Während am Mittwoch in der fast gefüllten swissporarena und bei guter Stimmung das Topspiel der Super League Teams vom FC Luzern und den BSC Young Boys angepfiffen wird, findet am Abend vorher zur gleichen Zeit nur ein paar Meter nebenan auf der um einiges weniger glamourösen Sportanlage Hubelmatt und vor ein paar wenigen Zuschauern die gleiche Begegnung schon einmal statt. Das Spiel der Frauenteams.

Über die Partie der Herren wurde schon seit Tagen überall berichtet. Wer nicht im Stadion sein kann schaut es sich im Schweizer Fernsehen an. Beim Frauenfussball hingegen bietet die Onlineplattform «Frauenfussball-Magazin» nahezu die einzige Möglichkeit sich über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Zu den Ligaspielen kommen nur wenige Leute – oftmals haben sie davon nicht mal Kenntnis. Der FC Luzern versucht dagegenzuwirken. Die Homepage ist stets aktuell, das Matchprogramm als Printmedium kommt aufwändig und professionell daher, die Zusammenarbeit mit dem Profibereich klappt und die Fan-Basis auf Facebook wächst. Von den fast 2’000 «Followern» findet sich aber dennoch jeweils nur ein Bruchteil an den Spielen im Stadion – oder auf dem Sportplatz. Immerhin 300 waren es beim vergangenen Spitzenspiel gegen den FC Zürich.

Kriens – Bern, Bern – Luzern
Zum Zuschauen gezwungen ist aktuell auch Luisa Felder. Erst im vergangenen Sommer von der U17 der Young Boys zu Luzern gewechselt, hinterliess sie im ersten halben Jahr in der Innerschweiz mit konstant guten Leistungen in der U19 einen positiven Eindruck. Der Höhenflug der U17-Vize-Europameisterin wurde Mitte Februar während eines Zweikampfes in einem Testspiel allerdings jäh gestoppt. Nach ihrem Kreuzbandriss geht es der Entlebucherin mittlerweile den Umständen entspre-chend wieder gut. «Wenn ich zu Hause bin und auf die Uhr schaue, denke ich aber oft, dass ich jetzt auf dem Weg ins Training oder mit dem Team auf dem Platz wäre. Auch die Besuche der Spiele sind nicht einfach, aber momentan muss ich einfach die kleinen Fortschritte als meine Erfolge sehen», beschreibt Luisa ihre ungewohnte Situation.

Ein bisschen besser läuft es aktuell Viola Calligaris. Die 20-jährige Obwaldnerin wechselte im Sommer 2013 von der 1. Mannschaft des damaligen SC Kriens zu YB, wo sie sich anschliessend endgültig zur NLA- und Ende letzten Jahres zur A-Nationalspielerin entwickelte. Auch wenn es für Viola immer schön und ein spezielles Gefühl ist, in der Innerschweiz zu spielen, motivierter als sonst ist sie gegen ihren ehemaligen Club nicht. «Mein Wechsel ist schliesslich auch bereits drei Jahre her, das Team beim FCL hat sich verändert und gewinnen will ich sowieso jedes Spiel», erklärt sie.

Frauenfussball – Quo vadis?
Sowohl von YB wie auch von Luzern sind in dieser Saison jedoch Erfolge in Form von Meisterschaft oder Cupsieg – ähnlich wie bei den männlichen Pendants – nicht zu erwarten. Zu sehr sind beide Vereine der Vernunft verfallen auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen und ökonomisch keine grossen Sprünge zu machen. So verwundert es dann auch nicht, dass der FC Zürich quasi schon vor dem Start der Finalrunde als Meister feststeht. Zum fünften Mal in Folge. «Die Liga ist zu wenig attraktiv. Sie muss ausgeglichener und das Niveau besser werden», erklärt Andy Egli, Technischer Leiter der FCL-Frauen, diesen Umstand. Jede Saison sprechen die anderen Klubs davon, aufzuholen. Passiert ist bis anhin wenig. Und dies obwohl inzwischen mit Basel, GC, Luzern, St. Gallen, YB und Zürich sechs Schweizer Profiklubs ein Frauenteam in der NLA stellen. Die Akzeptanz ist jedoch nicht überall gleich gross. Ein gutes Beispiel für die wieder wachsende Skepsis der grossen Klubs gegenüber dem Frauenfussball sind die BSC Young Boys. Das NLA-Team der Bernerinnen spielt zwar immer noch unter dem gleichen Namen wie die Herren-Equipe, die vier Nachwuchsteams sind allerdings seit der Saison 2015/16 als Team YB/Wyler in den Berner Quartierverein FC Wyler integriert. Der FC Luzern seinerseits prüft aktuell die Integration in die Klub-AG, «aber auch hier gibt es riesige Widerstände», erklärt Egli.

Die Klubs sind auf sich alleine gestellt
Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist eine Verfechterin von professionellen Strukturen. «Aber die NLA ist eine Ausbildungsliga», erklärt sie und wird nicht müde dabei zu betonen, dass es für die Entwicklung des Nationalteams wichtig ist, dass die besten Spielerinnen ausserhalb der Schweiz spielen. Den nationalen Vereinen, welche sich der ganzheitlichen Förderung des Frauenfussballs verschrieben haben, hilft das aber wenig. Denn genau diese Spielerinnen sind wichtig um die Liga attraktiver zu machen. Der Kampf um die Aufmerksamkeit, wie diese während der vergangenen WM vorhanden war, ist gross. Doch die vorhandenen Ressourcen vom SFV werden vorwiegend ins Nationalteam gesteckt. Bei den Klubs selbst ist die Zeit und – wie so oft im Fussball – das Geld zu begrenzt um selber noch aktiver gegen diese Problematik vorzugehen.

Die Spielerinnen selbst stören diese Umstände nicht gross. Obwohl auch sie davon träumen in Zukunft ihren Lebensunterhalt durch Fussball zu verdienen, ist der Neid auf die Männer nebenan in der swissporarena gering. Vielmehr nimmt Viola Calligaris die Medien in die Pflicht. «Sie haben einen we-sentlichen Einfluss. Je mehr über den Frauenfussball berichtet wird, umso populärer wird er». Die zahlreichen Berichte über die FCL-Frauen in letzter Zeit hat sie dann auch mit grossem Interesse verfolgt. «Obwohl ich nicht mehr beim FCL bin haben mich diese Artikel gefreut». Und auch Nachwuchsspielerin Luisa Felder findet es schade, dass das Interesse am Frauenfussball sehr gering ist. Im Fokus steht für sie selber aber der Sport. Wichtig ist ihr somit, dass sie schon bald wieder vollständig gesund ist und Schritt für Schritt auf den Platz zurück kehren kann um dort künftig mit dem FC Luzern gleich selber für positive Schlagzeilen zu sorgen.