Zwei Spiele mit dem FC Südstern sorgten in den letzten Wochen für Schlagzeilen: Das Cupspiel gegen Küssnacht und das 4.-Liga-Spiel gegen den SC Kriens. Nun hat der Innerschweizer Fussballverband (IFV) entschieden keine weiteren Strafen auszusprechen. Doch diese Entscheidungen hinterlassen offene Fragen.

Das Cupspiel zwischen dem FC Küssnacht und dem FC Südstern Luzern vom 17. Oktober 2020 sorgte für mediales Aufsehen. Ein Bericht des FC Küssnacht auf REGIOfussball.ch (zum Bericht) schilderte die Vorkommnisse. Insbesondere soll es Tumulte und Rudelbildungen um den Schiedsrichter nach dem Schlusspiff und auf dem Weg in die Garderobe gegeben haben. REGIOfussball.ch liegt zudem der Schiedsrichterrapport vor, den wir aus Datenschutzgründen aber nicht vollständig abdrucken.

Keine Sanktionen oder Bussen
Nun hat sich der Innerschweizerische Fussballverband (IFV) und die zuständige Wettspielkommission mit dem Spiel und den Vorwürfen befasst. Der Verband hat dazu von beiden involvierten Vereinen die Stellungnahmen gesammelt und zudem den Schiedsrichterrapprt ausgewertet. Gestützt auf den Untersuchungen sind sie zum Schluss gekommen, dass es keine Sanktionen oder Bussen gegen den FC Südstern geben wird und auch keine Spieler nachträglich sanktioniert werden.

Markus Berwert, Leiter der Geschäftsstelle des IFV, sagt auf Anfrage des «Boten der Urschweiz» dazu: «Gemäss dem Schiedsrichterrapport ist notiert, dass der Masseur auf dem Boden lag, das stimmt. Allerdings ist gemäss dem Rapport nicht klar, wie es so weit gekommen ist. Deshalb konnten wir in dieser Hinsicht auch keine Strafe aussprechen.» Weiter sei der Schiedsrichter gemäss dem Rapport zwar vom Präsidenten des FC Südstern Luzern, Kurt Ammann, in die Kabine begleitet worden. Das sei aber durchaus normal.

Schiedsrichter angeblich nicht bedroht
Davon, dass der Schiedsrichter aber von Spielern des FC Südstern in die Mangel genommen oder gar bedroht wurde, stehe aber nichts im Schiedsrichterrapport, beteuert Berwert im «Boten der Urschweiz». Diese Aussage widerspricht dem Bericht des FC Küssnacht und auch zentralen Aussagen im Schiedsrichterrapport. der Rapport des anwesenden Schiedsrichter bestätigt diese Aussage nicht – im Gegenteil: «Ich habe mich durch den Südstern Spieler bedroht und angegriffen gefühlt» und weiter «Ich habe mich nicht getraut unter die Dusche zu gehen, weil ich micht nicht sicher gefüllt habe. Sowas habe ich noch nie erlebt.» Der Schiedsrichter fühlte sich aber auch schon kurz nach dem Schlusspfiff bedroht: «Als ich das Spiel nach der Situation abpfiff, kamen mehr als 6 Spieler (Spieler Nummer …) aggressiv zu mir, ich dachte, ich werde angegriffen. Dank Küssnachter Spieler wurde ich nicht angegriffen.» Nur um drei kurze Auszüge (vom IFV bestätigt) aus dem sehr ausführlichen und detaillierten Rapport zu nennen.

Der Schweizer Amateurfussball hat ein Problem: Schiedsrichtermangel. Doch genau genau mit solchen Entscheiden setzt der Verband falsch an. Aufgabe des Verbandes ist es, die Schiedsrichter zu unterstützen und zu schützen, sonst werden sich Schiedsrichter künftig mehrmals überlegen ein solches «gefährliches» Hobby auch künftig auszuführen.

Christian Kunz bleibt bei seinen Aussagen
Christian Kunz, Co-Trainer von Küssnacht, bleibt aber bei seinen Aussagen in seinem Bericht (zum Bericht). Dass nun kein Spieler des FC Südstern aufgrund der Vorfälle nachträglich bestraft oder sanktioniert wird, überrascht ihn, wie er im «Boten der Urschweiz» schildert : «Ich finde, die entsprechenden Spieler hätten für ihr Verhalten eine Strafe verdient.» Den Entscheid des IFV akzeptieren aber Kunz und der FC Küssnacht: «Auch für uns ist das Spiel nun abgehakt und wir wollen nach vorne schauen. Und ich persönlich habe ja auch nichts gegen den FC Südstern. Es sind lediglich die einzelnen Spieler, die aus meiner Sicht für ihr ­Verhalten hätten geradestehen müssen», ergänzt Kunz. Als letzten Punkt untersuchte der IFV auch noch die angeblichen Scharmützel auf den Zuschauerrängen. Hier steht gemäss Berwert im Schiedsrichterrapport zwar, dass es zu Disputen gekommen sei. Dass ein Küssnachter Zuschauer aber gewürgt worden ist, wird nicht bestätigt. Auch hier bleibt Kunz aber bei seinen Aussagen.

Probleme beim Spiel Südstern – Kriens
Auch beim 4.-Liga-Spiel des FC Südstern am 10. Oktober 2020 gegen den SC Kriens, kam es nach einem sehr harten Meistserschaftsfight zu unschönenen Szenen. Bei diesem Spiel auf dem Littauer Grenzhof war auch ein Medienschaffender von REGIOfussball.ch vor Ort und bestätigte die Aussagen im Bericht des SC Kriens (zum Bericht). Es war zu Tumulten mit einigen Spielern des FC Südstern beim Kabineneingang nach dem Spiel gekommen, als die Krienser in ihre Garderoben wollten.

Die junge Krienser Mannschaft beschrieb die Szenen in einem Brief unter anderem an den IFV wie folgt: «Auf dem Weg in die Garderobe mussten wir von Freiwilligen (…) regelrecht geschützt werden, damit wir heil in die Kabinen kamen. Die Spieler des FC Südstern warteten vor dem Eingang der Garderoben und wollten uns verprügeln. Die Wut und Aggressivität vieler Südstern Spieler war spürbar und nur mit grosser Mühe gewisser Leute (bereits oben erwähnt) wurde es uns ermöglicht in die Garderobe zu kommen. Ebenfalls kritisieren möchten wir, dass weder der Trainer noch Funktionäre des FC Südstern hingestanden sind und die Situation versucht haben unter Kontrolle zu kriegen.» Auch in diesem Fall hat der IFV keine weiteren Strafen und Sanktionen ausgesprochen.

Verpasst Zeichen zu setzen
Schlussendlich möchten wir uns nicht anmassen, hier ein abschliessendes und juristisch korrektes Urteil zu fällen. Wir finden es aber wichtig, dass die Thematik diskutiert wird, damit künftig solche Vorfälle im Interesse des Amateurfussballs vermieden werden können. Enttäuscht sind wir vom Innerschweizer Fussballverband, der es verpasst hat, hier ein wichtiges Zeichen zu setzen um Spieler und vor allem unsere (raren) Schiedsrichter zu schützen.