeld

Dass der SCK ausserordentliches leistet, zeigt sich in diversen Gegebenheiten: wir versuchen den Spagat zwischen Spitzen- und Breitensport, wollen eigenständig sein und arbeiten gleichzeitig eng mit dem FC Luzern und dem Team Zugerland im Team Innerschweiz zusammen, führen Juniorinnen- und Damenteams, wollen möglichst allen Kindern und Jugendlichen das Fussballspielen ermöglichen, wir wollen nachhaltig sein und unterstützen tolle Projekte wie «Wasser für Wasser», stemmen grosse Kisten wie das Cup-Spiel gegen Basel vor ausverkauftem Haus, sind Gastgeber für Kurse und Events der Fussballverbände IFV und SFV und auch mit unserem «Eis» sind wir sportlich gut unterwegs. Wahnsinn. Dass dies alles gelegentlich zur Zerreissprobe werden kann, liegt auf der Hand.

Ich bin aber vollkommen überzeugt, dass erfolgreiche Arbeit im Verein genauso zu erreichen ist, wie Erfolge mit einem Fussballteam. Es braucht das Vertrauen in das eigene Wissen und Können, sowie in jenes des Mitspielers. Es braucht gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme, klare Zielsetzungen, viel Eigenmotivation und ein grosses Engagement. Die nötige Portion Mut und nicht zuletzt auch gute Entscheidungen im richtigen Moment.

Gibt es Themen, bei denen du Vorschläge für Anpassungen hast?

Zuerst gilt es zu erwähnen, dass Vieles schon gut und selbständig funktioniert. Auch hier ist es wie beim Fussballspiel: In der Verteidigung musst du reagieren, im Angriff agieren. Das heisst, dass ich beim Reagieren aufgrund von eigenen Erfahrungen, durch Gespräche mit Trainern oder mittels Analysen versuche Dinge zu optimieren, die in der Vergangenheit nicht optimal verliefen. Beim Agieren will ich hingegen zukünftige Entwicklungen antizipieren, Dinge vorgeben und steuern, Neues ausprobieren.

Zudem habe ich weitere Optionen im Hinterkopf wie den Dauerbrenner «optimale Trainingszeiten», die noch engere Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrbetrieben, die medizinische Betreuung der Spitzenjunioren oder mentales Training…

Orlando Keller über seine Ideen für Verbesserungen

Gibt es schon konkrete Ideen?

Konkret möchte ich zusammen mit Thomas Tobler als J+S Coaches des SCK die Qualität aller Trainings optimieren. Ziel muss es sein, dass alle Spielenden von entsprechend qualifizierten Trainerinnen und Trainern ausgebildet werden – auch im Breitensport. Hier sind wir noch nicht ganz am Ziel. Gerade bei den Jüngsten brauchen wir noch mehr qualifizierte Trainerinnen und Trainer mit der entsprechenden Ausbildung.

… und bei der Spitze?

Da läuft vieles schon gut. Steigerungspotenzial sehe ich hier vor allem in der spezifischen Arbeit wie der Videoanalyse oder dem Testing. Nebst dem Stürmertraining wäre auch ein Verteidigertraining sinnvoll und wünschenswert. Daneben gilt es weiterhin den SCK-internen Traineraustausch sowie jenen mit dem Team Innerschweiz zu fördern, damit wir optimal vom Wissen und den Erfahrungen aller Trainer profitieren können. Zudem habe ich weitere Optionen im Hinterkopf wie den Dauerbrenner «optimale Trainingszeiten», die noch engere Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrbetrieben, ein Trainingslagerkonzept, die medizinische Betreuung der Spitzenjunioren oder mentales Training, um hier nur einige zu nennen. Die Arbeit geht uns also nicht aus, packen wir es an.