Der FC Hergiswil steht nach sieben Spieltagen mit nur fünf Punkten am Ende der 2.-Liga-inter- Tabelle (Gruppe 4). Trainer Reto Burri steht in dieser für ihn neuen Situation im Fokus – und gibt sich kämpferisch.

Er springt an der Seitenlinie auf und ab, gestikuliert wild und legt sich vielfach auch mit Schiedsrichtern an. So kennt man Reto Burri als Trainer des FC Hergiswil. Wer den 40-jährigen Ex-Profi (Kriens, Sion, Luzern und YB) beobachtet, merkt bald einmal, dass er mit viel Emotionen und noch mehr Herzblut seit über zehn Jahren an der Seitenlinie des FC Hergiswil steht. In dieser Zeit hat er den FCH von einem 3.-Liga- zu einem überdurchschnittlichen 2.-Liga-inter-Team geformt, das sich bisher meistens in der oberen Tabellenhälfte platzierte.

Diese Saison ist alles anders, die Nidwaldner finden sich erstmals am Tabellenende wieder. Für Burri eine neue Situation als Trainer: «Das ist sehr unangenehm. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich Erfolg haben will. Wenn man Letzter ist, belastet das einen, und man überlegt sich den ganzen Tag, was man ändern könnte.» Auch sich selbst gibt Burri eine Teilschuld: «Schlussendlich sitzen wir alle im selben Boot. Und da gehöre auch ich dazu. Ich habe vielleicht die eine oder andere unglückliche taktische Entscheidung getroffen», erklärt Burri und schiebt gleich einen weiteren Grund für die Baisse nach: «Wenn man zehn Jahre lang als Trainer derselben Mannschaft tätig ist, ist vieles nicht mehr so einfach. Du kennst die Spieler gut, lässt halt hin und wieder mehr durchgehen. Es ist vergleichbar mit einer Ehekrise, wo nach vielen guten Jahren der Schlendrian Einzug hält.»

Trotz der Resultatskrise gibt sich Burri kämpferisch. Einen Rücktritt schliesst der 40-Jährige kategorisch aus: «Das ist und war nie ein Thema. Meine Ära hört ganz bestimmt nicht mit einem Rücktritt auf. Wir arbeiten alle gemeinsam extrem hart daran, aus dieser Krise rauszufinden.»

Reto Burri: «Meine Ära beim FC Hergiswil hört ganz bestimmt nicht mit einem Rücktritt auf.»

Ehrgeiz der Spieler wird geweckt
Burri ist überzeugt, dass sich die Hergiswiler bald wieder die nötigen Punkte erspielen werden. Dennoch stellt der Hergiswil-­Coach bei seinen Spielern eine Reaktion auf die schwachen Ergebnisse fest: «Der Ehrgeiz der Spieler ist durch die aktuelle Lage geweckt worden, da sie überall im Fokus stehen und auf die momentane Situation angesprochen werden.» Dies zeige dann auch im Trainingsalltag Wirkung: «Plötzlich kommen alle ein bisschen früher ins Training, die Bälle werden wieder gepumpt, und der unbändige Wille, da rauszukommen, ist spürbar. Jetzt gibt es fünf Wochen lang nur noch den FC Hergiswil.»

Während sich Burri gewohnt kämpferisch gibt, mahnt Präsident Kurt Blättler zur Geduld. Er habe in letzter Zeit viele gute Gespräche mit der Mannschaft und dem Trainerstab geführt und dabei gespürt, dass die Einstellung stimme. Trainer Burri stärkt er demonstrativ den Rücken: «Es gibt absolut keine Diskussion über den Trainer. Er wird diese Saison bestimmt zu Ende trainieren. Was danach kommt, wird sich weisen, das liegt auch zum grossen Teil an Reto Burri.»

Blättler ist sich sicher, dass Hergiswil zusammen mit Burri aus diesem Loch finden wird. Er geizt nicht mit Lob für seinen Trainer: «Burri ist ein emotionaler Trainer, der für den Fussball lebt. Er ist ein guter Motivator, der zu den Spielern eine kollegiale Beziehung pflegt, auf dem Platz aber knallhart ist. Ich mag Typen, die sagen, was ihnen nicht passt. Burri ist genau ein solcher Typ.» In seiner bisher schwierigsten Situation als Trainer des FC Hergiswil wird sich nun zeigen, ob Burri mit seiner emotionalen Art auch diese Aufgabe meistern und den FCH aus dem Tabellenkeller herausholen kann.