Der FC Gunzwil verliert im Cup-Sechzehntel­final gegen Lugano mit 1:4. Die Luzerner schlagen sich beachtlich und schiessen das schönste Tor des Spiels.

Die Gunzwiler begaben sich auf die Ehrenrunde, genossen den warmen Applaus aus dem Publikum und zelebrierten wie Profis die Welle. Sogar die Gästefans aus Lugano verabschiedeten den Underdog mit «Gunzwil, Gunzwil»-Rufen. Es war ein sympathischer Auftritt des regionalen Zweitligisten vor 1500 Zuschauern. Der Super-League-Klub konnte zwar nicht wirklich in Bedrängnis gebracht werden, am Ende reichte es mit der 1:4-Niederlage aber zu einem respektablen Ergebnis. «Wir brauchten gegen diesen Gegner eine Topleistung, und das ist uns über weite Strecken gelungen», resümierte Gunzwils Spielertrainer Sascha Imholz mit einer gewissen Zufriedenheit.

«Autonummern sind notiert»
Dass in Gunzwil etwas Besonderes stattfinden würde, darauf wies schon der Einsatzwagen der Luzerner Polizei hin, der bei der Autobahnausfahrt in Sempach die Anreise der Gästefans überwachte. Wenige waren gekommen aus dem Tessin, ein paar Handvoll begaben sich in ihren Sektor, einen kleinen Zwischenfall gab es nur vor dem Spiel, als sie nach der Ankunft an der Hauptstrasse Pyros zündeten. «Autonummern sind notiert», meldete der Sicherheitsdienst für den Fall, dass die Lage noch brenzliger werden sollte.

Drinnen war alles angerichtet für das vereinshistorische Ereignis, die einheimischen Farben Gelb und Schwarz dominierten den Sportplatz Linden. Mehrere Transparente zierten das Rund, «Gonzbu stod hender euch» hiess es da. Oder: «Von Helden zu Legenden». Schon vor dem Spiel waren sie also stolz auf ihr Team, das im Schweizer Cup erstmals nach 24 Jahren wieder auf einen Gegner der höchsten Spielklasse traf. Auch damals, im Jahr 1992, gastierte der FC Lugano in Gunzwil – trainiert von Karl Engel und dank vier Toren von Dario Zuffi mit 7:2 siegreich. Unangetastet blieb allerdings der Stadionrekord mit 2700 Zuschauern aus dem Jahr 1989 (Cup gegen Aarau).

Lugano tauscht die ganze Startelf
Als die in den Vereinstrikots gekleideten Servicebediensteten hinter dem Tresen des Clubhauses den ersten Ansturm der Gäste bewältigt hatten, als die Feldmusik verstummt war und die Junioren in ihrem Sektor unterhalb der Matchuhr mit gelb-schwarzen Fähnchen Position bezogen hatten, konnte es losgehen. Dass die Tessiner eine Aufgabe erwarteten, die sie nicht allzu stark fordern sollte, zeigte sich an deren Startaufstellung. Darin figurierte nicht ein einziger Akteur, der im letzten Meisterschaftsspiel in St. Gallen zu den ersten elf gehört hatte. Viele der Topcracks, wie etwa der mazedonische Nationalspieler Alioski, standen nicht einmal im Aufgebot.

Auch so hatte der aktuell Fünftklassierte der Super League immer noch genug Potenzial, um seine Hausaufgabe sicher erledigen zu können. Die Gunz­wiler starteten zwar frech, relativ bald fanden die Gäste aber zu spielerischer Überlegenheit und den ersten Toren. Der Venezolaner Ponce traf in der 14. Minute vom Penaltypunkt, drei Minuten später doppelte der Israeli Mizrachi mit einem 22-Meter-Schuss nach. Steuerte der Aussenseiter früh einer Kanterniederlage entgegen? Mitnichten. Dafür war in der 19. Minute der Jüngste mit dem emotionalen Höhepunkt besorgt.

Die Einzelaktion von Terzimustafic
Sein Name: Ibrahim Terzimustafic. In seiner Einzelaktion schüttelte er zunächst mit einer Drehung Innenverteidiger Rouiller ab, um anschliessend Keeper Russo mit einem Flachschuss ins kurze Eck zu düpieren. Selbst nach Spielschluss konnte der 18-Jährige das noch nicht richtig fassen. «Ich bin sprachlos», sagte er, freute sich über die sensationelle Stimmung und ein Spiel, das für ihn und die Mannschaft sehr speziell gewesen sei.

Die Tessiner erzielten zwar nur wenig später wieder per Foulpenalty das 1:3 und kurz nach der Pause das 1:4. Nach der gelb-roten Karte gegen Ceesay (65.) stellten sie den Offensivbetrieb aber ein. «Wir haben uns wacker geschlagen», freute sich Goalie Thomas Lüthi hinterher zu Recht. Dem FC Gunzwil bleibt damit eine ehrenvolle Niederlage, die Erwartung eines fünfstelligen Reingewinns und die Hoffnung, dass es nicht wieder 24 Jahre dauert, bis der nächste Grosse des nationalen Fussballs seine Aufwartung im Michelsamt macht.

Telegramm Gunzwil – Lugano 1:4 (1:3)
Linden. – 1500 Zuschauer. – SR Schärer.
Tore: 14. Ponce (Foulpenalty) 0:1. 17. Mizrachi 0:2. 19. Terzimustafic 1:2. 23. Mizrachi (Foulpenalty) 1:3. 55. Ponce 1:4.
Gunzwil: Lüthi; Elia Ramundo (46. Krasniqi), Furrer, Fischer, Egli; Machado (62. Luca Fleischli), Thimo Fleischli, Imholz, Till Fleischli; Lang (73. Sergio Ramundo), Terzimustafic.
Lugano: Russo; Padalino, Rouiller, Urbano, Belometti; Crnigoj, Rey, Vecsei (69. Guerchadi); Ceesay, Ponce, Mizrachi.
Bemerkungen: 62. Pfostenkopfball Ceesay. 65. gelbrote Karte für Ceesay (Foul).