Das Fussballspiel zwischen dem FC Alpnach und dem Luzerner SC am Sonntag wurde abgebrochen – wegen Schlägereien zwischen den Spielern. Urs Dickerhof, Präsident des Innerschweizerischen Fussballverbands, verurteilt solche Vorkommnisse – und relativiert.

Am Sonntagnachmittag zeigte sich der Fussball auf dem Alpnacher Städerried von einer unsportlichen Seite. Zu Beginn der zweiten Halbzeit überschatteten wüste Szenen das 5.-Liga-Spiel zwischen dem FC Alpnach und dem Luzerner SC. Die Spieler beider Teams gerieten aneinander, würgten, zerrten und rempelten sich untereinander, so der Schiedsrichter gegenüber dem Onlineportal REGIOfussball.ch (zum Bericht). Als er eingreifen wollte, habe ein Luzerner Spieler einem Alpnacher Spieler einen Faustschlag verpasst. Der Schiedsrichter brach das Spiel beim Stand von 2:2 ab. Das Thema wurde auf dem Portal kontrovers diskutiert mit unterschiedlicher Schilderung des Ablaufs. Fest steht: Die Vorkommnisse werden wohl nicht ohne Konsequenzen bleiben, wie Urs Dickerhof, Präsident des Innerschweizerischen Fussballverbands (IFV), festhält.

Urs Dickerhof, wie reagierten Sie, als Sie von den Alpnacher Tumulten hörten – rund einen Monat nachdem im Emmer Gersag bei einem Drittligaspiel Zuschauer aufeinander losgegangen waren?

So etwas hat auf dem Fussballplatz einfach nichts verloren. Doch erst mal müssen wir die Ereignisse genau analysieren und dann die nötigen Schritte einleiten. Wichtig erscheint mir: Wir betreiben ein Hobby, das stark von den Emotionen lebt. Aber wenn es handgreiflich wird, ist definitiv eine Grenze überschritten. Das dulden wir nicht.

Kann man eine Regel ableiten, unter welchen Voraussetzungen ein Spiel eskaliert?

Nein, das ist eben das Problem daran. Jedes «Problemspiel» hat eine andere Ausgangslage. Im Gersag spielten sich die Szenen neben dem Platz ab, in Alpnach offenbar auf dem Platz. Man kann die verschiedenen Fälle nicht miteinander vergleichen. Darum muss man jeden Fall separat untersuchen und betrachten. Eine Rolle könnte aber spielen, dass sich einige Hobbyfussballer, kaum haben sie ein gewisses Alter oder eine gewisse Liga erreicht, sich als kleiner Messi, Ronaldo oder Shaqiri fühlen. Wenn der Gegner das Gefühl nicht teilt, können schon mal Emotionen hochkommen.

Täuscht der Eindruck, oder haben solche Vorfälle zugenommen?

Wir stellen keine Häufung fest. Dies ist in diesem Jahr der zweite Vorfall. Bei 20 000 Fussballspielen jährlich in der Zentralschweiz ist der Anteil von «Problemspielen» also verschwindend klein. Das heisst, 19 998 Spiele sind friedlich und gehen ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Befürchten Sie trotzdem, dass das Ansehen des Regionalfussballs leidet?

Jede Negativschlagzeile ist schädlich für ein Hobby, das von Fünfjährigen bis ins hohe Alter betrieben wird. In der öffentlichen Wahrnehmung bleiben vor allem die negativen Ereignisse haften. Und nicht die 99 Prozent der Spiele, die ohne Zwischenfälle über die Bühne gingen.

Wie reagiert der IFV auf solche Vorkommnisse?

Mit einem ganzen Mix von Massnahmen, mit Repression oder Belohnung. Auch bei der Ausbildung von Trainern und Schiedsrichtern gehen wir darauf ein.

Wie geht es weiter im Fall Alpnach?

Der Bericht des Schiedsrichters kommt in die IFV-Strafkommission. Diese entscheidet dann, ob man einzelne Personen oder ganze Mannschaften bestrafen muss. Steht dort, dass beide Mannschaften aufeinander losgingen, hat dies eine andere Auswirkung, als wenn einzelne Spieler als Täter identifiziert werden können.

Was blüht den Tätern?

Die Strafkommission entscheidet über das Strafmass. Dies kann von wenigen gesperrten Spielen bis zu lebenslangen Sperren führen. Grundlage dafür ist der Schiedsrichterrapport. Aufgrund dessen können Spieler identifiziert und Strafen klar zugeordnet werden. Wenn es nicht klar ist, wer die Schuld trägt, kann der Verein respektive die Mannschaft bestraft werden. Dagegen kann Rekurs eingereicht werden.

Wie lange könnte das Verfahren dauern?

Das Strafmass wird, sofern es keine weiteren Abklärungen mehr braucht, bereits diese Woche ausgesprochen. Sollte sich aber zeigen, dass es weitere Abklärungen braucht, geht es zwei oder drei Wochen länger.