Kickers Luzern startet mit einem neuen Trainer in die Saison. Der 31-jährige Iraner Faras Hayavi soll die erfolgreiche Arbeit von Zenun Selimi weiterführen.

Seine Vita als Spieler liess sich für einen Trainer im Amateurbereich durchaus sehen. Profi bei Ferencvaros Budapest war er, ebenso bei den Young Boys, beim FC Luzern und in Sofia. Die Rede ist von Zenun Selimi, der Kickers Luzern in die 2. Liga inter geführt und dort letzte Saison auch gehalten hat. Nun ist der 44-Jährige aus zeitlichen Gründen aber von seinem Posten an der Seitenlinie zurückgetreten. Sein Nachfolger heisst Faras Pour Hayavi Zaseh, ein junger Mann von 31 Jahren, der sich in seiner Aktivkarriere in tieferen Sphären bewegte. In Perlen, beim Luzerner SC, in Horw und Obergeissenstein übte er sein Hobby auf 2.– und 3.-Liga-Niveau aus – mit OG schaffte er kürzlich den Aufstieg in die 2. Liga.

Viel Erfolg mit den A-Junioren
Was den Erfahrungsschatz angeht, kommt es auf Tribschen also zu einem Kulturwandel. Die sportliche Entwicklung allerdings soll in dieselbe Richtung weitergeführt werden. Hayavi wird dabei erstmals eine Aktivmannschaft trainieren. Explizit gelobt wird er für seine Qualitäten als Ausbildner. «Klar, dass dieser Aspekt meiner Arbeit bisher am stärksten zum Vorschein gekommen ist. Ich arbeitete ja ausschliesslich im Nachwuchsbereich», erklärt Hayavi mit einem Schmunzeln. Drei Jahre lang coachte er in der Coca-Cola-Junior-League die A-Junioren des Teams OG Kickers und gewann dabei mehrere Titel.

Das Führen einer Gruppe, das Übernehmen von Verantwortung – das alles ist und war sich der heute in Ballwil wohnhafte Hayavi bereits in jungen Jahren gewohnt. Als Ältester von sieben Kindern nahm er zur Entlastung der Eltern früh «eine Ersatzvater-Rolle» ein, wie er erzählt. Als er 15 Jahre alt war, verliess er mit seiner Familie «wegen der politischen Umstände» die Stadt Abadan im Südwesten Irans und kam in die Schweiz. Er lernte Deutsch, schloss das Gymnasium ab, studierte Politik und arbeitete sich bei McDonald’s bis zum Regionalleiter empor. Die Beförderung im Fussball verbindet er deshalb nicht mit Druck, sondern er sieht sie als Herausforderung, die er dankbar annimmt. «Ich spüre den Verein hinter mir. Und von Selimi habe ich eine sehr intakte Truppe übernommen. Die Ausgangslage ist sehr gut.»

Der Gedanke an die UNO
Auf die Frage, mit welcher Grundidee er die Funktion als Cheftrainer angeht, antwortet Hayavi folgendes: «Am liebsten ist mir der attraktive, offensive Fussball mit ganz viel Variabilität und Tempo.» Der neue Tribschen-Rasen, der in diesem Frühjahr verlegt worden ist, lädt zu dieser Spielweise geradezu ein. Obwohl die Mannschaft letzte Saison lange gegen den Abstieg spielte und ­Hayavi in dieser Saison eine noch ausgeglichenere Liga erwartet, blickt er dem Start mit Zuversicht entgegen: «Wir können in dieser Liga eine gute Rolle spielen. Wenn wir zu unseren spielerischen Fähigkeiten auch physisch in guter Verfassung sind, müssen wir uns vor niemandem verstecken.»

Sein Vertrag ist vorerst auf ein Jahr befristet, sein Engagement betrachtet er aber als langfristiges Projekt. «Ich möchte den Verein darin bestätigen, dass er mit mir die richtige Entscheidung getroffen hat.» Seinen Assistenten, den ehemaligen Kickers-Spieler Marco Teixeira, bezeichnet er dabei als grosse Stütze. Daneben liebäugelt Hayavi mit einer Ausbildung zum Oberstufenlehrer an der Pädagogischen Hochschule Luzerns. «Eine Richtungsänderung» sei es, die er derzeit vollziehe, «als junger Mann hatte ich ganz andere Vorstellungen. Als ich den Iran verliess, ging ich davon aus, noch weiter in die Welt hinaus zu reisen. Ich dachte an eine Anstellung bei der UNO. Jetzt gefällt es mir aber sehr gut, so wie es ist.» Dafür verantwortlich ist nicht zuletzt der Fussball. Wer weiss: Vielleicht ist Kickers Luzern gar der erste Verein einer Trainervita, die sich dereinst durchaus sehen lassen kann.

Zuzüge: Bushaj (Buochs), Kasumi (Küssnacht), Kokanovic (Wangen b. Olten), Beganovic (Sursee). – Abgänge: Rama, Maric, Huez.