Der FC Inter Altstadt war bei seiner Gründung vor 40 Jahren der «Schrecken des Fussballverbands». Spass kommt vor dem Sport – nach dieser Philosophie leben die eigenwilligen Kicker noch heute.

Achtung, fertig, Kuss!
«Autonom-kollektiv-rotzfrech-libertär und genial!»: So lautete der erste Leitspruch des FC Inter Altstadt Luzern. Am 18. Januar 1977 wurde er gegründet – «zum Schrecken des Innerschweizer Fussballverbands», heisst es auf einer früheren Website des Clubs. «Damals fanden sich zahlreiche Spieler in der Luzerner Altstadt zusammen, die im konservativen Hotspot Luzern bei anderen Vereinen einen schweren Stand hatten», erzählt der heutige Präsident Michael Hüsler. Der Grund dafür waren «lange Haare, Tätowierungen, Ohrringe, falscher Musikgeschmack». Weil man nicht willkommen war, habe man einen eigenen Verein gegründet. «Wir sind einer der ersten und heute letzten alternativen Fussballvereine der Zentralschweiz», sagt Hüsler stolz.

Bild vom Inter-Amore-Kulturspektakel am 18. Dezember 1987, wahrscheinlich im Casineum Luzern (Archivbild: PD).
Bild vom Inter-Amore-Kulturspektakel am 18. Dezember 1987, wahrscheinlich im Casineum Luzern (Archivbild: PD).

Woher kommt der Name? «Natürlich vom grossen, unerreichbaren Vorbild Inter Mailand», so Hüsler. Von 1982 bis 1984 stellte der FC Inter Altstadt eine zweite Mannschaft, bestehend aus Drogenleuten von der Gasse – «als Antwort auf die repressive Drogenpolitik der Stadt Luzern». 2010 bis 2015 kam eine weitere Mannschaft dazu, bestehend aus Spielern afrikanischer Herkunft. Hüsler: «Sie hatten zuvor bei diversen Luzerner Vereinen angeklopft, wurden aber abgewiesen.» Der FC Inter Africa hat sich inzwischen selbstständig gemacht.

Auch heute, im Jahr 2017, ist Inter immer noch Heimat für heimatlose Spieler. «Ob Spätzünder oder Spieler, die nach der Juniorenzeit in ihrem Stammverein nicht mehr berücksichtigt werden; aber auch Spieler aus fremden Ländern, die in ihrem Leben keine einzige Turnstunde erlebt haben – bei uns sind alle willkommen», sagt Hüsler. Oft fänden aber auch äusserst begabte Spieler den Weg zu Inter Altstadt. «Meistens aus dem Grund, dass andere Vereine, auch in unteren Ligen, zu viel einfordern; bei uns steht das Zusammensein über allem, nicht der Erfolg.»

«Feministische Entwicklungsarbeit»
Inter Altstadt besteht heute aus drei Mannschaften: Dem Fanion-Team in der 5. Liga, den Senioren in der untersten Stärkeklasse und den Veteranen, die in einer Spielergemeinschaft mit dem LSC Luzern in der höchsten Klasse vertreten sind. Spielstätte ist Allmend-Süd. Von 1987 bis 1999 war Beatrice «Trix» Frey Clubpräsidentin. Die gemäss Hüsler erste Frau als Präsidentin eines Fussballvereins in der Zentralschweiz leistete «feministische Entwicklungsarbeit in den Vereinen und Verbänden der Macho- beherrschten Fussballszene», heisst es in den Club-Annalen.

In den früheren 1980er-Jahren sorgte Inter Altstadt auch mit speziellen Events in der Stadtluzerner Clubszene für Furore. «In den besten Tagen mobilisierte das Inter Amore Kulturspektakel» bis zu 1500 Fans in der Luzerner Altstadt», sagt Hüsler.

Hinweis: Der FC Inter Altstadt feiert sein Jubiläum heute Freitag um 21 Uhr mit einer Party in der Schüür.