Die Luzerner Nachwuchsfussballer gewinnen ein attraktives und torreiches Derby beim FC Sursee mit 4:3. Sursee überrascht taktisch – und hat trotz Niederlage einen seltenen Grund zum Feiern.

Soll man ein Spitzenteam wie die U21 des FC Luzern bezwingen? Sursees Trainer André Grüter griff gestern Abend tief in die taktische Trickkiste. Von der bewährten Viererabwehrkette der letzten Spiele stellte er sein Team um auf eine Dreierabwehr. «Wir sind ein hohes Risiko eingegangen. Wir wollten die Luzerner nicht spielen lassen», erklärte Grüter die Marschroute. Aber: «Unter dem Strich haben wir den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht», so Grüter. Denn die taktischen Umstellungen führten nicht zu einem Surseer Sieg, aber zu einem attraktiven und tor­reichen Spiel.

Ruben Vargas, der die Surseer Hintermannschaft mit seiner Geschwindigkeit immer wieder vor Probleme stellte, eröffnete das Skore schon nach weniger als fünf Minuten. Und als Marco Rüedi nach einer halben Stunde auf 2:0 erhöhte, schien es wie gewohnt bei den Duellen von Luzern gegen Sursee: Die spielerisch starke Nachwuchsequipe des FC Luzern würde nun den Sieg locker nach Hause schaukeln. Doch weit gefehlt, wie auch Luzern-Trainer Gerardo Seoane zugeben musste: «Sursee hat es uns brutal schwer gemacht, ein Riesenkompliment an den Gegner. Sie haben uns übers ganze Spielfeld in Zweikämpfe ver­wickelt.» Dies seien seine Spieler nicht gewohnt. Umso mehr habe der Systemwechsel des FC Sursee dazu geführt, dass sein Team «einen unglaublichen Lehrblätz» erlebt hätte. «Man muss auch in den Zweikämpfen bestehen können, um ein Spiel zu gewinnen», so Seoane.

Das 1000. Sursee-Tor in der 1. Liga
Noch vor der Pause wurde der FC Sursee belohnt. Der starke Neuzugang Elvis Bratanovic und Dominik Trost per Penalty konnten bis zur Pause ausgleichen. Wobei der Treffer von Trost historischen Charakter hat: Es war das 1000. Tor des FC Sursee in der 1. Liga! «Wirklich? Das wusste ich nicht», sagte Trost nach der Partie. Es sei für ihn eine grosse Ehre, dass er ein solches Tor mit Geschichtscharakter habe erzielen dürfen. «Schade aber, dass das Tor nicht zum Sieg oder zu einem Punkt gereicht hat, denn wir haben eine sehr gute Leistung abgeliefert. Dieses neue System ist sicherlich eine Waffe, die wir auch in anderen Spielen einsetzen können», so Trost. Dass es Sursee nicht zu einem Punkt gereicht hat, lag an individuellen Fehlern in der Defensive, welche die Luzerner eiskalt ausnutzten. Das frühe Tor von Vargas entstand nach einem katastrophalen Fehlpass von Bieri, dem 2:3 durch Hoxha ging ein leichter Ballverlust von Ehrler voraus. Fehler, die man sich auf diesem Niveau nicht erlauben darf, zumal nicht gegen ein Spitzenteam wie den FC Luzern.

Allerdings dürfen die Surseer zu Recht auf ihre Leistung stolz sein, denn gegenüber dem letzten Herbst, als der FC Sursee monatelang das Tabellenende zierte, ist eine klare Leistungs- und Qualitätssteigerung sichtbar. Und für Sursee-Trainer André Grüter zahlte sich der taktische Wechsel dennoch aus: «Unsere Taktik ging auf. Und je nach Gegner wissen wir nun, dass wir verschiedene taktische Systeme anwenden können.»

Spielbericht FC Sursee: Offensivspektakel ohne Ertrag

Der Sursee-Staff überraschte die starke Seoane-Truppe mit einer Offensiv-Variante in der Aufstellung. Mit einem 3-4-3-System wurde der Gegner hoch angegangen und unter Druck gesetzt. Diese Variante funktioniert, wenn Defensiv Fehler verhindert werden. Sonst kommt es, wie es am Samstag auf der Schlottermilch kam. Abspielfehler defensiv, ab geht die Post und Luzern führt nach fünf Minuten durch Vargas mit 0:1. Die Einheimischen kamen auch zu Chancen, doch die Auswertung war im Vergleich zu den Gästen mangelhaft. Pech hatte Pinto mit seinem Pfostenschuss. Zweite Chance Luzern, zweites Tor. 0:2 durch Rüedi. Doch die Grüter – Elf legte nochmals einen Zahn zu. Noch vor der Halbzeit konnten Bratanovic und Trost (auf Penalty) zum 2:2 ausgleichen.

Auch in der zweiten Halbzeit das analoge Bild. Sursee im Vorwärtsgang, aber defensiv verwundbar. Hoxha konnte dies in der 59. Min zum 2:3 ausnutzen. Sursee am Boden? Weit gefehlt. Grüter brachte nochmals neue Kräfte, das Team powerte weiter und Bratanovic schoss in der 77. Min sein zweites Tor zum 3:3. Die Einheimischen schienen nun den Braten gerochen zu haben. Sie wollten den Sieg, sie wollten die drei Punkte auf der Schlottermilch behalten. Doch einmal mehr zeigte sich die Seoane-Elf äusserst effizient. Ein Konter via Wolf und Vargas kam zum eingewechselten Riedmann, der beim 3:4 Goalie Peterhans keine Chance lies.

Spektakel auf der Schlottermilch. Keine Punkte für die Einheimischen. Aber dies war feine Fussballkost. Trotz Niederlage waren sich die Fussballfans einig. Wenn Sursee diese Pace halten kann, werden sie in Kürze wieder Punkte einfahren. Nun folgt das nächste schwierige Spiel auswärts gegen GC U21. Gegen die Zürcher wird es wieder eine Parforce-Leistung brauchen, damit der Punktestand ausgebaut werden kann.

Samstag, 26.8.2017, 16.00 Uhr, Niederhasli: GC U21 – FC Sursee

Spielbericht FC Luzern:

Einige Jungs des FCL-U21-Teams scheinen sich damit schwer zu tun, dass eine Halbzeit 45 und nicht 40 Minuten (plus Nachspielzeit) dauert. Beim Saisonauftakt gegen die Black Stars hatte man in den Schlussminuten noch zwei Gegentreffer beim 3:2-Heimsieg kassiert. Diesmal, im Derby in Sursee, gab man in den Minuten vor dem Pausenpfiff eine 2:0-Führung preis. Zuvor hatte Ruben Vargas, der die Surseer Defensive mit seiner Agilität immer wieder in Schwierigkeit brachte, das Seoane-Team schon nach fünf Minuten in Führung geschossen. Und Marco Rüedi baute den Vorsprung nach einer halben Stunde aus. Nachdem die Surseer über ihren 1000. Treffer in der Ersten Liga jubeln durften, legte der FCL nach dem Wechsel dank Rrezard Hoxha wieder vor. Und den erneuten Ausgleich des kämpferischen Platzteams beantwortete FCL-Joker Riedmann mit dem Siegtor sieben Minuten vor Schluss.

Telegramm FC Sursee – FC Luzern U21 3:4 (2:2)
Schlottermilch. – 350 Zuschauer. – SR Odiet. – Tore: 5. Vargas 0:1. 30. Rüedi 0:2. 43. Bratanovic 1:2. 45. (+1) Trost (Foulpenalty) 2:2. 59. Hoxha 2:3. 76. Bratanovic 3:3. 83. Riedmann 3:4. – Sursee: Peterhans; Bieri, Huber, Bernet (66. Bolliger); Wyder; Pinto (58. Ehrler), Trost, Lukic, Otomo (80. Christen); Bratanovic, Gashi. – Luzern U21: Enzler; Sidler, Alves (80. Elmini), Miranda, Kränzle; Wolf, Voca, Rüedi (63. Njau); Ulrich, Hoxha (68. Riedmann), Vargas. – Bemerkung: 20. Pfostenschuss Pinto.